Glasfaser - Lichtwellen für die Internet-Autobahn
Berlin (dpa/tmn) - Wer online fernsieht oder per Streaming Videos anschaut, weiß: Für eine ruckelfreie Nutzung sind schnelle Datenleitungen unerlässlich. Künftig sollen Glasfaser-Leitungen potenzielle Flaschenhälse verhindern.
Doch nicht jeder wird davon profitieren.
Täglich fließen mehr digitale Daten in die bundesdeutschen Haushalte. Ob Fernsehen über Internet, Video on demand oder mal kurz ein paar hochaufgelöste Urlaubsbilder an die Freunde verschicken - der digitale Strom schwillt unaufhaltsam an. Mancherorts drohen bereits die traditionellen Kupferkabel zu wahren Flaschenhälsen zu werden. Die Bundesregierung plant deshalb, bis 2014 insgesamt 75 Prozent der Haushalte in Deutschland mit einer Übertragungsrate von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) zu versorgen. Doch bis dahin könnte es noch ein weiter Weg sein.
In vielen Regionen setzt die Industrie für den Ausbau der Infrastruktur auf schnelle Glasfaserleitungen. Sie sollen selbst große Datenströme unterbrechungsfrei in die Haushalte bringen. „Welche Geschwindigkeit der Kunde mit Glasfaser tatsächlich bekommt, hängt aber davon ab, bis wohin das Glasfaserkabel verlegt ist“, erklärt Rafaela Möhl, Sprecherin des Verbraucherdienstes Teltarif. Vielfach reichen die schnellen Kabel nur bis zur nächsten Ecke, für die letzte Meile wird dann wieder herkömmliches Kupferkabel genutzt. Dann komme beim Kunden allerdings nur VDSL-Geschwindigkeit heraus.
Theoretisch sollen über Glasfaser laut Telekom Geschwindigkeiten von 100 MBit/s im Upload und sogar 200 MBit/s im Download erreicht werden. Die klassischen VDSL-Leitungen kommen dagegen gerade einmal auf 25 bis 50 MBit/s. Anders als beim traditionellen Kupferkabel werden die Daten nicht über elektrische Impulse, sondern mit Hilfe von Lichtsignalen geleitet. Selbst bei sehr langen Strecken weisen die modernen Lichtwellenleiter anders als Kupfer keinen Qualitätsverlust mehr auf.
Zwar gibt es in ländlichen Gebieten mit schwacher Infrastruktur noch immer eine Unterversorgung, häufig ist der Zugang zum Netz ermüdend langsam oder gar nicht vorhanden. Das Statistische Bundesamt ermittelte allerdings gerade, dass 77 Prozent aller privaten Haushalte einen Internet-Zugang besitzen. Die meisten von ihnen (93 Prozent) sind mit einem Breitbandanschluss versorgt. 23 Prozent der Befragten haben allerdings noch überhaupt keinen Internet-Anschluss.
Branchenexperten gehen davon aus, dass an dem Ausbau einer schnellen und leistungsfähigen Infrastruktur kein Weg vorbei führt. Schon bald werde die Video-Nutzung 80 Prozent des Datenverkehrs im Netz ausmachen, so Hannes Schwaderer, Geschäftsführer von Intel und Präsident der Initiative D21. Auch Medizinische Dienste gerade in ländlichen Gebieten sowie das Energie-Netz, Strom und Wasser würden künftig digitalisiert eine Menge Kapazitäten benötigen.
Beim Ausbau der Datenleitungen müsse es aber nicht überall gleich Glasfaser sein, sagt Schwaderer. Immerhin sind für die teuren Leitungen Investitionen in Höhe von vielen Milliarden Euro nötig. Eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte hatte zuletzt ermittelt, dass das Interesse an Glasfaser bei privaten Kunden eher gering ist. „Der Appetit kommt aber beim Essen“, sagt Schwaderer. Verbraucher, die HD-Fernsehen oder Filme in 3D über das Internet sehen wollen oder in ländlichen Gebieten auf Telemedizin angewiesen sind, dürften die schnellen Leitungen zu schätzen wissen.
Wie das von ihm genutzte Netz im Einzelnen aussieht, sei für den Kunden in der Regel schwer ersichtlich, sagt Möhl. Die Telekom unterhält eine Seite, über die Interessenten ermitteln können, ob in ihrem Wohngebiet der Ausbau von Glasfaser geplant ist oder die schnellen Lichtwellenleiter bereits verfügbar sind. Teltarif bietet einen Rechner auf ihrer Website, über den der Nutzer herausbekommt, welcher Anbieter in einer bestimmten Region überhaupt Internetanschlüsse schaltet. „Dann gilt es, direkt beim Anbieter nachzufragen, ob und welcher Anschluss an der konkreten Adresse möglich ist“, erläutert Möhl.
Wer nur etwas surfen, E-Mails abrufen oder mal ein Video schauen möchte, für den reichten aber in der Regel 6 bis 16 MBit/s völlig aus, schätzt Möhl. Geschwindigkeiten ab 25 MBit/s seien vor allem für HD-Filme über das Netz oder Fernsehen über die IP-Leitung interessant. „Man sollte sich also zunächst überlegen, ob sich ein Aufpreis für High-Speed überhaupt lohnt.“ Alternativ könne der Verbraucher auch einmal bei den TV-Kabelanbietern nachschauen die bereits bis zu 120 MBit/s anbieten.