Internet-Pionier Cerf: Aufteilung schlechte Antwort auf NSA-Affäre
Berlin (dpa) - Vinton Cerf, einer der Gründerväter des Internets, hat vor den Folgen nationaler Schutzwälle im Internet als Folge des Abhör-Skandals gewarnt. „Die Aufteilung des Webs betrachte ich als die schlechteste mögliche Antwort“, sagte der Informatiker in einem Interview des Wirtschaftsmagazins „Capital“.
Cerf (70) hat in den 70er Jahren maßgeblich an der Definition des Internet-Protokolls (TCP/IP) gearbeitet. Heute hält der Wissenschaftler bei Google die Position des „Chief Internet Evangelist“ inne.
In dem Interview betonte Cerf, derzeit sei noch Verknüpfung die Norm des Netzes, wenn aber „nationale Netzwerke die Norm würden, mit paarweisen Abkommen zum Datenaustausch zwischen Ländern, dann hätten wir ein zerteiltes Web“. Das werde schwerwiegende Folgen haben: „Länder, die sich entschließen, eine Grenze um sich zu ziehen, ihr Netz vom Rest der Welt zu isolieren, und nur noch selektiv Verbindungen zulassen wollen, werden die Funktionsfähigkeit des Netzes wirklich zerstören.“
Cerf wendet sich damit indirekt gegen seit dem NSA-Skandal diskutierte Ideen wie einen innereuropäischen Datenverkehr und einen aktuellen Vorstoß von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Sie hatte am Wochenende in einem Video-Podcast erklärt, sie wolle mit der französischen Regierung darüber sprechen, „welche europäischen Anbieter wir haben, die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger bieten: Dass man nicht erst mit seinen E-Mails und anderem über den Atlantik muss, sondern auch innerhalb Europas Kommunikationsnetzwerke aufbauen kann.“