Französische Suchmaschine Qwant wirbt mit Datenschutz
Berlin (dpa) - Wer im Internet etwas sucht, landet fast immer bei Google. Das Unternehmen beherrscht den Markt auch in Deutschland. Ein Anbieter aus Frankreich will nun mit dem Versprechen von mehr Privatsphäre Nutzer anlocken.
Er ist nicht die einzige Alternative.
Die Suchmaschine Qwant hat ihr Logo in bunten Farben gezeichnet, gelb, grün und blau leuchten die Buchstaben vom Bildschirm. Das erinnert an den großen Konkurrenten Google - doch hier höre die Gemeinsamkeit auf, betont Qwant. Das Unternehmen aus Frankreich bringt seine Suchmaschine jetzt auf den deutschen Markt. Es will sich mit einem Fokus auf den Schutz der Privatsphäre von der übermächtigen Konkurrenz absetzen.
„Wir versuchen, Ihnen so viel Privatsphäre und Sicherheit wie möglich zu geben“, sagt Qwant-Mitgründer Eric Léandri am Dienstag (4. März) bei der Vorstellung des Unternehmens in Berlin. „Wir sammeln absolut keine persönlichen Daten.“
Qwant setzte lediglich einen Cookie für die jeweilige Sitzung, speichere Informationen zum Nutzerverhalten aber nicht dauerhaft. Qwants Ergebnisseite ist in mehrere Spalten aufgeteilt, in denen Informationen von Nachrichtenseiten, aus der Wikipedia oder aus Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter gesammelt sind. Die Suchergebnisse sind für alle Nutzer gleich und nicht personalisiert.
Qwant will die Nutzer aus der eigenen „Filterblase“ befreien. So tauften Experten den Effekt der personalisierten Suchergebnisse. Denn die Resultate bei Google oder Yahoo sind nicht für alle Menschen gleich. Google etwa verknüpft unter anderem bisherige Anfragen, den Standort und Informationen aus dem eigenen sozialen Netzwerk Google Plus. Es kann so auf den Nutzer abgestimmte Ergebnisse liefern.
Einerseits ist das praktisch. Andererseits, so die Skeptiker, beschränke dies die Sicht auf die Welt. „Wir sind nicht dazu da, um Ihnen genau das zu zeigen, was Sie sehen wollen. Wir sind da, um zu zeigen, was existiert“, sagt Léandri.
Qwant habe bisher 3,5 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, sagt Mitgründer Jean Manuel Rozan. Geld verdient die Suchmaschine mit dem Verkauf von Software an Firmen und mit Werbelinks, bei denen Qwant einen Anteil erhält, wenn Nutzer etwas kaufen. Im vergangenen Jahr habe Qwant 5 Millionen Euro umgesetzt, sagte Rozan. Die Firma nähere sich dem Punkt, an dem sie profitabel arbeite.
In Frankreich ging Qwant Anfang 2013 online. Innerhalb eines Jahres zählte die Suchmaschine 600 Millionen Suchanfragen. Damit ist Qwant winzig im Vergleich zu Google: Dort werden 100 Milliarden Anfragen verarbeitet - pro Monat. Zu Qwant gab es zum Start am Dienstag noch nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag.
„Ich trete nicht gegen Google an“, sagt Léandri. Er wolle eine europäische Suchmaschine aufbauen. Bis Ende des Jahres werde Qwant nach Brasilien und in weitere europäische Länder expandieren. Auf Italienisch, Spanisch und Portugiesisch läuft die Suche bereits.
Mehrere kleine Google-Konkurrenten wie DuckDuckGo oder Ixquick wollen ebenfalls auf dem Datenschutz-Feld punkten. Seit den Snowden-Enthüllungen im vergangenen Sommer zählen sie einen deutlichen Nutzerzuwachs.
Die SuchmaschineDuckDuckGo mit dem Entenlogo gibt es seit 2008.
Sie speichert nach eigenen Angaben keine Daten wie die IP-Adresse der
Nutzer. Sie leitet auch keine Informationen über die Suchanfragen an
andere Webseiten weiter, wenn Nutzer auf einen Link aus
den Suchergebnissen klicken. Die Suchergebnisse
generiert DuckDuckGo aus Ergebnislisten von Konkurrenten wie Yahoo
und einem eigenen Webcrawler, der das Web durchstöbert.
Auch Ixquick gibt an, keine IP-Adressen über seine Nutzer
zu speichern. Persönliche Daten werden nicht an Dritte weitergegeben,
auch Cookies legt die Suchmaschine nicht im Browser der Nutzer ab.
Das Unternehmen hat seinen Sitz in den Niederlanden. Ixquick
durchsucht für seine Ergebnisse mehrere Suchmaschinen gleichzeitig.
Seit 2009 gibt es den Ableger Startpage, der ausschließlich anonym
auf Google zurückgreift. Startpage verarbeitet pro Tag im
Durchschnitt etwa 5,2 Millionen Suchanfragen. Ebenso wie bei
DuckDuckGo hat sich die Zahl der Anfragen seit Beginn der
Snowden-Enthüllungen mehr als verdoppelt.