Im Alter gut erreichbar - Seniorentelefone im Überblick
Bonn (dpa/tmn) - Die Finger treffen die richtigen Tasten nicht mehr, die Schrift der Textnachricht ist unlesbar klein, oder man findet vor lauter Menüpunkten die Stummschaltung des Telefons nicht? Je älter man wird, umso schwerer fallen manche Dinge.
Trotzdem wollen und sollen ältere Menschen nicht auf ihr Telefon verzichten. Zum Glück haben das auch die Hersteller erkannt. Aber was muss ein Telefon mitbringen, damit es nicht nur junge Technikfüchse bedienen können?
„Das Telefon sollte in der Funktionalität einfach sein“, sagt Nicola Röhricht von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso). Die meisten Nutzer wollen vor allem Telefonieren und wichtige Nummern abspeichern. Zu viel Schnickschnack stört da nur. „Am besten sollte man in der Bedienung Schritte haben, die selbsterklärend sind“, sagt sie. Standardmodelle der großen Marken verwirren mit ihren vielen Zusatzfunktionen dagegen schnell.
Deshalb sind Seniorentelefone größtenteils ein Nischengeschäft: Hersteller wie Emporia aus Österreich oder Doro aus Schweden haben sich auf diesen Bereich spezialisiert. Aber auch Elektronikunternehmen wie Panasonic oder Sinus haben entsprechende Angebote vom klassischen Festnetztelefon über Mobiltelefone bis zum Smartphone. Die Gemeinsamkeiten: Große Tasten und Symbole, klare Beschriftung, gute Beleuchtung, scharfe Kontraste, handliches Design.
Dazu kommen allerlei Spezialfunktionen. Gängig sind zum Beispiel Notruftasten. Sie alarmieren über eine Rufnummernliste Angehörige oder Nachbarn. „Das Telefon ruft dafür automatisch nacheinander die vorher eingespeicherten Nummern an, bis jemand abhebt“, erklärt Dirk Lorenz von der Stiftung Warentest. Manche Modelle schicken zusätzlich eine SMS. In der Praxis gibt es allerdings einen Haken: Die Telefone erkennen nicht, ob am anderen Ende der Leitung ein Mensch spricht oder nur der Anrufbeantworter. Da Kunden solche Funktionen schlecht vor dem Kauf ausprobieren können, sollten sie hierfür Testberichte oder Nutzerbewertungen zurate ziehen.
Weiterhin können viele der Telefone mit Hörgeräten verbunden werden. Nutzer müssen dann nicht bei jedem Telefonat mühsam das Hörgerät vom Ohr nehmen. Bei der Wahl des Modells sollten sie auf die passende Technik achten - je nachdem, ob die Hörhilfe mit Induktionsspule oder über Bluetooth arbeitet.
Allgemein brauchen die Telefone vor allem Displays und Tasten, die auch mit schwächeren Augen gut lesbar sind. Dazu gehört eine gewisse Größe. „Die Displays müssen außerdem einen guten Kontrast haben“, erläutert Lorenz. Bei der Tastatur ist ein guter Druckpunkt für eine angenehme Bedienung wichtig. Manche Telefone haben zur Orientierung auf der in der Mitte gelegenen Zahlentaste fünf eine Erhebung. Das erleichtert die Orientierung beim Tippen, erklärt Nicola Röhricht.
Auch Klapphandys sind beliebt, berichtet Lorenz, da man über die Klappfunktion leicht Anrufe annehmen und beenden kann. Extras wie Taschenlampen oder Lupen werden ebenfalls oft nachgefragt. Teilweise gibt es diese Funktionen sogar an Festnetztelefonen. Speziell für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft bieten einige Geräte auch eine Sprachfunktion. Eben gedrückte Tasten werden dem Nutzer dann noch einmal angesagt, oder man erfährt, wer gerade anruft.
Bei Smartphones sorgen spezielle Bedienoberflächen mit großen Symbolen und einfacher Menüführung für eine erleichterte Nutzung. Alles Überflüssige steckt weiter hinten im Menü. „Wenn ich aufs Display schaue, will ich schließlich nur das sehen, was ich auch brauche“, sagt Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga. Sehr hilfreich ist auch die Möglichkeit der Fernwartung. Dabei können Freunde oder Verwandte über eine App auf das Gerät zugreifen und auch aus der Ferne bei der Einrichtung der Einstellungen helfen.
Für den Fall, dass es Probleme bei der Bedienung des ungewohnten Touchdisplays gibt, haben sich die Hersteller etwas einfallen lassen: „Es gibt Smartphones, auf die man eine Tastatur draufklappen kann“, erklärt Nicola Röhricht. Für bereits vorhandene Smartphones gibt es außerdem häufig die Möglichkeit, über eine Software eine neue Nutzerfläche aufzuspielen. Ein Rat für Verwandte und Bekannte: „Nicht hinter dem Rücken der Senioren ein Telefon kaufen - die sollten schon mit dabei sein“, empfiehlt Lorenz. Auch mit dem Wort „Seniorentelefon“ geht man besser vorsichtig um, meint Röhricht. „Die meisten werden Ihnen sagen: Ein Seniorentelefon kauf ich nicht.“