Grafikkarte für den PC: Aufrüsten lohnt sich

Berlin/Dresden (dpa/tmn) - Spiegelungen, Schatten und andere Effekte: Die volle Pixelpracht gibt es in modernen PC-Spielen nur mit leistungsstarken Grafikkarten. Beim Kauf kommt es aber nicht nur auf die pure Leistung an.

AMD oder Nvidia? Im Grunde teilen sich zwei Hersteller den Markt für Grafikkarten. Übersichtlicher wird es dadurch aber nicht. Denn im Dschungel der Produktnamen bleibt oft unklar, welche Karte was kann. Verzicht ist aber auch keine Alternative - zumindest für Spieler. Denn mit den Anforderungen moderner Actionspiele kommt eine Onboard-Grafik noch nicht klar.

Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. So sitzen neue integrierte Grafikchips (GPU) gar nicht mehr auf dem Mainboard (Onboard), sondern im Prozessor (CPU). Bei Intel kommt diese Technologie in allen i3-, i5- und i7-Chips der zweiten Generation (Sandy Bridge) zum Einsatz, bei AMD trägt die Kombination aus GPU und CPU den Namen Fusion. „Technisch ist das ganz klar die bessere Lösung“, erklärt Andreas Stahl vom Lehrstuhl für Computergraphik und Visualisierung an der Technischen Universität Dresden. Die GPU könne so viel besser mit CPU und Hauptspeicher zusammenarbeiten.

Deshalb können die integrierten Grafikbeschleuniger immer öfter auch bei Spielen mithalten, sagt Grafikexperte Stahl. „Die höchste Auflösung und die besten Effekte erreichen Sie damit aber nicht.“ Hendrik Weins vom Spielemagazin „Gamestar“ sieht die Leistungsfähigkeit von Sandy Bridge und Fusion eher skeptisch: „Normalerweise kann man schon mit einer Einsteiger-Grafikkarte für 80 bis 100 Euro im Vergleich zu Onboard-Chips ein Vielfaches der Leistung erreichen.“

Auch der allerneueste Grafikchip von Intel kann den Rückstand der integrierten Grafikchips nicht aufholen. Der HD 4000 steckt in den schnellsten Varianten der neuen Ivy-Bridge-Prozessoren. Die ersten mit den Sandy-Bridge-Nachfolgeprozessoren ausgestatteten Rechner und Notebooks kommen Ende Mai auf den Markt. „Im Vergleich zum alten HD 3000 ist der 4000er deutlich besser“, sagt Weins. Für aktuelle und anspruchsvolle Titel in guter Qualität reiche die Leistung aber auf keinen Fall.

Halbwegs anspruchsvolle Spieler kommen also um eine separate Grafikkarte nicht herum. Aber was ist mit anderen Nutzern? Die können eine zusätzliche Karte eigentlich höchstens zum Anschauen von Videos nutzen. Aber: „Das schafft jeder halbwegs aktuelle integrierte Beschleuniger“, sagt Andreas Stahl. „Auch in hohen Auflösungen.“ Zum Einsatz kommen Grafikkarten sonst nur noch in Nischen, zum Beispiel bei der Darstellung komplexer 3D-Modelle oder als zweiter Prozessor bei komplexen Berechnungen in der Forschung.

Trotzdem lohnt es sich für Besitzer eines alten PCs, über einen Austausch der Grafikkarte oder die Anschaffung eines neuen Rechners mit in die CPU integrierter GPU nachzudenken, sagt Stahl. Denn die Forschung habe die Beschleuniger nicht nur schneller gemacht: „Grafikkarten sind heute viel energieeffizienter.“ Neue Modelle können zum Beispiel ihre Rechenkerne nach Bedarf an- und abschalten oder entwickeln dank neuer Lüfter weniger Lärm als ihre Vorgänger. Und ein leiser Rechner ist immer gut - und absolut notwendig, wenn er zum Beispiel als Multimedia-PC neben dem Fernseher stehen soll.

Für Spieler sind neue Grafikkarten derzeit vor allem wegen Fortschritten bei Kühlung oder Energieverbrauch interessant. In Sachen Leistung verläuft die Entwicklung seit Jahren etwas gebremst. „Die heutige Grafik in Spielen ist im Prinzip auf dem Stand von vor fünf Jahren“, erklärt Andreas Stahl. Denn so alt ist die Technik von Playstation 3 und Xbox 360. Und die meisten Spieleentwickler programmieren ihre Titel wegen der höheren Verkaufszahlen noch immer vor allem dafür. Den nächsten großen Leistungssprung bei Grafikkarten erwartet Stahl daher erst wieder, wenn Sony und Microsoft ihre nächsten Videospielkonsolen vorstellen. Bis dahin halten auch ältere Steckkarten oft gut mit neuen Modellen mit.

Bei der Suche nach einer Grafikkarte sorgen die vielen Serien und Produktnummern schnell für Verwirrung. Ein Beispiel: Bei Nvidia gehören die Notebook-GPUs Geforce GTX 485M und GTX 680M nach Angaben des Computerportals „Notebookcheck.com“ zum Beispiel zur schnellsten Leistungsklasse 1, die Modelle GT 620M und GT 525M dagegen zur Klasse 3. Ähnlich das Bild bei der Radeon-Familie von AMD: Hier ist die HD 4890 im Leistungstest G3D Mark der Firma Passmark besser als die HD 6300M, die wiederum die HD 4270 übertrumpft.

Um im Wirrwarr der Bezeichnungen für Grafikkarten keinen Fehlkauf zu riskieren, sollte man im Vorfeld Benchmark-Testergebnisse auf den Seiten von 3D Mark oder G3D Mark studieren. Informationen über Notebook-Grafikkarten bietet zum Beispiel Notebookcheck.com. Die Seite PC-Erfahrung.de bietet eine Grafikchip-Rangliste für den Desktop-Bereich mit umfangreichen Leistungsdaten.