HP-Europachef hofft auf Trendwende im Jahr 2015
Böblingen/Mannheim (dpa) - Der Europachef von Hewlett-Packard sieht den IT-Konzern vor einer möglichen Trendwende. „Meine Aufgabe ist es, neue Wachstumsmöglichkeiten zu finden“, sagte Peter Ryan in Mannheim der dpa.
„Das zweite Quartal war ein guter Indikator dafür, dass wir dazu in der Lage sind.“ HP befindet sich im Jahr drei 2012 angestoßenen Umbaus. „Jahr vier ist dafür gedacht, das Wachstumsjahr zu sein.“
In seinem Ende April abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal hatte HP weltweit zwar einen Umsatzrückgang um ein Prozent auf 27,3 Milliarden Dollar verbucht und seinen Stellenabbau ausgeweitet, aber zumindest alle Geschäftsbereiche in die Gewinnzone gebracht. In Europa, dem Nahen Osten und Afrika hatte HP aber ein Plus von vier Prozent erzielt. Insbesondere in Deutschland liefen die Geschäfte gut Ryan. „Deutschland ist definitiv einer der Wachstumsmotoren für uns.“
Der Computerkonzern, der die IT-Industrie im kalifornischen Silicon Valleys mitbegründet hat, knapst seit Jahren an dem Problem, dass die Kernbereiche des Traditionskonzerns - PCs, Drucker und Server - durch eine schwierige Phase gehen. HP ist unter anderem Marktführer im Servergeschäft und Nummer Zwei auf dem PC-Markt. Auch das IT-Servicegeschäft bringt keine Umsatzschübe durch Großaufträge mehr wie vor einigen Jahren.
Firmenchefin Meg Whitman sucht unter Hochdruck nach neuen Geschäftsfeldern. So kehrte das Unternehmen inzwischen wieder in den Tablet-Markt zurück. Zuvor hatte HP bereits vergeblich versucht, im boomenden Markt mit Smartphones und Tablet Computern Fuß zu fassen, unter anderem mit der Übernahme von Palm. Demnächst will der Konzern ins Geschäft mit 3D-Druck einsteigen. Eine Milliarde Dollar soll in den Ausbau von Cloud-Diensten investiert werden.
„Ich hoffe, wir können in Zukunft mehr über Wachstumsthemen sprechen“, sagte Ryan. Vorerst steht allerdings noch der geplante Stellenabbau im Vordergrund. HP hatte erst Ende Mai angekündigt, bis zu bis zu 16 000 weitere Jobs zu streichen, nachdem zuvor von einem Wegfall von 34 000 Arbeitsplätze die Rede war. Die genauen Ausmaße für die Regionen sind bislang nicht publik.
Deutschland war von der ersten Kürzungswelle nach Einschätzung von Gewerkschaftern bereits überproportional betroffen. Erst im vergangenen Jahr hatte der US-Konzern die Schließung des Standorts Rüsselsheim beschlossen, was etwa 1100 Stellen kosten sollte. Darüber hinaus wurde im Winter über weitere Stellenstreichungen verhandelt - laut IG Metall geht es noch einmal um Hunderte Arbeitsplätze. HP beschäftigte in Deutschland zuletzt rund 9000 Mitarbeiter. Weltweit bezifferte HP seine Mitarbeiterzahl Ende Oktober auf 320 000.
Ob Europa nun von den neuen Kürzungsplänen verschont bleibt, konnte Ryan nicht beantworten. „Mein Ziel ist es, wieder auf einen Wachstumspfad zu gelangen, so dass wir mehr Jobs schaffen“, sagte er. „Aber im Moment müssen wir weiter Kosten senken, und wir brauchen Mitarbeiter mit anderen Kompetenzen.“
HP steht vor den gleichen Problemen wie andere IT-Konzerne auch. Ihre Branche verändert sich rasant. Nach dem Boom von Tablets und Smartphones bestimmt die wachsende Vernetzung, damit verbundene Sicherheitsrisiken und die Verarbeitung der wachsenden Datenmengen das Geschäft. Gleichzeitig kämpft die Branche mit sinkenden Preisen für „alte“ Technologien wie Computer und Speicherkapazitäten.
„Wir werden immer darüber sprechen, wie wir die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter anpassen“, sagte Ryan. „Wir bemühen uns, dass jeder der für HP arbeitet oder arbeiten will, auch die Chance bekommt.“ Nach Gewerkschaftsangaben sind gut 400 der Mitarbeiter aus Rüsselsheim inzwischen bei HP in Bad Homburg untergekommen.
Gleichzeitig treibt HP die eigene Grundlagenforschung voran. Im Projekt „The Machine“, dass die IT-Ikone Anfang Juni ankündigte, arbeitet HP an einer neuer Computerarchitektur, die auf neuen Speicher- und Rechentechnologien aufbaut. 75 Prozent der Kapazitäten in den HP Labs arbeiteten derzeit an dem Projekt, sagte Ryan. „Wir müssen herausfinden, wie wir mehr und mehr Rechenleistung erbringen können“, sagte Ryan. „Aber wir können nicht einfach mehr und mehr Rechenzentren bauen und mehr Energie verbrauchen.“