Experte: „Enthüllungen sind Popkultur geworden“

Berlin (dpa) - Wikileaks ist eine Marke geworden - für Enthüllungen. Nun haben ehemalige Wikileaks-Aktivisten unter Führung des ehemaligen Wikileaks-Sprechers Daniel Domscheit-Berg eine alternative Plattform in Deutschland gegründet namens Openleaks.

Längst gibt es Enthüllungsplattformen weltweit, wie Indoleaks in Indonesien oder Balkanleaks und weitere stehen in den Startlöchern. Kommen jetzt Enthüllungen über Enthüllungen? Der Blogger Markus Beckedahl bei netzpolitik.org erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, welche Auswirkungen die neuen Plattformen auf unsere Gesellschaft haben können.

Erst Wikileaks, dann Openlaks. Sind Enthüllungsplattformen en vogue?

Markus Beckedahl: Wikileaks war nicht die erste Plattform dieser Art, aber die erste, die Enthüllungsplattformen populär gemacht haben. Das Verb „leaken“ ist ja schon in die Umgangssprache in Deutschland eingegangen. Vorher war diese Art Geheimnisse aufzudecken oder zu verraten in Deutschland um Skandale aufzudecken dem einen oder anderen bekannt durch Ereignisse wie den Pentagon-Papieren. Aber auf einmal ist es Popkultur geworden.

Werden jetzt Wellen von Enthüllungen kommen?

Markus Beckedahl: Es wäre wünschenswert, wenn mehr Skandale aufgedeckt werden würden aus gesellschaftlicher Sicht. Es existiert viel im Geheimen, von dem wir nicht wissen und wo wir wahrscheinlich nach der Veröffentlichung finden, dass es sinnvoll war, so etwas aufzudecken.

Welche Auswirkungen könnten die Enthüllungen der Plattformen denn auf unsere Gesellschaft haben?

Markus Beckedahl: Enthüllungen von Skandalen führen in der Regel zu einer Art Reinigungsprozess. Wenn es viel mehr Aufdeckungen von Skandalen gibt, dann ist der Reinigungsprozess auch größer. Insofern denke ich schon, dass diese Entwicklung positiv zu bewerten ist.

Was genau wird denn gereinigt oder verbessert?

Markus Beckedahl: Enthüllungsplattformen wie Wikileaks sind so etwas wie ein sicherer Hafen für Whistleblower. Das ist eine sehr wichtige demokratische Funktion. Denn auf einmal bekommen wir als fünfte Gewalt, als Rezipient von Informationen, viele Originaldokumente und Quellen zu lesen. Das ist erst durch das Internet möglich geworden. Früher haben Zeitungen diese Dokumente nicht veröffentlicht - aus Platzmangel, aber auch weil sie auf dem Schatz sitzen bleiben wollten. Das ist jetzt anders. Das ist das Revolutionäre und das, wo ich einen gesellschaftlichen Mehrwert drin sehe.

Interview: Maryam Schumacher, dpa