Elektronikshow CES 2013 brummt auch ohne echte Sensationen
Las Vegas (dpa) - Die CES in Las Vegas meldet sich als einer der wichtigen Impulsgeber der Unterhaltungselektronik-Branche zurück. Es pulsiert wieder in der Wüstenstadt. Die Messe wurde von den asiatischen Elektronikherstellern dominiert - allen voran Samsung.
Der Eindruck entstand auch, weil sich die „Big Four“ aus den USA - Apple, Amazon, Google und Facebook - nicht in Las Vegas blicken ließen. Und Microsoft-Chef Steve Ballmer tauchte nur für eine Stippvisite auf, obwohl das Microsoft-Tablet Surface und das neue Betriebssystem Windows 8 noch etwas mehr Werbung hätten gebrauchen können.
Nachdem vor zwei Jahren die Einführung von 3D nicht die gewünschten Absatz-Impulse liefern konnte, besinnen sie die TV-Gerätehersteller auf die beiden verlässlichen Erfolgskriterien zurück: Bildschirmgröße und Bilder in hoher Auflösung. Samsung protzte auf der CES mit einem 110 Zoll (279 Zentimeter) großen Display mit Ultra-HD-Auflösung mit bemerkenswert gestochen scharfen Bildern. Doch die Branche setzt nicht nur auf Riesen-TV und HD, sondern treibt auch die Umsetzung des Konzeptes einer vernetzten Welt voran.
Dabei nehmen Smartphones und Tablet-Computer eine zentrale Rolle ein. Wie sich etwa Filme vom Handy auf den Fernseh-Bildschirm bringen lassen, präsentierten auf der CES zum Beispiel Panasonic und Samsung. Man verbindet das Smartphone einfach drahtlos mit dem Fernseher. Samsung bündelt die verschiedenen Medien in einem Smart-Hub, über das auch die mit dem Handy aufgenommenen Fotos und Filme sofort über das Netz auf den Fernsehbildschirm kommen.
Smartphones und Tablets sind vielfach der zweite Bildschirm und Steuerungseinheit für das multimediale Zuhause. Eine ganze Reihe verschiedener Tablets mit Microsofts neuem Windows 8, unter anderem von Acer und Lenovo, waren am Stand von Intel zu sehen. Neue „Convertibles“ mit abnehmbarem Touch-Display lassen die Grenze zwischen Tablet und Notebook verschwimmen.
Etwas Bewegung kommt auch in ein Dauerthema der Elektronikmessen der vergangenen Jahre, nämlich in die Display-Technologie OLED. Die organischen Displays sind anders als LCD selbstleuchtend und brauchen keine zusätzlichen Lichtquellen. Die Displays können hauchdünn hergestellt werden und geben dazu noch deutlich brillantere und kontrastreichere Bilder wider.
In OLED-Wettstreit kündigte LG an, noch in diesem Monat mit einem ersten großen Fernseher auf den Markt zu kommen - und will damit Samsung ausstechen. Sony, einst ein Pionier in der Entwicklung, hatte sich zwischenzeitlich aus dem OLED-Rennen verabschiedet und kehrte auf der CES wieder auf die Bühne zurück. Sony-Präsdident Kazuo Hirai präsentierte den ersten 55 Zoll OLED-Fernseher mit Ultra-HD-Auflösung (4k).
Samsung zeigte den Prototypen eines leicht gewölbten OLED-Fernsehers, der zu Hause Kino-Feeling aufkommen lassen soll. Manche CES-Besucher sahen aber in diesem Konzept den Versuch, eine Antwort auf eine Frage zu liefern, die kein Kunde jemals gestellt hat. Billig dürfte keines der OLED-Geräte zu haben sein. Während LG den Preis seiner Neuentwicklung mit 12 000 Dollar angibt, schweigen sich die anderen Hersteller noch aus.
Ultra-HD - oder auch 4k genannt - gibt Bilder im Vergleich zu Full-HD in vierfacher Schärfe wider. Neben der beeindruckenden Qualität des Fernsehbildes hat die neue Technologie aber auch noch einen anderen Vorteil. Sie ermöglicht einen deutlich geringeren Abstand zwischen Fernseher und Zuschauer. Und Fernseher über 50 Zoll Diagonale, für die man schon ein großes Wohnzimmer braucht, sind inzwischen zum Verkaufsschlager geworden. Toshiba etwa hat zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 den Verkauf von Panels in dieser Größenordnung verdoppelt.
Die Unternehmen blieben aber auf der CES die Antwort schuldig, woher denn diese ultra-hochauflösenden Inhalte kommen sollen. Vielfach können die neuen Fernseher zwar normale HD-Inhalte auf 4k hochrechnen. Einen Regelbetrieb für die Sendung von 4k-Fernsehen dürfte es aber vor 2015 nicht geben, schätzt Stephan Heimbecher von Sky Deutschland. Wenn hier die Branche nicht nachlegt, droht 4k das Schicksal der 3D-Technologie, die sich bei den TV-Inhalten nicht auf breiter Front durchgesetzt hat. Gary Shapiro, Chef der Consumer Electronics Association, Ausrichterin der CES, appellierte denn auch an den Erfindergeist der Industrie. Ohne Innovationen, so Shapiro, werde die Branche nicht überleben.
Dieses Motto gilt auch für die Automobil-Industrie, die erkannt hat, dass sich die Käufer nicht mehr allein für PS, Chrom, Metalllackierungen, Ledersitze und Alu-Felgen interessieren, sondern den Innenraum des Autos als einen Multimedia-Raum erleben wollen, der mit dem Netz verbunden ist. Neue Maßstäbe setzte auf der CES Audi mit einem Q7, in dem ein dreidimensionales Sound-Konzept umgesetzt wurde, das gemeinsam mit den MP3-Erfindern vom Fraunhofer Institut und dem Hifi-Spezialisten Bang & Olufsen umgesetzt wurden. Audi glänzte neben Toyota/Lexus auf der Messe auch mit seinem Konzept der digitalen Fahrassistenten, das die Vorteile eines computergesteuerten Roboter-Autos in Sachen Sicherheit und Komfort mit dem in den USA legendären Fahrvergnügen verbindet.
Von Christoph Dernbach und Renate Grimming