Internet Dating Facebook kündigt Partnersuche-Funktion an

San Jose (dpa) - Facebook steigt ins Geschäft mit der Partnersuche ein. Für die Dating-Funktion werden Mitglieder gesonderte Profile anlegen müssen, die auch nur für andere Flirt-Interessierte sichtbar sein werden, wie Facebooks Gründer und Chef Mark Zuckerberg ankündigte.

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Auf den Datenschutz sei dabei besonders geachtet worden. Anleger trauen Facebook zu, den Markt aufzumischen: Die Aktie der Match Group, der Mutterfirma der Flirt-App Tinder, verlor nach der Ankündigung über ein Fünftel ihres Werts.

Ob Facebook auch auf sein enormes Wissen über die Mitglieder zurückgreifen will, um Partner-Vorschläge zu machen, blieb zunächst unklar. Zunächst wurde nur bekannt, dass Nutzer an Events und Gruppen teilnehmen und dort ihre Profile für andere sichtbar machen können. Die Kommunikation zwischen zwei Personen soll über einen eigenen neuen Chatdienst laufen. Das Dating-Profil soll nicht für die Facebook-Freunde eines Nutzers sichtbar sei - und sie sollen auch nicht als potenzielle Partner vorgeschlagen werden, hieß es. Weitere Details soll es in den kommenden Monaten geben.

Facebook wolle darauf aufbauen, dass sich bereits viele Paare bei dem Online-Netzwerk kennengelernt hätten, sagte Zuckerberg. Und 200 Millionen Nutzer gäben aktuell an, dass sie Alleinstehend seien - „also gibt es hier ganz klar etwas zu tun“. Der Dienst solle helfen, langfristige Beziehungen aufzubauen, nicht nur kurzfristige Flirts, sagte Zuckerberg mit einem unverhohlenen Seitenhieb auf Tinder.

Match-Chefin Mandy Ginsberg, spielte im Gegenzug in einem bissigen Kommentar auf den jüngsten Datenskandal von Facebook an: Die Ankündigung komme zu einem überraschenden Zeitpunkt, wo doch in diesem Bereich viele persönliche und heikle Informationen anfielen. Facebook hätte finanziell das Zeug dazu, das auf zusätzlichen Premium-Angeboten basierende Geschäftsmodell von Apps wie Tinder mit einem kostenlosen Dating-Dienst massiv unter Druck zu setzen.

Außerdem erleichtert es Facebook den Nutzern nach dem jüngsten Datenskandal, einige gesammelte Informationen wie die Liste besuchter Websites oder angeklickter Links zu löschen. Zudem könnten die Nutzer künftig auch verhindern, dass Daten über ihre Interaktionen mit anderen Websites und Apps überhaupt gespeichert werden, sagte Zuckerberg auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8. Er verglich die Funktion „Clear History“ mit dem Entfernen ähnlicher Informationen in Webbrowsern. Genauso könne ein solcher Schritt auch die Nutzung von Facebook weniger komfortabel machen, betonte er. „Ihr Facebook wird nicht ganz so gut sein, während das System neu lernt.“

Als weitere Neuerung bekommt die Foto-App Instagram eine Videochat-Funktion und der Kurzmitteilungsdienst Facebook Messenger einen eingebauten Übersetzer. Außerdem gab Zuckerberg den Startschuss für den Verkauf der neuen VR-Brille Oculus Go.

Eine zentrale Rolle bei Zuckerbergs Auftritt spielte aber der Datenskandal um den Abfluss von Nutzerinformationen an die Analysefirma Cambridge Analytica. Zuckerberg wiederholte, dass dies „ein massiver Vertrauensbruch“ gewesen sei. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann.“

Zugleich bekräftigte der Facebook-Chef, dass das Online-Netzwerk wegen des Skandals und der heftigen Kritik der vergangenen Monate nicht stehenbleiben werde. „Es ist wichtig, hart zu arbeiten, um die Welt zusammenzubringen. Wir werden weiterbauen.“

Zuckerberg wirkte auf der Bühne sicherer und lockerer als in den vergangenen Jahren - und griff auch zur Selbstironie. Eine Funktion zum gemeinsamen Ansehen von Videos demonstrierte er anhand seiner zehnstündigen Fragerunde vor US-Abgeordneten und Senatoren. „Nehmen wir mal an, einer Ihrer Freunde muss im US-Kongress aussagen“, sagte Zuckerberg. „Man kann seine Freunde versammeln und gemeinsam lachen, gemeinsam weinen“, setzte er zu Gelächter im Saal fort. „Lasst uns das nicht so bald wiederholen“, schloss er nach einer Pause ab.

Jeder der rund 5000 anwesenden Entwickler und Partner fährt mit einer Oculus-Go-Brille nachhause, kündigte Zuckerberg an. Das günstigere Gerät ohne Kabel soll das immer noch schlummernde Geschäft mit virtueller Realität ankurbeln. Das Gerät mit dem Namen Oculus Go kommt im Gegensatz zu bisherigen VR-Brillen ohne Anschluss an einen leistungsstarken Computer aus. Das neue Gerät hat weniger Einsatzmöglichkeiten als das Top-Modell Oculus Rift, der Preis ist aber auch nur etwa halb so hoch.

Die Oculus Go sei vor allem für Menschen gedacht, die VR ausprobieren oder in der Brille Filme oder Videos ansehen wollen, sagte Produktmanager Madhu Muthukumar. Außerdem gibt es eine Plattform für virtuelle Besuche von Konzerten und anderen Events.

Zuckerberg hofft, mit Oculus die Kommunikation der Zukunft mitzuprägen, nachdem Facebook die Smartphone-Plattformen Apple und Google überlassen hatte. „Telefone sind rund um Apps aufgebaut, aber das ist nicht, wie wir denken“, betonte Zuckerberg. Facebook wolle stattdessen die Nutzer in den Mittelpunkt stellen.