Ernährungsexperten: Lebensmittelindustrie muss sich ändern
München (dpa) - Die Lebensmittelindustrie muss sich aus Sicht von Ernährungsexperten grundlegend wandeln - oder durch neue Unternehmen revolutioniert werden.
Die Branche schädige die Umwelt, die Menschen, verstärke Ungleichheit und verschwende dabei Unmengen von Geld und Ressourcen, sagte Sam Kass, der unter anderem Chefkoch im Weißen Haus und Ernährungsberater von US-Präsident Barack Obama war, am Dienstag auf der Internetkonferenz DLD in München. Die Lebensmitteindustrie alleine verursache, etwa durch die Rinderzucht, ein Viertel der klimaschädlichen Gase, stehe aber anders als die Energieversorger oder der Auto- und Luftverkehr nicht im Fokus.
Kimbal Musk, Bruder des Tesla-Gründers Elon Musk, sagte, Ernährung spiele etwa in den USA eine zu geringe Rolle in der Erziehung. Viele Kinder wüssten kaum, wie Tomaten oder Karotten aussehen und schon gar nicht, woher sie kommen. Musk investiert seit Jahren in Unternehmen, die sich mit neuen Technologien für die Branche beschäftigen und ökologischen Landbau fördern. „Das Vertrauen in die Ernährungsindustrie ist verloren gegangen“, sagte Musk.
In den USA etwa sei ein Apfel, der im Supermarkt gekauft werde, im Schnitt elf Monate zuvor gepflückt worden. Danach sei der Apfel, in Wachs gehüllt, in sauerstoffarmen Kühlkammern gelagert worden, um nach Bedarf und Nachfrage ausgeliefert werden zu können, sagte Caleb Harper vom Media Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Das koste Nährstoffe und erhöhe den Zuckergehalt. „Früher hieß es: "an apple a day, keeps the doctor away" ("Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern"), heute fördert ein Apfel am Tag Diabetes.“