Gartner: Handy-Markt zu Jahresbeginn geschrumpft
Stamford (dpa) - Die sinkende Nachfrage nach einfachen Mobiltelefonen hat den weltweiten Handy-Markt im ersten Vierteljahr 2012 erstmals nach zehn Quartalen wieder schrumpfen lassen.
Nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner vom Mittwoch ging der Absatz im Jahresvergleich um zwei Prozent auf 419,1 Millionen Geräte zurück. Bei den populären Smartphones gab es hingegen einen Zuwachs von fast 45 Prozent auf 114,4 Millionen Computer-Telefone. Und mit ihnen verdienen die Hersteller deutlich mehr. Umsatzzahlen im Detail will Gartner aber frühestens kommenden Monat in seinem Ausblick für das Jahr bekanntgeben.
Der Rückgang im ersten Quartal ist der erste seit dem zweiten Quartal 2009, als die Ausläufer der Finanzkrise die Branche erreichte. Ursache der sinkenden Absatzzahlen sei nun vor allem eine niedrigere Nachfrage in der Region Asien/Pazifik gewesen, teilte Gartner mit. Smartphones treiben das Geschäft weiter deutlich an - inzwischen auch in China. In dem Wachstumsmarkt würden die Nutzer derzeit ihre Handys nicht mehr gegen aktuelle Modelle austauschen, sondern warteten lieber auf neue leistungsfähige Smartphones, erläuterte Gartner-Analyst Ashul Gupta. Doch erst im zweiten und dritten Quartal würden die chinesischen Hersteller ihre nächste Smartphone-Generation auf den Markt bringen.
Wie schon andere Marktforscher sieht Gartner Nokia nach 14 Jahren endgültig vom Thron des weltgrößten Handy-Herstellers gestoßen. „Samsung ist der klare Marktführer mit signifikanten Marktanteilen“, sagte Gupta. Das Unternehmen verkaufte 86,6 Millionen Geräte und kommt auf einen Marktanteil von 20,7 Prozent. Nokia, der seit 1998 die Position des Marktführers innehatte, kommt inzwischen auf 83,2 Millionen verkaufte Handys und mit 19,8 Prozent Marktanteil auf den zweiten Platz.
Als drittgrößter Handy-Hersteller der Welt hat sich fest Apple mit seinem iPhone etabliert. Mit 33,1 Millionen verkauften Geräten und 7,9 Prozent Marktanteil sieht Gartner Apple zwar weit hinter den beiden größeren Rivalen - dank der hohen iPhone-Preise ist der US-Konzern jedoch schon lange bei den Gewinnen der unangefochtene Champion der Branche. Dennoch verkauft Apple sein iPhone auch in sich entwicklende Märkte. China hat sich für den kalifornischen Konzern inzwischen zum zweitgrößten Markt nach den USA entwickelt.
Den Anteil des iPhones am Smartphone-Markt sieht Gartner bei 22,3 Prozent. Damit lassen Android und Apples iOS-Plattform anderen Betriebssystemen derzeit wenig Platz. Das Google-Betriebssystem zementierte seine Spitzenposition im Smartphones-Geschäft mit einem Marktanteil von 56,1 Prozent.
Die Blackberrys von RIM liegen demnach nur noch bei 6,9 Prozent. Microsoft sackte mit seinen Windows-Betriebssystemen inklusive des neuen Windows Phone im Jahresvergleich noch einmal ab und kommt nur noch auf 1,9 Prozent Marktanteil. Mit Windows Phone spiele Microsoft jedoch noch nicht sehr lange in der Smartphone-Liga, sagte Gupta. „Da gibt es noch viel Wachstumspotenzial“. Bislang habe Microsoft aber noch nicht den Preispunkt für den Eintritt in den Massenmarkt gefunden. „Wichtig für den Erfolg sind die sich entwickelnden Märkte und massenmarkttaugliche Preise.“
Deutlich wird aus den Zahlen auch, dass die etablierten Platzhirsche immer mehr neue Rivalen aus China beachten müssen. So rückte der Hersteller ZTE weltweit auf den vierten Platz vor, mit einem Marktanteil von 4,2 Prozent. Auf Rang sechs steht Huawei - vor dem Blackberry-Anbieter RIM, Motorola, Sony und HTC. „Die chinesischen Hersteller sind sehr aktiv und innovativ“, sagte Gupta. Mit neuen Display-Technologien und Smartphones mit Quadcore-Prozessoren dürften sie selbst in Europa erfolgreich sein - hier speziell im Prepaid-Markt, schätzt Gupta.