Highspeed-Surfen von DSL bis Kabel

Hamburg (dpa/tmn) — DSL-Anbieter locken Kunden mit immer schnelleren Verbindungen. Die hohen Durchgangsraten jenseits von DSL 16 000 sind aber meistens richtig teuer und bringen vielen Nutzern kaum einen Vorteil.

Außerdem kommt der Datenturbo oft gar nicht zu Hause an.

Wie schnell darf es denn sein? Internetprovider werben inzwischen nicht nur mit Doppelflatrates zum Surfen und Telefonieren oder verschiedenen Zusatzangeboten, sondern auch mit extrem schnellen Datenleitungen. Möglich sind Verbindungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s).

Solche Turboleitungen funktionieren teilweise ganz klassisch über den Telefonanschluss und eine DSL-Verbindung. DSL gibt es in unterschiedlichen Varianten. Die schnellste Version heißt VDSL — damit sind derzeit bis zu 50 MBit/s möglich. Schnelles Breitband-Internet mit bis zu 100 MBit/s kommt aber auch aus der Fernsehbuchse: Die Kupfer-Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber können nicht nur das TV-Signal, sondern auch andere Daten transportieren.

Erst müssen allerdings die technischen Voraussetzungen geschaffen werden: Der Anbieter rüstet dafür den Kabelverstärker des Haushalts um und tauscht den alten TV-Anschluss gegen eine sogenannte Multimediabuchse aus. Der Aufwand kann sich lohnen: „Tendenziell sind Kabelanbieter etwas günstiger“, erklärt Rafaela Möhl vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. „Sie bieten oft für das gleiche Geld höhere Geschwindigkeiten als die DSL-Konkurrenz.“

Für die schnelle Verbindung müssen Verbraucher aber oft ordentlich draufzahlen. Wie viel, hängt vor allem von den am Wohnort verfügbaren Anbietern ab. „Die Preise für 32 MBit/s beginnen bei rund 30 Euro pro Monat. Für 50 MBit/s zahlt man schnell 35 bis 45 Euro“, erklärt Tarifexpertin Möhl. „Bei einigen Anbietern geht es aber auch deutlich günstiger.“ Zum Vergleich: Die günstigsten, langsameren Anschlüsse gibt es ab etwa 20 Euro pro Monat.

Angesichts der höheren Kosten stellt sich die Frage, ob sich der schnelle Draht ins Netz überhaupt lohnt. Für Rafaela Möhl ist klar: „Wer ausschließlich im Netz surft, hat meistens keinen Gewinn durch eine flotte Leitung.“ Die Unterschiede beim Laden von Internetseiten bewegen sich oft im Bereich von Millisekunden, für den Nutzer ist der schnellere Aufbau so kaum spürbar.

Anders sieht es aus, wenn man regelmäßig große Datenmengen aus dem Internet herunterlädt oder zum Beispiel Online-Videotheken nutzt: Vor allem für HD-Filme ist eine schnelle Verbindung Pflicht. Selbst dann ist herkömmliches DSL aber oft genug, sagt Rafaela Möhl: „Für die Nutzung von Video-on-Demand-Angeboten reichen Geschwindigkeiten von 16 MBit/s in der Regel vollkommen aus.“ Voraussetzung ist allerdings, dass nicht mehrere Personen den Anschluss gleichzeitig nutzen. Denn dann müssen die Empfänger die Gesamtleistung unter sich aufteilen.

Doch auch wer seinen Anschluss alleine nutzt, hat manchmal den Eindruck, dass das Internet langsamer läuft als versprochen. Messen lässt sich die Verbindungsgeschwindigkeit ins Internet mit kostenlosen Tests, etwa bei Speedtest.net oder bei der Bundesnetzagentur. Liegt der Wert deutlich unter der gebuchten Rate, lassen sich die Ursachen möglicherweise ohne großen Aufwand beheben: Ein schlecht platzierter WLAN-Router, falsch konfigurierte Netzwerkkarten oder veraltete Hard- und Software können die Surfgeschwindigkeit bremsen.

Eventuell ist aber auch der Anbieter schuld an der lahmen Leitung. Nach einer im April veröffentlichten Studie der Bundesnetzagentur kommt das relativ häufig vor: Nur ein Teil der Nutzer surft demnach mit dem in der Werbung versprochenen Tempo. Die größten Abweichungen wurden im mittleren und hohen Geschwindigkeitsbereich gemessen. „Beim Datenkorridor zwischen 8 bis 18 MBit/s etwa erhalten rund 70 Prozent der DSL-Nutzer nur etwa 50 Prozent der vermarkteten Geschwindigkeit“, erklärt Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Das bedeutet: Ist eine Leitung mit DSL 16 000 gebucht, kommen in den meisten Fällen nur Datenraten von etwa 8000 KBit/s beim Kunden an.

Die Aussicht auf Nachbesserung ist in solchen Fällen gering. Der Grund: Die Anbieter sichern sich in den Verträgen mit unkonkreten Angaben wie „bis zu 16.000 Kbit/s“ ab. Verbraucherschützerin Ehrig rät daher: „Bei Vertragsabschluss ist darauf zu achten, dass der Anbieter in den AGB eine Mindestgeschwindigkeit zusichert.“ Wird die unterschritten, habe der Kunde möglicherweise eine rechtliche Handhabe. „Häufig setzen Anbieter die Mindestraten aber so niedrig an, dass eine Unterschreitung unwahrscheinlich ist“, erläutert die Expertin. Wer kurzfristig kündigen oder zumindest in einen langsameren und damit günstigeren Tarif wechseln will, ist daher in der Regel auf die Kulanz des Providers angewiesen.