Internet-Radio Pandora schluckt Streaming-Vorreiter Rdio
New York (dpa) - Die Auslese bei Streaming-Musikdiensten hat nun auch bekanntere Player der Branche erreicht. Die seit 2010 aktive Firma Rdio stellte einen Insolvenzantrag und ein Großteil des Unternehmens wird für 75 Millionen Dollar vom Internet-Radio-Betreiber Pandora aufgegriffen.
Rdio erklärte in einem Blogeintrag, der Dienst werde zunächst weiterbetrieben, für die nächsten Wochen wurden aber weitere Informationen zur Zukunft angekündigt. Der Insolvenzrichter muss den Deal noch absegnen.
Pandora kaufe Technologie und Design-Lösungen von Rdio, hieß es. Auch ein Teil der Mitarbeiter werde übernommen. Damit solle der Pandora-Dienst im kommenden Jahr ausgebaut werden. Zuletzt war von Plänen der Firma für eine internationale Expansion berichtet worden. Pandora ist bisher nur in den USA verfügbar.
Rdio war unter anderem von Janus Friis, einem Mitgründer des Internettelefonie-Dienstes Skype, gestartet worden. Das Geschäftsmodell ist ähnlich wie etwa beim Streaming-Marktführer Spotify: Eine Gratis-Variante mit eingeschränkter Funktionalität und ein Abo-Angebot für rund zehn Dollar bzw. Euro im Monat.
Das Musik-Streaming ist zwar weltweit auf dem Vormarsch und löst allmählich CD-Käufe und Musik-Downloads ab. Doch es ist auch ein Geschäft, in dem hohe Nutzerzahlen entscheidend sind. Die Kosten des laufenden Betriebs hängen kaum von der Größe ab - aber über zwei Drittel der Einnahmen gehen direkt an die Musik-Konzerne. Deswegen brauchen die Anbieter möglichst viele Abo-Kunden. In Deutschland war in diesem Jahr dem Dienst Simfy die Puste ausgegangen, die Kunden wurden vom aus Franreich stammenden Wettbewerber Deezer übernommen.
Rdio habe Ende vergangenen Jahres 98 000 zahlende Kunden in den USA gehabt, berichtete das „Wall Street Journal“. Spotify hat weltweit nach jüngsten Zahlen 75 Millionen Nutzer, von denen 20 Millionen für ein Abo bezahlen.
Pandora hatte vor kurzem auf einen Schlag über ein Drittel des Börsenwerts verloren, unter anderem weil die Nutzerzahl von 79,4 auf 78,1 Millionen gesunken war. Investoren vermuteten dahinter eine Folge des Einstiegs von Apple in das Geschäft. Pandora betreibt bisher vor allem Radio-Sender aus dem Netz, könnte mit Rdio aber auch das Geschäft mit Streaming-Angeboten ausweiten.
Für Rdio-Investoren ist es ein bitterer Ausgang: Sie pumpten über die Jahre laut Medienberichten 125 Millionen Dollar in die Firma, zum Teil zu einer Bewertung von einer halben Milliarde Dollar. Laut dem Insolvenzantrag vom späten Montag schuldet Rdio Geld Musikfirmen wie Universal Music oder Warner Music, aber auch etwa Facebook und Dell.