Intelligente Haustechnik setzt zum Sprung in die Haushalte an
Paris (dpa) - Hersteller digital vernetzter Haustechnik bereiten sich darauf vor, ihre Geräte in den Alltag zu bringen. So plant Nest, der amerikanische Anbieter intelligenter Thermostate und Rauchmelder, eine rasche Expansion in Europa.
„Wir haben ein Büro in London aufgesetzt und schauen uns Land für Land an“, sagte Nest-Gründer Tony Fadell der dpa auf der Internet-Konferenz LeWeb in Paris. Und die Firma Sense will im März ein System mit dem Namen „Mother“ (Mutter) auf den Markt bringen, in dem viele im Haushalt verteilte Mini-Sender Daten sammeln, um die Nutzer zu unterstützen.
Die Vision des vernetzen Heims wird schon länger von der Industrie heraufbeschworen. Allerdings konnten sich Geräte wie vernetzte Kühlschränke, ein oft zitiertes Beispiel, bisher nicht am Markt durchsetzen.
Das kalifornische Unternehmen Nest will zunächst mit seinen Rauchmeldern in neue Märkte vorstoßen, weil es in diesem Bereich weniger regionale Unterschiede gebe. Auf europäische Systeme zugeschnittene Thermostate sollen schnell folgen. Nest wolle mit europäischen Heizungsherstellern und Energiekonzernen zusammenarbeiten, sagte Fadell. In Deutschland sind in diesem Segment bereits Anbieter wie Tado auf dem Markt.
Der 44-jährige Fadell ist einer der Erfinder des iPod-Musikplayers von Apple. 2010 gegründete er die Firma Nest. Sie sorgte in den USA mit ihren Thermostaten für Aufsehen, die über eine Verbindung mit den Smartphones der Nutzer unter anderem bemerken, ob die Bewohner zu Hause sind. Entsprechend wird die Heizung hoch- oder runtergefahren. Die Geräte haben auch Bewegungssensoren. Wird zum Beispiel ein Rauchalarm beim Kochen ausgelöst, genügt es, vor dem Nest-Gerät zu winken, um ihn wieder abzustellen.
Die Daten, die Nest-Geräte sammeln, werden von der Firma ausgewertet - um die Technik zu verbessern, wie Fadell sagt. „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt.“ Nest sei bewusst, dass Menschen Informationen aus ihrem Haushalt als eine sehr private Angelegenheit sähen. Die Firma habe deshalb ein eigenes Hacker-Team, um nach eventuellen Schwachstellen zu suchen. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzelfällen, sagte Fadell. „Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heran will, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen.“
Noch mehr verschiedenste Daten erfassen die kleinen „Motion Cookies“ von Sense, die in dem „Mother“-System der Firma verknüpft sind. Sie können zählen, wie oft man zur Kaffeemaschine geht und mit diesem Wissen berechnen, wann neue Kaffeekapseln nachgekauft werden müssen, erläuterte Gründer Rafi Haladjian in Paris. Oder si kontrollieren, dass ein Kind sich die Zähne putzt. Die „Cookies“ können verschiedene Bewegungen und Situationen auseinanderhalten und beispielsweise auch die Umgebungstemperatur messen.