Geld statt Liebe: Alarmsignale bei einer Netz-Romanze
Stuttgart (dpa/tmn) - Beim Geld hört die Romantik auf - vor allem, wenn man den angebeteten Menschen im Netz kennengelernt und noch nie getroffen hat. Für diese bittere Erkenntnis mussten schon viele Opfer Lehrgeld zahlen.
Doch Betrüger lassen sich erkennen.
Ganz gleich wie bombastisch die Liebesschwüre sein mögen: An Internetbekanntschaften, mit denen es noch nie ein persönliches Treffen gab, sollte man kein Geld überweisen und auch sonst nicht auf Forderungen eingehen. Denn das Risiko, dass es sich bei der vermeintlich großen Liebe um einen Betrüger handelt, ist zu groß, warnt die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Bei der Romance Scam genannten Betrugsform erschleicht sich der Täter über Wochen oder Monate das Vertrauen seines Opfers.
Wenn dann eine Forderung nach Geld oder etwa einem Visum für Deutschland kommt, schöpften die meisten Betroffenen keinen Verdacht, weil die Täter es - ohne eine einzige persönliche Begegnung - geschafft haben, sich in deren Leben unverzichtbar zu machen. Die Polizei warnt auch davor, eine Internetbekanntschaft im Ausland zu besuchen, ohne sie vorher jemals getroffen zu haben. In Einzelfällen sei es bei Besuchen in afrikanischen Ländern zu Erpressungen gekommen, bei denen Betrügerbanden die Opfer festhielten und erst nach einer Lösegeldzahlung von Angehörigen in Deutschland wieder freiließen.
Die Kontaktaufnahme findet meist per Mail, über eine Kontaktanfrage oder einen Chat in einem sozialen Netzwerk oder über ein gefälschtes Partnerbörsenprofil statt. Die Betrüger kommunizieren der Polizei zufolge meist in gutem Englisch, viele beherrschten aber auch perfektes Deutsch. Lebensläufe und berufliche Werdegänge der Betrüger sind frei erfunden, mitgeschickte Fotos gestohlen. Mit seriös wirkenden Mails, Liebesbekundungen und detaillierten Fragen zum Privatleben werben die Betrüger dann um ihre Opfer.
Oft geben die Täter irgendwann an, dringend verreisen zu müssen - etwa aus geschäftlichen Gründen oder wegen familiärer Schwierigkeiten. Als Ziele nennen Betrüger den Angaben zufolge oft westafrikanische Länder wie Nigeria, Ghana oder Senegal, aber auch Russland oder Südostasien. Betrügerinnen geben meist vor, aus osteuropäischen, südostasiatischen oder südamerikanischen Ländern zu stammen.
Und dort in der Ferne beginnen dann meist die Schwierigkeiten: Die Betrüger erfinden gestohlene oder konfiszierte Pässe, Überfälle, Unfälle oder Krankenhausaufenthalte - und bitten ihre Opfer angesichts der angeblichen Notsituation um Geld per Bargeldtransfer.
Wer in so eine Situation gerät, sollte sofort den Kontakt abbrechen, rät die Polizei. Außerdem gilt es, mögliche Beweise wie E-Mails zu sichern, um den Betrug belegen zu können, und Anzeige erstatten.