IFA erklärt das vernetzte Zuhause für eröffnet
Berlin (dpa) - Das Smartphone sorgt auf der IFA in Berlin für Aufbruchstimmung. Als Steuerzentrale soll es die Vernetzung von Hausgeräten und Unterhaltungselektronik in Schwung bringen. Die Branche erklärt das smarte und vernetzte Zuhause schon heute für eröffnet.
Das Smartphone hat es gezeigt - es geht auch einfach. Diese Erkenntnis beflügelt derzeit die gesamte Branche der Unterhaltungselektronik. Schon seit Jahren tüfteln die Großen und Kleinen der Branche am „Smart Home“, das durch vernetzte und intelligente Geräte eine ganz neue Lebenswelt im Zuhause schaffen soll. Doch nicht was technisch machbar ist steht heute im Mittelpunkt - sondern das, was die Nutzer wirklich wollen. Die Funkausstellung IFA in Berlin will vom 5. bis zum 10. September zeigen, dass das vernetzte Zuhause bereits Realität ist. Und Smartphone-Apps zur Steuerung der verschiedensten Geräte sollen für die inzwischen 90 Jahre alte Messe zum Jungbrunnen werden.
„Die neue Welt ist jetzt“, sagt Hans Wienands, Deutschlandchef von Samsung. Die Menschen lebten schon „smart und vernetzt“. Dennoch sei das „Smart Home“, also das vernetzte Zuhause, noch immer eine „Terra incognita“, die es noch zu entdecken gelte. „Vom sich selbst befüllenden Kühlschrank sind wir noch weit entfernt.“ Heute könne man zwar per Skype mit weit entfernten Freunden telefonieren, müsse aber weiter Knöpfe auf der Waschmaschine drücken.
Es geht um einfache Bedienbarkeit und echten Zusatznutzen für die Verbraucher, ist sich die Branche sicher. „Smart Home ist das nächste große Ding, wenn wir die Konsumenten dort abholen, wo sie sind“, sagt Wienands. Wichtig sei aber, dass neue Funktionalitäten im neuen smarten Zuhause auch den Lebenswelten der Nutzer entgegenkämen. Die Industrie dürfe den Nutzer nicht mit komplexen Lösungen überfordern. Bedienbarkeit und Relevanz seien die entscheidenden Faktoren.
Auf der IFA wollen die Hersteller entsprechende Innovationen präsentieren. Neue Staubsaugroboter sollen noch intelligenter und flexibler für die Grundreinigung im smarten Zuhause sorgen. Audiosysteme können sich ohne Kabel je nach Bedarf mit der Musikanlage oder dem Fernseher verbinden. Waschmaschinen geben über eine Smartphone-App Bescheid, wenn der Waschvorgang beendet ist.
Für das smarte Zuhause der Zukunft brauche es aber vor allem auch einheitliche Standards, damit die Kommunikation klappt. Früher habe es in Sachen Standards oft nur Lippenbekenntnisse gegeben, sagte Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des Branchenverbands gfu. Inzwischen habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, worin die Marktpotenziale wirklich liegen. „Wer die Standards macht, wird gewinnen“, sagt Kamp.
Räumlich rücken auf der diesjährigen IFA die Unterhaltungselektronik und die Sparte der Haushaltsgeräte erstmals enger zusammen. In dem neu errichteten CityCube, der auf dem Platz der früheren Deutschlandhalle steht, zeigt zum Beispiel Samsung erstmals alle Produktgruppen an einer Stelle.
Bei all der Vernetzung rücken die Smart-TV-Geräte, die traditionellen Stars der IFA und der gesamten Branche, allerdings nicht gänzlich in den Hintergrund. Der anhaltend schwache Absatz von Flachbildfernsehern macht den Herstellern zwar weiterhin zu schaffen. Und auch die Fußball-WM in diesem Jahr habe nicht den erhofften Auftrieb verschafft, konstatiert Jürgen Boyny vom Marktforschungsunternehmen gfk. Doch der Markt halte sich mit etwa 7,5 Millionen vekauften Geräten in Deutschland auf hohem Niveau.
In Berlin stellte Samsung sein neues Highlight, einen 105 Zoll großen Fernseher mit gebogenem Bildschirm und Ultra-HD-Auflösung vor, der auf der IFA zu sehen sein wird. Auf Ultra-HD setzen auch Sony und der angeschlagene Hersteller Loewe aus Kronach. Und Panasonic sorgt mit der „Sat to IP“-Technologie dafür, dass der Fernseher das Satelliten-Signal in IP-Pakete übersetzt und somit im ganzen Haus über das lokale Netzwerk auf allen Geräten nutzbar macht.
Ein neu konzipiertes Kongress-Programm soll schließlich internationale Innovatoren auf die Messe locken und den Austausch etablierter Unternehmen mit jungen Start-ups fördern. Anderthalb Tage werden mit Keynotes flankiert. Auf einzelnen Panels sollen die wichtigsten Trends wie Mobilität, Gesundheit, Big Data, Design und die Heimunterhaltung in den Fokus rücken.