Hintergrund: Wie funktionieren Internetsperren?

Berlin (dpa) - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat seine Drohungen wahr gemacht und hat den Zugang zu Twitter gesperrt: Seit Freitag ist der Kurznachrichtendienst von der Türkei aus nicht mehr zu erreichen.

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Damit entzieht Erdogan, der selbst einen Twitter-Account hat, seinen Gegnern eines ihrer wichtigsten Kommunikationsmittel. Twitter habe sich geweigert, Entscheidungen türkischer Gerichte zu befolgen, hieß es. Auch Staaten wie China oder der Iran schränken immer wieder den Zugang zu Internet-Diensten für ihre Bürger teils massiv ein. Rein technisch ist das schnell gemacht.

Eine Website lässt sich relativ einfach blockieren. Das erfolgt zum Beispiel durch eine sogenannte DNS-Sperre. DNS steht für „Domain Name System“, das ist gewissermaßen das Adressbuch des Internets.

Bei einer Sperre des Servers wird die vom Nutzer eingetippte Internetadresse nicht mehr in die IP-Adresse, eine lange Zahlenfolge, übersetzt. Dann wird die Seite wird nicht mehr gefunden. In der Regel geben Regierungsstellen dafür den Internet-Providern eine Liste der zu sperrenden Websites oder bestimmter Schlagworte.

Die Netzsperren lassen sich jedoch auch schnell umgehen. Twitter selbst rät den Nutzern in der Türkei aktuell, ihre Tweets per SMS abzusetzen. Über VPN-Zugänge oder Anonymisierungsdienste wie TOR können Nutzer zudem ihren Standort verbergen.

Dadurch ist nicht mehr erkennbar, ob sie sich aus einem bestimmten Land, etwa der Türkei, oder von außerhalb einwählen. Die Sperre greift dann nicht mehr. Man kann aber auch auf einen anderen DNS-Server, etwa von OpenDNS oder Google ausweichen, der nicht manipuliert wurde. Die Nutzer legen damit praktisch zusätzliche Adressbücher an.

Während das Ausweichen auf SMS ein hilfreicher Tipp für die meisten Twitter-Nutzer in der Türkei sein dürfte, erfordert das Umgehen solcher Sperren aber einiges technisches Verständnis, das nicht unbedingt jeder Internetnutzer mitbringt. Einigen dürfte es immer gelingen, solche Sperren zu umgehen, die große Mehrheit der Nutzer wäre aber von der Blockade betroffen.