Datenhungrige Apps als Helfer der Geheimdienste
Berlin (dpa) - Nach neuesten Enthüllungen fischen die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ auch bei populären Smartphone-Apps nach Nutzerdaten. Die Anwendungen wissen oft mehr als den Nutzern bewusst ist.
An welche Informationen kommen die NSA und GCHQ über die Apps heran?
Laut Unterlagen, die der „New York Times“ und dem „Guardian“ vorliegen, kann es generell um Geräte-Daten wie das Smartphone-Modell aber auch um den aktuellen Standort gehen. Bei Apps mit Verbindung zu sozialen Netzwerken kann es auch um das Adressbuch oder vom Nutzer selbst angegebene nähere persönliche Informationen gehen. Aus den Unterlagen wird aber nicht deutlich, in welchem Umfang tatsächlich Apps zu Überwachung von einzelnen Zielpersonen oder für eine großflächig angelegte Schnüffelei verwendet wurden.
Können die Dienste mit Hilfe der Apps sehen, wo sich eine Zielperson genau aufhält?
In vielen Apps wird auch der Aufenthaltsort des Smartphones übermittelt, bei Anwendungen wie Google Maps ist es sogar der Hauptzweck. Laut den Snowden-Enthüllungen kamen die Dienste dadurch massenhaft an Geo-Daten. „Jeder der Google Maps auf dem Smartphone nutzt, unterstützt letztlich ein GCHQ-System“, zitieren die beiden Zeitungen aus einem geheimen Dokument aus dem Jahr 2008.
Wie kommen Apps wie Geschicklichkeits-Spiele überhaupt dazu, Wissen über die Nutzer zu sammeln?
Zum einen können Geräte-Informationen für das Funktionieren der Anwendung notwendig sein. Zum einen finanzieren sich vor allem kostenlose Smartphone-Spiele oft über Werbung. Die Werbe-Netzwerke, die Anzeigen platzieren, wollen diese personalisieren und greifen dafür - soweit dies zugelassen wird - auch gern auf die Ortsangaben zurück. Diese Werbe-Netzwerke werden von unzähligen Websites und Apps benutzt. Außerdem gibt es immer wieder schwarze Schafe, die heimlich versuchen, möglichst viele Informationen abzugreifen - wie eine Taschenlampen-App, die auf die ID-Nummer der Geräte zugriff, um personalisierte Werbung ausspielen zu können.
Welche Apps sind betroffen?
„New York Times“ und „Guardian“ nennen unter Berufung auf die Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden unter anderem das populäre Spiel „Angry Birds“. Der dahinterstehende finnische App-Entwickler Rovio betonte ausdrücklich, man arbeite nicht mit Geheimdiensten zusammen. Wenn diese aber über Anzeigen-Netzwerke auf die Daten zugriffen, könne dies bedeuten, dass potenziell kein Gerät mit Internet-Anschluss sicher ist.
Was kann sich ändern?
Rovio-Chef Mikael Hed forderte, dass die Werbe-Netzwerke den Datenschutz verbessern. Wenn sich die Enthüllungen bestätigen sollten, werde Rovio die Zusammenarbeit mit ihnen überdenken. Außerdem können auch viele App-Entwickler besser auf Daten der Nutzer aufpassen. So geriet die Kaffeehaus-Kette jüngst in den USA in die Kritik, weil ihre App Nutzer-Informationen bis hin zum Passwort unverschlüsselt speicherte. Die Lücke wurde inzwischen geschlossen.