Berliner Shopping-Club schlüpft bei US-Firma Fab unter

Berlin (dpa) - Nur sieben Monate nach seiner Gründung ist das Berliner Internet-Startup Casacanda beim amerikanischen Vorbild Fab untergeschlüpft. Der Shopping-Club firmiere ab sofort unter dem Namen Fab.de, teilten die Unternehmen am Dienstag mit.

Den Kauf bezahlt die US-Firma mit eigenen Anteilen, den Preis nannte sie nicht. Casacanda wurde bei der Übernahme nach Informationen des „Wall Street Journal“ auf rund 10 Millionen Dollar (rund 7,5 Mio Euro) taxiert. Mit der Übernahme reagiert Fab auch auf den kürzlich gestarteten Wettbewerber Bamarang, den die deutschen Samwer-Brüder betreiben.

Fab.com bezeichnet sich als Shopping-Club und verkauft vor allem Design-Möbel und Accessoires - angeblich bis zu 70 Prozent unter dem üblichen Preis. Bei der Werbung für seine Verkaufsaktionen setzt das Unternehmen stark auf Soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Von dieser Spielart des E-Commerce versprechen sich Investoren derzeit hohe Wachstumsraten.

Fab.com-Mitgründer Jason Goldberg erklärte, bei der Expansion ins Ausland sei Berlin die „erste Wahl“ gewesen: „Die deutsche Wirtschaft ist stark, Berlin ist ein tolles Zentrum für Startups. Und die Deutschen haben eine tief verwurzelte Begeisterung für Design und die Art von Produkten, die wir auf Fab.com verkaufen.“ Casacanda habe sich zwar von Fab inspirieren lassen, sei aber innovativ. Die mehr als 50 Mitarbeiter des Berliner Unternehmens werden übernommen.

Die US-Firma ist den vergangenen Monaten rasant gewachsen: Seit dem Neustart im Juni haben sich nach Angaben von Fab-Mitgründer Goldberg zwei Millionen Nutzer registriert. Mit dem Kauf von Casacanda kommen 250 000 weitere hinzu. In diesem Jahr will das Portal Güter im Wert von 100 Millionen Dollar verkaufen. Bei einer Finanzierungsrunde im Dezember wurde der Firmenwert nach Angaben des „Wall Street Journal“ auf mehr als 200 Millionen Dollar taxiert. Das US-Portal war als Online-Netzwerk für schwule Männer gestartet, änderte aber mangels Erfolg die Strategie.

Casacanda passt nach Ansicht des Gründers Roman Kirsch gut zu Fab: „Wir teilen die Vision, in den nächsten Jahren die globale Nummer eins für Design im Internet zu werden.“ Der US-Partner habe einen leichteren Zugang zu Kapital, Casacanda könne mit Umsetzungsfähigkeit und Schnelligkeit glänzen und bei der Erschließung des europäischen Marktes helfen. Das Modell habe das Potenzial, so „groß wie Amazon“ zu werden, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Die Übernahme steht im Zeichen eines scharfen Wettbewerbs. Die Investment-Firma Rocket Internet, die den Samwer-Brüdern gehört, hat vor drei Wochen den Shopping-Club Bamarang eröffnet. Er ist unter anderem in Deutschland, Großbritannien und Frankreich verfügbar. Fab-Gründer Goldberg hatte dem Portal in einem offenen Brandbrief vorgeworfen, nicht nur das Geschäftsmodell nachzuahmen, sondern auch das Design von Fab zu stehlen. Die US-Firma hat selbst einige Ähnlichkeiten mit E-Commerce-Anbietern wie Groupon.