Hobby-Autoren im Netz: Fan Fiction ist rechtliche Grauzone
Berlin (dpa/tmn) - Selbst das schönste Buch ist irgendwann zu Ende. Viele Fans wollen sich damit nicht abfinden, schreiben selbst eine Fortsetzung und stellen sie ins Netz. Rechtlichen Ärger kann es dabei geben, wenn man Geld für die Geschichten verlangt.
Liebesgeschichten mit Harry Potter und neue Abenteuer der „Star Wars“-Helden: Viele Fans bekannter Filme, Fernseh- und Buchserien schreiben inoffizielle Fortsetzungen ihrer Lieblingsgeschichten und stellen sie als sogenannte „Fan Fiction“ ins Netz. Damit begeben sich die Hobbyautoren aber in eine rechtliche Grauzone. „In Deutschland ist Fan Fiction rechtlich problematisch, weil es keine Ausnahmeregelung im Urheberrecht gibt“, sagt Valie Djordjevic vom Onlineportal „ iRights.info“.
Andere Länder sind da weiter - das US-Recht kennt zum Beispiel das sogenannte Fair-Use-Prinzip, mit dem das Bearbeiten fremder Werke unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist. Echten Ärger müssen Fan-Fiction-Autoren allerdings auch hierzulande nicht befürchten. „Die Rechteinhaber haben gemerkt, dass das Verbot keinen Sinn macht“, sagt Djordjevic. Schließlich handele es sich bei den Autoren meistens auch um die größten Fans, also sichere Kunden neuer Bücher, DVDs und anderer Fan-Artikel. „Daher wird es meistens toleriert oder wenigstens ignoriert.“
Fan Fiction wird im Netz zum Beispiel auf Seiten wie FanFiction.net oder FanFiktion.de veröffentlicht, und zwar unentgeltlich. Das ist auch gut so - denn sollte jemand versuchen, mit den Geschichten Geld zu verdienen, kann es doch ungemütlich werden. „Da bekomme ich sicher eine Abmahnung, wenn darin rechtlich geschützte Namen auftauchen“, warnt Djordjevic. Das gilt nicht nur für den Namen einer Serie, also zum Beispiel „Star Trek“ oder „Harry Potter“ - auch eindeutig wiedererkennbare Namen von Charakteren, zum Beispiel „Luke Skywalker“ aus „Star Wars“, können rechtlich geschützt sein.
Für besonders talentierte Autoren kann Fan Fiction aber langfristig trotzdem eine Einnahmequelle sein: „Viele Autoren haben inzwischen den Sprung von Fan Fiction zu eigenen, veröffentlichten Büchern geschafft“, erklärt Djordjevic. „Manche Verlage suchen auf den Portalen sogar aktiv nach Autoren mit Potenzial.“ Bestes Beispiel für den Wechsel vom Hobby- zum Profi-Projekt ist die erfolgreiche „Shades of Grey“-Trilogie, die ursprünglich als Fanprojekt für die Vampirgeschichten der „Twilight“-Reihe geschrieben wurde.
Bisher nur in den USA gibt es außerdem das Amazon-Projekt Kindle Worlds, mit dem Hobbyschreiber ihre Geschichten aus bestimmten Universen als kostenpflichtige E-Books veröffentlichen können. Allerdings gelten dabei inhaltliche Einschränkungen, außerdem müssen die Autoren ihre Einnahmen mit den Rechteinhabern teilen - nach Angaben von Valie Djordjevic ist Kindle Worlds deshalb auch innerhalb der Fan-Fiction-Szene umstritten.