Ultrabooks: Massenmarkt oder Nische?
Las Vegas (dpa) - Sie sind flach, leicht und schnell startklar: Auf der Elektronikmesse CES präsentieren zahlreiche PC-Hersteller Ultrabooks. Diese flachen Rechner sollen den Notebook-Markt wieder in Schwung bringen.
Apple hat zwar auf der weltgrößten Technikmesse CES (10. bis 13. Januar) keinen Stand, trotzdem schwebt der Geist von Steve Jobs über den Messehallen: Bei etlichen Produkten haben sich die Hersteller von den Schöpfungen des verstorbenen Technik-Visionärs inspirieren lassen. Ein besonders deutliches Beispiel dafür sind die Ultrabooks: Die flachen Rechner erinnern sehr an das MacBook Air. Sie sollen den PC-Herstellern helfen, die Einbußen durch den Boom bei Tablet-Computern auszugleichen.
Den Begriff hat Intel erfunden und markenrechtlich schützen lassen. Als Ultrabook definiert der Chip-Hersteller flache und leichte Geräte, die mindestens fünf Stunden durchhalten und innerhalb weniger Sekunden startklar sind. Keine Überraschung: An Bord muss ein Intel-Prozessor aus der zweiten Generation der Core-Reihe sein.
Neu ist diese Gerätekategorie nicht. Apple stellte bereits im Januar 2008 sein MacBook Air vor, damals beworben als „dünnstes Notebook der Welt“. Trotz seines nicht gerade niedrigen Preises von derzeit 950 Euro verkauft sich das Gerät gut. Auch Tablet-Computer machen den klassischen Notebooks immer mehr Konkurrenz, vor allem das in diesem Markt dominante iPad. Wer einen solchen Flachmann auf Reisen mitnimmt oder damit auf der Couch surft, verzichtet zwar vielleicht nicht komplett auf einen PC, kauft sich aber seltener einen neuen.
„Intel hat höchstes Interesse daran, der Konkurrenz durch das iPad und Android-Tablets den Wind aus den Segeln zu nehmen“, sagt der Analyst Rüdiger Spies von IDC - bei mobilen Geräten ist die Intel-Plattform bisher kaum vertreten. Die Aufholjagd lässt sich der Konzern einiges kosten: Er legte einen Fond auf, der mit 300 Millionen Dollar die Entwicklung von Design und Komponenten vorantreiben soll.
Auch die PC-Hersteller setzen Hoffnung in die Intel-Schöpfung. Der Absatz ist im vergangenen Jahr um nur 3,8 Prozent gewachsen, weitaus weniger als noch vor einigen Jahren. Und die Gewinnmargen sind schon seit langem extrem niedrig. „Auf dem Notebook-Markt herrscht ein brutaler Verdrängungswettbewerb. Die Hersteller sind gezwungen, auch kleine Marktanteile mitzunehmen“, sagt Spies. Ultrabooks seien für viele Käufer „coole Geräte“ - auf dieses Segment dürfe kein Anbieter verzichten.
Im Laufe des Jahres kommen 75 Ultrabooks heraus, schätzt Intel. Ob die Geräte es in den Massenmarkt schaffen oder trotz der Modell-Vielfalt in der Nische bleiben, ist offen. Der taiwanische Hersteller Acer ist vom Erfolg überzeugt: „Das Ultrabook ist mehr als nur eine neue Produktkategorie“, sagte Acer-Präsident Jim Wong auf der CES. „Es ist ein neuer Trend, der mobile PCs zum Mainstream werden lässt.“
Andere sind da skeptischer. „Wir sind der festen Überzeugung, dass es für Ultrabooks ein großes Potenzial gibt“, sagte Toshiba-Manager Gabriel Willigens. Dies werde sich aber auf kleinere Formfaktoren beschränken. „Ich denke kaum, dass sich 15-Zoll-Ultrabooks behaupten werden.“ Die traditionellen Notebooks hätten daher weiter ihre Berechtigung. Einen Marktanteil von 40 Prozent, wie von Intel einmal geschätzt, werde die neue Kategorie aber kaum erreichen.
Eine wichtige Rolle dürfte der Preis spielen. „Wir sind beim Ultrabook mit Preisen um die 1000 Dollar (790 Euro) gestartet, aber es sollte viel billiger werden“, sagte Intel-Manager Mooly Eden. „Jeder soll sich ein Ultrabook leisten können.“
Zudem will Intel bei künftigen Gerätegenerationen mit neuen Funktionen locken. „Wir entwickeln das Ultrabook Schritt für Schritt weiter“, betonte Eden. Künftig können die Geräte statt einer Tastatur ein zweites Touch-Display bekommen. Zudem will der Chip-Riese eine Spracherkennung auf die Geräte bringen und kooperiert dafür mit dem Software-Spezialisten Nuance.
Werden die Verbraucher die in Las Vegas so hoch gelobten Ultrabooks annehmen? Zumindest was den Erfolg im Massenmarkt angeht, sind die Experten beim britischen Marktforschungsunternehmen Ovum skeptisch: „Es ist in keiner Weise garantiert, dass das große Angebot an Ultrabooks sich bis Ende des Jahres auch in nennenswerten Marktanteilen niederschlagen wird.“