Hobby Stockfotografie: Geld gibt's nur für Ausgefallenes
Frankfurt/Köln (dpa/tmn) - Online oder auf Papier, zur Illustration von Texten oder für Werbung braucht es unzählige Fotos. Viele davon kommen aus Bilddatenbanken. Am Geschäft mit den sogenannten Stockfotos können auch Hobbyfotografen teilhaben.
Die Idee reizt viele Hobbyknipser: Fotos von der Festplatte in eine Bilddatenbank hochladen und dann abwarten, bis die erste Überweisung kommt. Allerdings zahlen die sogenannten Microstockagenturen, die diese Plattformen betreiben und die Fotos oft weltweit anbieten, teilweise nur wenige Cent pro Bild. Werden viele Fotos verkauft, kann sich das trotzdem rechnen. Doch welche Bilder sind überhaupt gefragt?
„Eine Obstschale oder der Handshake werden kaum erfolgreich sein“, sagt Michael Rosenwirth, der den Blog micro-stock.de betreibt. „Wenn Sie das als Suchbegriff eingeben, bekommen Sie Hunderte von Treffern.“ Gut verkaufen würden sich dagegen sogenannte Genrebilder zu aktuellen Themen, etwa zu einem Lebensmittelskandal.
„Einen Sonnenuntergang anbieten ist nicht sehr gewinnbringend“, weiß Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband. Sie rät dazu, erst einmal das Angebot zu studieren und dann zu überlegen, zu welchen Themen noch Bilder fehlen. Außerdem sollte man Freunde und Bekannte um eine ehrliche Meinung zu den eigenen Fotos bitten. „Sonst ist das wie bei Deutschland sucht den Superstar - die Freundin ist begeistert, die Zuschauer laufen weg.“ Der Hobbyfotograf selbst tue sich oft schwer damit, die Qualität objektiv einzuschätzen.
Fotograf Robert Kneschke kann von den Honoraren verschiedener Mikrostockagenturen leben. Er hat sich auf das Fotografieren von Menschen spezialisiert. „Auf jeden Fall sollte niemand nach dem Lesen dieses Artikels die Festplatte durchstöbern und Fotos vom letzten Urlaub oder vom Spaziergang am Wochenende hochladen“, warnt Kneschke, dessen Blog alltageinesfotoproduzenten.de zahlreiche Tipps und Meinungen zum Thema Stockfotografie bietet. „Außerdem ist ein schönes Foto nicht unbedingt auch ein gut verkäufliches Foto.“ Vielmehr gelte die Regel: „Je universeller ein Foto einsetzbar ist, desto lukrativer ist es.“
Die Anforderungen an die Fotos seien bei allen Agenturen ähnlich, sagt Blogger Rosenwirth. „Man sollte sich vorher schon mit der Materie auseinandersetzen, sonst wird man von allen abgelehnt.“ Wenn man identische Bilder vielen Agenturen gleichzeitig anbiete, sei das für manche auch ein Ablehnungsgrund, warnt Constanze Clauß. Sie rät dazu, auf eine gute Verschlagwortung zu achten, damit potenzielle Kunden die eigenen Werke auch finden.
Anfängern rät Kneschke, bildrechtliche Fragen nicht zu vernachlässigen. „Das vergessen viele, weil das öde ist.“ Eine Agentur wegen der Verwertungsrechte bevorzugen oder ablehnen würde aber keiner der befragten Experten. „Die meisten Agenturen agieren weltweit, deshalb gilt bei den Rechten eine Art weltweiter rechtlicher gemeinsamer Nenner“, erklärt Kneschke. Er empfiehlt aber, zumindest die FAQs und Hilfeseiten des jeweiligen Anbieter zu studieren. Denn Bilder könnten etwa aus markenrechtlichen Gründen schon wegen Kleinigkeiten abgelehnt werden, etwa wegen eines sichtbaren Labels an einer Jeans.
Bekannter ist die Rechtslage, wenn Menschen fotografiert werden. Dann brauchen die Fotografen eine Einverständniserklärung der abgebildeten Person, um das Bild zu kommerziellen Zwecken zu nutzen, so Expertin Clauß - „bei Kindern auch die Einwilligung der Eltern.“ Teilweise sei es bei den Datenbanken möglich, die Nutzung der Bilder für bestimmte Publikationsarten auszuschließen - etwa Werbung oder Kontexte mit Tabakwaren.
Allerdings verkaufe sich ein Bild dadurch vielleicht schlechter, sagt Robert Kneschke. Per se ausgeschlossen sei die Nutzung von Bildern in illegalen, pornografischen oder diffamierenden Zusammenhängen. Auch in Verbindung mit Meinungsäußerungen wie „Ich wähle die Partei XY“ oder „Ich bin gegen Abtreibung“ dürfe ein Stockfoto nicht verwendet werden.
Die zentrale Frage für viele Hobbyfotografen bleibt aber die nach den Verdienstmöglichkeiten. Constanze Clauß warnt vor „Dumpingpreisen in der Hoffnung auf schnelles Geld“ und rät jedem dazu, vor dem Hochladen für sich selbst die Frage zu beantworten: „Was ist mir meine eigene Aufnahme wert?“ Bei dreamstime.com könne man etwa exklusiv verkaufen und seinen Preis festlegen, nennt Michael Rosenwirth ein Beispiel. iStockphoto.com zahle dagegen immer weniger. „Ich lade da nichts mehr hoch.“
Auch Robert Kneschke beliefert deshalb die älteste Microstockagentur seit zwei Jahren nicht mehr. Er informiert alle Leser seines Blogs über seine Verdienste: Demnach erzielte er im vergangenen Jahr die höchsten Einnahmen pro verkauftes Bild mit rund 40 Euro bei Coverpicture.com, und die niedrigsten bei Shutterstock.com oder 123RF.com mit 50 bis 60 Cent. Bei Fotolia.com bekommt er durchschnittlich 1,35 Euro pro Verkauf.