Innovationspreis: Rauschen am Handy als Verschlüsselung nutzen
Düsseldorf (dpa) — Das sonst so störende Rauschen bei Telefonverbindungen will ein Schweizer Professor zur Verschlüsselung von Daten nutzen.
Für seine Grundlagenarbeit ist Ueli Maurer, Professor für Computerwissenschaften an der ETH Zürich, am Dienstag mit dem Vodafone Innovationspreis geehrt worden. Seine ungewöhnliche Erfindung bilde die Grundlage für eine mathematisch beweisbare Sicherheit, die selbst Angreifer mit unendlicher Rechenleistung nicht knacken könnten, hieß es zur Begründung.
Die Sicherheit von Daten rückt mit dem rapide wachsenden mobilen Datenverkehr immer mehr in den Mittelpunkt. Doch rein theoretisch sind alle derzeit bekannten Verschlüsselungsverfahren knackbar — es ist nur eine Frage der Zeit.
Bei den heute üblichen asymmetrischen Schlüsselverfahren geht man einfach davon aus, dass für eine Entschlüsselung eine nicht sinnvolle Zeit aufgewendet werden müsste, deshalb werden sie als sicher deklariert. Das Gegenteil kann aber theoretisch jederzeit bewiesen werden.
Für eine auch mathematisch beweisbare Sicherheit hat Maurer nun die Grundlagen gelegt, erklärte Vodafone mit. Selbst Angreifer mit unendlicher Rechenleistung sollen den Code nicht knacken können.
Dafür macht sich Maurer einen physikalischen Mangel in vielen Telefonverbindungen zunutze. Das in der Leitung entstehende Rauschen etwa wird in diesem Fall nicht umständlich beseitigt, sondern direkt für die Verschlüsselung genutzt. Maurers Arbeiten seien wegeweisend für viele Wissenschaftler im Bereich der Sicherheit in der Mobilkommunikation gewesen, teilte Vodafone mit.
Der mit 25 000 Euro dotierte Innovationspreis wird einmal im Jahr von der Vodafone Stiftung für Forschung verliehen. Er soll herausragende Erfindungen auszeichnen, die die Technologieentwicklung im Mobilfunk maßgeblich voranbringen.
„Ohne exzellente Forschung in diesem Bereich bleibt die digitale Gesellschaft eine Utopie“, sagte Vodafone-Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum laut Mitteilung. „Innovationen, wie sie aus den ausgezeichneten Arbeiten hervorgehen, schaffen Zukunft.“
Einen Förderpreis für Natur und Ingenieurswissenschaften in Höhe von 5000 Euro vergab Vodafone an Apostolos Papageorgiou von der Universität Heidelberg. Papageorgiou ging mit seiner Dissertation der Frage nach, wie sich die mobile Nutzung etwa von Internet-Shops, Online-Spielen oder Navigationssystemen verbessern lässt.
Solche Angebote, bei denen datenintensive Rechenleistung auf externen Systemen ausgelagert ist, stoßen auf zunehmend ausgelastete mobile Netze. Seine Erkenntnisse hätten konkrete Auswirkungen auf die Erfahrungen von Millionen Smartphone- und Tablet-Nutzern, heißt es in der Begründung.
Erstmals vergab Vodafone auch den Fritz-Joussen-Preis für besondere Markt- und Kundenorientierung. Der nach dem ehemaligen Vodafone-Chef benannte Preis ging an Nadia Abou Nabout. Die Wissenschaftlerin hat sich in ihrer Dissertation damit beschäftigt, wie Unternehmen ihre Anzeigen bei Suchmaschinen besser über bestimmte Suchbegriffe platzieren können und hat dafür eine Software entwickelt.