Institut sieht Handys als Wirtschaftsmotor
Berlin (dpa) - Handys sind einer Studie zufolge Wachstumstreiber für die deutsche Wirtschaft. Rund sechs Prozent des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts sei zwischen 2010 und 2012 auf eine höhere Verbreitung von Handys zurückzuführen, erklärte Karl Lichtblau vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Einerseits trügen Handy- und Netzanbieter mit ihren Umsätzen direkt zum BIP bei, sagte Lichtblau. Andererseits vereinfache mobile Technologie die Kommunikation in Unternehmen und steigere so die Produktivität.
Das IW untersuchte für das Vodafone Institut des gleichnamigen Mobilfunkanbieters in mehreren Ländern, welchen wirtschaftlichen Einfluss Handys haben. Dabei lag Deutschland unter den Industrienationen auf Platz eins. Die Forscher berücksichtigten auch indirekte Effekte. „Nehmen Sie nur die Logistikbranche. Was wäre die heute ohne mobile Kommunikation?“, sagte Lichtblau.
In Entwicklungsnationen tragen Handys der Studie zufolge besonders stark zum Wachstum bei. In Indien zum Beispiel betrage ihr Anteil am Pro-Kopf-BIP rund 11 Prozent, in Ägypten fast 20 Prozent. „In den Entwicklungsländern ersetzt der Mobilfunk die nicht existente Kabelinfrastruktur“, erklärte Lichtblau. Ein Mobilfunknetz aufzubauen sei wesentlich billiger und schneller, als Kabel in der Erde zu verlegen.
Die Wissenschaftler werteten Daten aus 43 Ländern aus. Sie stellten fest, dass sich die Anzahl an Mobilfunkverträgen und das Pro-Kopf-BIP in den untersuchten Nationen parallel entwickelt. Dann rechneten sie Faktoren heraus, die nicht auf den Bereich Mobilfunk zurückzuführen sind - also zum Beispiel Kapitalunterschiede in den Ländern oder die unterschiedliche rechtliche Situation. Heraus kam, dass das Pro-Kopf-BIP um 0,06 Prozent steigt, wenn die Mobilfunkrate um 1 Prozent wächst.
Lichtblau räumte ein, dass es Wechseleffekte geben kann. Wenn es mehr Menschen wirtschaftlich gut geht, werden sich auch mehr ein Handy kaufen. Deshalb haben die Wissenschaftler die Gleichung auch in umgekehrter Richtung gerechnet. Die erste Rechnung sei aber die stabilste, mit den signifikantesten Ergebnissen gewesen.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 in Deutschland 160 Mobilfunkverträge auf 100 Einwohner kommen. Das habe auch Konsequenzen für den Datenschutz, sagte Carsten Sörensen von der London School of Economics, der die Autoren der Studie beraten hat. „Für mich ist absolut klar, dass die Privatssphäre die nächste große Hürde für den Fortschritt sein wird“, sagte er.