Internet-Adressen: Die neue Freiheit hinter dem Punkt
Statt .com oder .de gibt es .hotel oder .berlin. Allein die Bewerbung für die Endung kostet 120 000 Euro.
Berlin. Ungeachtet der Kritik der US-Regierung soll die Vergabe neuer Internet-Domain-Endungen starten. Die Internet-Verwaltung ICANN nimmt nach einer langen Vorbereitungsphase seit Donnerstag erste Bewerbungen an. Unternehmen oder Städte können sich bis Mitte April um eine neue Adresse mit Endungen wie .berlin, .reise oder .hotel bewerben. Der Branchenverband eco bietet Unternehmen und Verbänden mit einer Hotline Hilfestellung und rechtliche Beratung „in letzter Minute“ an.
„Alle interessierten Institutionen sollten jetzt aktiv werden, wenn sie die neuen Möglichkeiten schnell nutzen wollen“, sagte Dieter Kempf, Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom. Bis November werden die Anträge auf so genannte Generic Top Level Domains (gTLD) von der ICANN geprüft. Anfang 2013 sollen dann die ersten Adressen mit den neuen Endungen an den Start gehen.
Die US-Regierung hatte die ICANN erst Anfang Januar aufgefordert, die Pläne noch einmal zu überdenken. Viele Unternehmen hätten in Beratungen mit dem US-Wirtschaftsministerium die Pläne kritisiert. Sie befürchteten, dass Unbefugte ihre Unternehmens- oder Markennamen als Top Level Domain registrieren könnten.
Für einprägsame Adressen mit Endungen wie .com, .org, .net oder .de waren die Möglichkeiten zuletzt vielfach knapp geworden. Die Erweiterung der Domain-Endungen ist ein historischer Schritt, der die Möglichkeiten deutlich erweitern soll. Neben regionalen Adress-Endungen wie .berlin oder .hamburg können nun auch Firmen- und Branchennamen wie .nokia oder .reise als Endung registriert werden.
Die ICANN werde das Bewerbungsverfahren besonders transparent und fair gestalten, versicherte zuletzt der neue Chef Rod Beckstrom. Neben Städten und Regionen kämen die neuen Endungen auch für Branchen, Firmen und Marken infrage, betont Bitkom. Private Nutzer können dagegen keine neue Homepage-Endung beantragen. Wer eine neue Domain-Endung erwirbt, zahlt allein für die Bewerbung rund 120 000 Euro und übernimmt dann die kompletten Aufgaben eines Internet-Unternehmens.
Die neuen TLDs stoßen aber auch in der Internet-Gemeinde auf Kritik. Mit der Erweiterung der Endungen werde kein Vorteil, sondern nur Redundanz produziert, von der letztlich nur Google und Markenanwälte profitieren würden, heißt es. dpa