Hilfe aus der Ferne - Mit Remote-Desktop PC-Probleme lösen
Berlin/München (dpa/tmn) - Wenn der Computer streikt, aber keine helfende Hand in der Nähe ist, kann die Fernwartung über Remote-Desktop eine Lösung sein. Doch neben vielen Vorteilen schaffen diese Hilfsprogramme auch Risiken - in manchen Fällen helfen sie gar nicht.
Manchmal ist Opa mit der Computertechnik überfordert und weiß bei einer Anwendung nicht mehr weiter. Seine technikbegabte Enkelin, die ihm helfen könnte, wohnt allerdings 200 Kilometer entfernt. Technische Probleme am Telefon zu erklären, ist häufig schwierig. In einer solchen Situation hilft Remote Desktop: Damit kann sich ein Helfer aus der Ferne auf den Rechner schalten.
Remote-Desktop-Anwendungen erlauben großen Firmen und Privatnutzern die Hilfe per Fernzugriff. „Der Nutzer eines PCs gibt den Blick auf die Steuerung des Rechners einem anderen frei“, erklärt Josef Reitberger von der Zeitschrift „Chip“. Bei dem Helfer kann es sich um einen Freund oder ein Familienmitglied handeln, aber auch um einen professionellen Dienstleister. „Darüber hinaus gibt es noch etliche andere Anwendungen, zum Beispiel das Fernsteuern des PCs vom Handy oder Tablet aus“, sagt Reitberger.
Aber wie funktioniert das? „Diese Programme übertragen den Bildschirminhalt eines Rechners auf einen anderen Rechner und die Tastatur- und Maus-Eingaben in der Gegenrichtung“, erklärt Reitberger. Das erlaubt es dem Nutzer, den Rechner von jedem Ort der Welt mit Internetanschluss fernzusteuern. Dabei bieten die Programme viele zusätzliche Funktionen wie das Übertragen von Dateien oder Chats.
Die Fernwartung hat aber ihre Grenzen. Startet der Rechner gar nicht oder gibt es ein Problem mit der Internetverbindung, bleibt die Hilfe aus. Auch als Ersatz für das heimische Mediencenter kann eine Übertragung per Remote Desktop nicht herhalten. „Probleme können bei der Übertragung von Videos, 3D und Sound auftreten - die Qualität hier ist meist relativ schlecht oder es funktioniert je nach Software erst gar nicht“, sagt Christian Herzog vom IT-Verband Bitkom.
Neben all den Vorteilen, birgt Remote-Desktop auch Risiken, da eine Tür zum Rechner geöffnet wird: „Das sicherheitstechnische Grundproblem ist offensichtlich: mit der Remote-Desktop-Software erlaube ich vollen Zugriff auf meinen Rechner“, mahnt Josef Reitberger. So lange die Software aktiv ist, ist es möglich, von außen alle Daten auf dem betroffenen Rechner und im verbundenen Heimnetzwerk zu sehen.
Auch bei der Datenübertragung können Sicherheitslücken den Nutzer angreifbar machen. „In der Regel sind die übertragenen Informationen nicht verschlüsselt und damit abhörbar - so können Datendiebe schnell an Tasteneingaben und Login-Daten gelangen“, sagt Christan Herzog. Die Absicherung der Verbindung ist möglich, kann viele Nutzer aber auch überfordern.
Was Josef Reitberger an vielen leicht bedienbaren Remote-Desktop-Lösungen nicht gefällt: Statt direkt, von Rechner zu Rechner, werden Daten häufig über die Server des Anbieters geleitet. Der Grund: „Bei einem normalen DSL-Anschluss verhindert die Firewall im DSL-Router, dass ein initialer Zugriff aus dem Internet überhaupt zum PC durchgestellt wird“, so Reitberger. Deswegen baut bei Remote-Desktop-Programmen jeder beteiligte Rechner zunächst eine Verbindung zum Firmenserver auf. Häufig steht dieser nicht in Deutschland, was für offene Fragen bei der Datensicherheit sorgt.
Beim Einrichten der Software sollte man genau aufpassen: „Wer Software verwenden will, die eine Direktkommunikation zwischen den beiden beteiligten Rechnern realisiert, der muss dazu die Firewall eines der beiden Rechner entsprechend konfigurieren - also öffnen“, sagt Reitberger. Auch hier erhöht sich das Risiko für Angriffe aus dem Netz. Der Rat des Experten: Solche Einstellungen sollten wirklich nur Profis machen, die genau wissen, was sie tun.
Die Möglichkeiten der Fernwartung enden nicht am PC. Viele Lösungen erlauben auch den Zugriff über Smartphones und Tablets. „Da jedoch die hohe Auflösung des Desktops auf einem meist kleineren Tablet-Bildschirm angezeigt wird, kann die Darstellung schnell unübersichtlich werden“, sagt Christian Herzog.
Die Zeitschrift „com! professional“ (Ausgabe 08/2014) hat fünf Remote-Lösungen getestet. Testsieger wurde dabei das Tool TeamViewer: „Ein starker Allrounder für Remote Control samt Meeting-Funktionen“, so das Test-Urteil. Das Tool ist für die private Nutzung kostenlos.