Elektronische Postkutschen - Worauf es bei Freemailern ankommt
Göttingen/Hamburg (dpa/tmn) - Praktisch jeder besitzt eine Emailadresse, viele Online-Betreiber bieten den Service kostenlos an. Wer Freemailer vergleicht, sollte nach viel Speicher und Komfortfunktionen Ausschau halten - und auf der Hut bei angebotenen Upgrades sein.
Fast 145 Milliarden E-Mails sind 2012 weltweit verschickt worden - jeden Tag. Das hat der US-Technologie-Marktforscher Radicati Group hochgerechnet. Ein Leben ohne elektronische Post ist nicht mehr denkbar. Entsprechend wichtig ist ein komfortabler und zuverlässiger E-Mail-Dienst.
„Wichtig bei der Auswahl eines Mail-Anbieters ist vor allem die Größe des verfügbaren Speicherplatzes“, erklärt Nils Matthiesen von der „Computerbild“. Nutzer sollten mindestens ein Gigabyte (1000 Megabyte) Platz haben. „Sonst muss man regelmäßig sein Konto aufräumen, damit wieder genügend Speicher zur Verfügung steht.“ Kosten muss der Dienst deshalb trotzdem nichts, von AOL Mail über Freemail von T-Online bis hin zu Gmail von Google, Outlook.com von Microsoft oder Yahoo Mail stehen zahlreiche kostenlose Dienste zur Verfügung.
Doch noch immer gibt es einige Freemail-Anbieter, die ihren Kunden gratis nur elektronische Postkutschen mit 10 oder 12 Megabyte Speicher überlassen - obwohl ein oder mehrere Gigabyte Speicher längst Standard sind. „Einige Anbieter begrenzen die Postfachgröße auch gar nicht“, sagt Rafaela Möhl vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Während etwa Google beim Gmail-Dienst derzeit rund zehn Gigabyte pro Kunde vorhält, ist der Speicherplatz beim Hotmail-Nachfolger Outlook.com nach Angaben von Betreiber Microsoft „praktisch unbegrenzt“.
„Bei der Bedienung und bei der Sicherheit hatte der Microsoft-Dienst knapp die Nase vorn“, berichtet Matthiesen von einem Freemailer-Test der „Computerbild“. Beim Funktionsumfang hingegen habe Gmail etwas besser abgeschnitten. Beiden großen Anbietern gelinge das Aussortieren von Spam-Mails recht zuverlässig.
Die Dienste unterscheiden sich nicht nur durch Features wie den SMS- oder Fax-Versand, die Verwaltung von Kontakten und Adressen oder durch das App-Angebot für mobile Geräte voneinander. Auch die maximal mögliche Nachrichtengröße variiert stark. Sie ist vor allem dann entscheidend, wenn man größere Anhänge wie Fotos oder Videos verschicken möchte.
Laut „Teltarif.de“ sind beim Versand je nach Anbieter maximal zwischen 25 und 35 Megabyte pro E-Mail erlaubt. Beim Empfang variiert das höchstens zulässige Datenvolumen zwischen 16 und 100 Megabyte. Es gibt aber auch Dienste wie Outlook.com, die anbieten, den Anhang in einen angeschlossenen Online-Speicher des Anbieters hochzuladen. Der Empfänger bekommt dann die Mail mit einem Downloadlink - und die Größe des Anhangs ist praktisch egal.
Einige Freemailer machen ihren Kunden sogenannte Premium-Angebote - etwa für mehr Speicherplatz. Solche Offerten „springen“ den Nutzer oft direkt nach dem Einloggen an, weiß Rafaela Möhl: „Da sollte ich ganz genau gucken, bevor ich "Ja" klicke“. Denn oft sei nicht gleich erkennbar, ob es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt.
Natürlich darf bei der E-Mail-Kommunikation die Sicherheit nicht zu kurz kommen. Am besten ruft man Webmailer nur über eine verschlüsselte Verbindung auf, also mit „https“ statt „http“ in der Adresszeile. Besonders wichtig ist dies, wenn man unbekannte Rechner oder öffentliche beziehungsweise offene WLAN-Hotspots nutzt. Die meisten Dienste unterstützen dies, teilweise allerdings nur beim Einloggen und nicht ständig. „Man sollte darauf achten, dass es komplett über eine https-Sitzung läuft“, fasst Rafaela Möhl zusammen.
Um E-Mails nicht nur im Browser lesen, sondern sie auch mit Client-Programmen auf den Rechner oder andere Geräte holen zu können, gibt es das bereits betagte POP3-Protokoll. Neuere Protokolle wie IMAP oder Exchange ActiveSync (EAS) erlauben das parallele Verwalten der Mails auf mehreren Geräten. Per EAS ist zusätzlich sogar das Synchronisieren von Kontakten, Kalendereinträgen, Aufgaben und Notizen möglich. Weil Microsoft auf das hauseigene EAS setzt, bietet Outlook.com als einer der wenigen Dienste keinen IMAP-Support. Ob die Unterstützung noch kommen wird, ist ungewiss.
Unbedingt notwendig ist der Abruf per E-Mail-Client oder -App allerdings nicht - es sei denn aus Gründen der Datensicherung. Schließlich bieten die meisten Anbieter heute komfortable Webmailer-Oberflächen. „Ob man die E-Mails direkt im Browser liest oder sie mit einem speziellen Programm abruft, ist eigentlich Geschmackssache“, sagt Matthiesen.