Gratis geschnitten: Videobearbeitung für Anfänger
München (dpa/tmn) - Aufgenommen ist der Film schnell - aber dann fängt erst die Arbeit an. Fürs Schneiden, Trimmen und Konvertieren gibt es eine Reihe kostenloser Programme.
Tausende Fenster und Regler, unverständliche Funktionen und eine unübersichtliche Oberfläche - die großen Videoschnitt-Steckenpferde von Anbietern wie Adobe, Pinnacle oder Magix überfordern besonders Einsteiger durch ihre Komplexität. Dabei geht es deutlich einfacher: Im Internet finden Schnitt-Neulinge viele Gratistools, die sich in ihren Funktionsumfang durchaus mit kommerzieller Einsteigersoftware messen können - und die völlig umsonst sind.
Ob einfaches Trimmen, mehrspuriges Schneiden oder Konvertieren des fertigen Filmes - für nahezu jede Aufgabe gibt es ein hilfreiches Tool im Netz. Dabei lassen sich diese auch als Ergänzung zu Kaufprogrammen einsetzen.
Einen Kinoblockbuster am Heim-PC produzieren? Zumindest die Postproduktion wird mit Lightworks hollywoodreif. Der Hersteller EditShare bietet seit 2010 seine professionelle Schnittsoftware für Profis als freies Open-Source-Programm an. Blockbuster wie „Pulp Fiction“ oder „Mission Impossible“ wurden bereits damit getrimmt. Die Software - aktuell noch in der Beta-Phase - lässt für ambitionierte Hobbyfilmer keine Wünsche offen: Der Schnitt erfolgt unabhängig von Auflösung, Format oder Codec. HD-Filme lassen sich vorführreif auf unzähligen Spuren kompilieren und zuschneiden. Weitere Funktionen wie Medienverwaltung und die Unterstützung externer Programme und Plugins dürften Normalnutzer allerdings eher abschrecken als anlocken.
Wer keinen Hollywoodstreifen drehen will, sondern nur das Video zu Omas 70. Geburtstag zusammenschustern möchte, dürfte sich hingegen schnell mit Windows Live Movie Maker anfreunden. Die Freeware von Microsoft bietet bereits zahlreiche Effekte und Funktionen, die auch von absoluten Anfängern leicht bedienbar sind - allerdings nur für Nutzer von Windows 7 und Vista.
Ein weit verbreiteter Allrounder der Heim-Videobearbeitung ist VirtualDub: Die Software meistert die Bearbeitung von Videodateien über 4 GB und beherrscht auch die getrennte Bearbeitung von Bild und Ton. „VirtualDub ist das ultimative Tool für die kostenlose Videonachbearbeitung, das sich durch sogenannte Plug-Ins von Drittherstellern sehr gut erweitern lässt“, meint Andreas Greil von der Zeitschrift „Video-Homevision“. Allerdings richtet sich das lineare Schnittprogramm bereits an fortgeschrittene Cutter: „Aufgrund der vielen Funktionen und der englischen Sprache erfordert es vom Nutzer etwas Einarbeitungszeit“, sagt Greil.
Ob Windows, Mac oder Linux - das freie Tool Avidemux funktioniert plattformunabhängig. Dabei unterstützt es eine Großzahl an gängigen Formaten und Codecs. Dank einer Makrofunktion lassen sich vor allem kleinere und oft zu wiederholende Korrekturen am Videomaterial mit wenigen Klicks erledigen.
HD-Hochglanz zum Nullbudget? Freeware-Tools verarbeiten allgemein auch hohe Auflösungen, die Dateiformate können aber Probleme bereiten. Camcorder speichern aufgrund der großen HD-Datenmenge ihre Filme in der Regel in effizient komprimierter Form - nicht immer lassen sich die Dateien sofort mit den Editoren öffnen. Abhilfe schaffen kostenlose Formatkonverter wie Format Factory, Miro Video Converter oder AVS Video Converter: das kryptische Videomaterial wird in bearbeitbare Dateien umgewandelt. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, die richtigen Einstellungen vorzunehmen.
Trotz aller Vorteile der kostenlosen Schnittprogramme: Oft sind sie in ihrem Funktionsumfang beschränkt. Eine kostenlose Komplettlösung in Form eines Programms mit vollem Featureumfang ist für Gelegenheits-Cutter nur durch die Kombination verschiedener Freeware möglich.
Wem das zu kompliziert ist, dem rät Buchautor Georg Jäger doch zu einem Kaufprogramm. „Bereits ab einem Preis von zirka 50 Euro enthalten die Editoren bereits viele Codecs sowie weitere Zutaten wie Überblendungen, Titel oder Effekte und bieten damit sehr viele Möglichkeiten für einen gelungenen Schnitt“, so der Verfasser mehrerer Tutorialbücher zu professionellen Schnittprogrammen. Auch Andreas Greil von „Video-Homevison“ betrachtet die günstigen Einstiegsprogramme als durchaus sinnvolle Option für Schnittanfänger. Aber: „Man darf von den kostenlosen Tools keine Wunderdinge erwarten.“