Hilf dir selbst - Geräte reparieren als Autodidakt

Berlin (dpa/tmn) - Ein zerbrochenes Display-Schutzglas beim Handy, ein Grünstich beim Monitor oder ein kaputtes Bügeleisen sind noch lange kein Grund, die Geräte wegzuschmeißen oder teuer reparieren zu lassen.

Hilfe gibt es online wie offline unter Gleichgesinnten.

Ein falscher Schritt, und schon ist es passiert: Das Handy fällt aus der Hand auf den Boden, und schon ist ein Sprung im Glas quer über dem Display. Und jetzt? Ein Austausch kann teuer werden. Selbermachen geht aber auch - und zwar bei mehr technischen Geräten, als viele denken.

Wer im Internet etwa nach „iPhone Glas kaputt“ findet nicht nur kommerzielle Reparaturangebote, sondern auch zahlreiche Anleitungen, um das Problem selbst zu beheben - zum Beispiel in einem Forum wie handy-faq.de oder faq4mobiles.de.

Und nicht nur für Handys bieten Foren Reparaturanleitungen und Rat. Auch für andere Geräte vom Computer bis zur Waschmaschine findet sich etwas, etwa auf ifixit.com oder auf forum.teamhack.de. Meist führt eine einfache Internetsuche mit Gerätenamen oder -nummer sowie Stichworten zum Problem zum Erfolg. Kennt und schätzt man bereits spezielle Foren, kann man auch direkt die Forensuche bemühen.

Wer - um beim Beispiel zu bleiben - mit einem Apple-Gerät Probleme hat, bekommt auf ipod-forum.de Hilfestellungen jeder Art, nicht nur bei Reparaturen. „Wenn jemand sich zum Beispiel nicht sicher ist, ob er ein Kabel einfach rausziehen kann, findet er hier Hilfe“, sagt Felix Dittgen, der das Forum 2004 gegründet hat. Seitdem finden auf der Seite hilflose Nutzer und erfahrene Bastler zusammen. Es helfen aber auch viele Profis, die in entsprechenden Berufen arbeiten.

Viele Menschen müssen allerdings eine innere Hemmschwelle überwinden, um sich das erste Mal an die Reparatur eines technischen Geräts zu wagen. Wer sich das nicht alleine zutraut, für den sind offene Werkstätten oder sogenannte Repair Cafés die richtige Anlaufstelle. Hier gibt es meist auch das Spezialwerkzeug, ohne das eine Reparatur vieler Geräte gar nicht möglich ist. Wie in den Foren kommt in offenen Werkstätten geballtes Wissen zusammen.

„In den Repair Cafés geht es um Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Mikrowellen“, erklärt Tom Hansing von der Stiftungsgemeinschaft Anstiftung & Ertomis, die sich für eine aktive Zivilgesellschaft und nachhaltige Lebensstile einsetzt. Komplexere Geräte wie Handys werden in offenen Werkstätten aber bisher nur selten repariert. Auch deswegen, weil diese Geräte sich oft gar nicht oder nur schwer öffnen und reparieren lassen.

Versuchen kann man es natürlich trotzdem. Zu finden sind offene Werkstätten und Repair Cafés im Internet. Eins ist Hansing aber wichtig: „Wir verstehen uns nicht als kostenlose Dienstleistung.“ Bei den offenen Werkstätten gehe es um Hilfe zur Selbsthilfe. Gerät abgeben und warten, bis es ein anderer repariert, sei nicht vorgesehen. Auch sollten Repair Cafés keine Konkurrenz zu normalen Werkstätten sein.

„Zunächst mal scheint es billiger, das kaputte Bügeleisen oder den Computer selbst zu reparieren“, sagt Hansing. „In den seltensten Fällen geht diese Rechnung aber auf.“ Denn die Reparatur in Eigenregie kostet Zeit und Nerven. Gerade bei einfachen Geräten wie einem Bügeleisen sei die Neuanschaffung oft ökonomischer. Doch beim Reparieren in Eigenregie geht es nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern auch um eine innere Haltung, erklärt Hansing. „Der Kunde hat keine Lust, diesen Wegwerfwahnsinn mitzumachen.“

Bei Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rufen vor allem Menschen an, die sich über Umtausch, Gewährleistung oder Garantie informieren möchten. Aber mittlerweile wollen auch immer mehr Anrufer ihre Geräte selbst reparieren. Denen rät der Verbraucherschützer allerdings, sich nur an die Reparatur zu wagen, wenn sie auch über das nötige Wissen verfügen. „Denn sonst kann es bei manchen Elektrogeräten zu Sicherheitsproblemen kommen“, warnt Heldt. Die Gewähr, dass etwa das Bügeleisen nach der Reparatur nicht überhitzt, übernimmt in einer offenen Werkstatt natürlich niemand.

Und das Selberschrauben kann weitere Nachteile mit sich bringen: „Die Garantie verfällt auf jeden Fall, wenn ich das Gerät aufmache“, warnt Felix Dittgen. Reparaturen in Eigenregie lohnten sich deshalb oft erst nach Ablauf einer freiwilligen Garantiezeit des Herstellers. Auf die gesetzliche Gewährleistungsfrist von in der Regel zwei Jahren haben Schraubereien direkt keinen Einfluss. Allerdings kehrt sich nach einem halben Jahr die Beweislast um: Von da an muss der Käufer nachweisen, dass der Rechner von Anfang an einen Defekt hatte - und im Zweifel auch, dass er den Defekt nicht durch die eigene Schrauberei verursacht hat.

Wer all das beachtet und abwägt, dem bieten Reparaturen in Eigenregie mehr als eine kostengünstige Möglichkeit, Geräte wiederzubeleben. Er wehrt sich gegen kurzlebige Produkte, lebt nachhaltiger, trifft Gleichgesinnte und lernt ständig dazu.