iPhone und iPad lassen bei Apple weiter die Kasse klingeln
Cupertino (dpa) - Es war die Stunde des Triumphs für Apple und den neuen Konzernchef Tim Cook: Nach dem bombastischen Weihnachtsquartal 2011 gab es allen Unkenrufen zum trotz statt eines Einbruchs wieder glänzende Zahlen.
Die Wachstumstreiber iPhone und iPad bringen dem Konzern mit dem angebissenen Apfel im Logo immer mehr neue Kunden in aller Welt. Die Erfolgsgeschichte scheint dadurch noch lange nicht vorbei.
Dabei hatte auch Apple selbst nach dem vorherigen Rekordquartal die Euphorie gebremst. Schließlich sei es Weihnachten gewesen, nach 15 Monaten habe sich eine riesige Nachfrage nach einem neuen iPhone aufgestaut, und dann sei das Geschäftsquartal auch noch eine Woche länger gewesen als im Jahr davor, warnte das Unternehmen. Der Absatz von 37 Millionen iPhones und 15,4 Millionen iPads werde nicht zu erreichen sein.
Je näher jetzt die Zahlenvorlage rückte, desto mehr machte sich Skepsis bei Experten und Nervosität bei den Aktionären breit. Die Aktie sauste innerhalb weniger Tage von 644 auf 560 Dollar runter, diverse Fachleute prophezeiten, dass der Konzern auf seinem Rekordlauf jetzt stolpern werde.
Und dann kamen die Zahlen: 35,1 Millionen iPhones, 11,8 Millionen iPads. 39,2 Milliarden Dollar Umsatz und 11,6 Milliarden Dollar Gewinn - zur allgemeinen Überraschung waren die Werte gar nicht so weit von den Weihnachts-Rekorden entfernt. Jede Stunde verdiente Apple damit 5,3 Millionen Dollar - der einstige Wall-Street-Analyst und heutige Blogger Henry Blodget griff zu einem drastischen Vergleich, um die gewaltigen Summen greifbar zu machen.
Am Mittwoch schoss die Aktie gleich zum Handelsstart um fast zehn Prozent auf knapp 616 Dollar hoch. Auf einmal war die Apple-Euphorie zurück, Analysten setzten um die Wette ihre Kursziele für das Papier hoch. Die Investmentbank J.P. Morgan hält 715 Dollar für möglich und erklärte: „Apple spielt weiter in einer eigenen Liga.“ Goldman Sachs holte mit einem Kursziel von 850 Dollar noch weiter aus.
Die Erfolgsformel im vergangenen Quartal bestand aus drei Komponenten: iPhone, iPad und China. Vor fünf Jahren gab es noch kein iPhone, vor zwei Jahren wurden gerade einmal die ersten iPads verkauft - und jetzt machen Geräte der iOS-Plattform mehr als drei Viertel des Geschäfts aus. Den iPhone-Absatz konnte Apple zuletzt mit einer rasanten internationalen Offensive hoch halten: Das neue iPhone 4S ist nun in mehr als 100 Ländern verfügbar. Ein besondere Rolle spielte der riesige Wachstumsmarkt China. 7,9 Milliarden Dollar kamen von dort - rund ein Fünftel des gesamten Apple-Umsatzes.
Der iPad-Absatz dürfte durch den Generationswechsel gebremst worden sein - es war absehbar, dass im Frühjahr ein neues Modell kommt, das erst ab Mitte März verkauft wurde. Cook betonte aber, das Tablet verkaufe sich so schnell wie kein anderes Apple-Gerät. Seit dem Start vor zwei Jahren seien 67 Millionen iPads verkauft worden. „Beim Mac haben wir dafür 24 Jahre gebraucht“, und beim iPhone immerhin drei. Cook bekräftigte seine Prognose, dass Tablets den Absatz klassischer Desktops und Notebooks überholen werden. Schließlich rechneten Marktforscher schon für 2015 mit so vielen verkauften Tablets wie heute PCs abgesetzt werden - und Cook will dafür sorgen, dass der Großteil davon iPads bleiben.
Wer glaubte, mit Cook eine sanftere Natur an der Apple-Spitze zu haben als der für seine verbalen Rundumschläge berühmte Gründer Steve Jobs, wurde eines Besseren belehrt. Auf die Frage, ob Apple sich Gedanken über eine Kombination von Computer und iPad mache - ein klarer Wink in Richtung des Microsoft-Betriebssystems Windows 8, das gleichermaßen für PCs und Tablets gedacht ist - zog Cook vom Leder: „Man kann auch einen Toaster und einen Kühlschrank vereinen, aber solche Sachen werden wahrscheinlich wenig Gefallen beim Kunden finden.“ Das hatte Potenzial für ein Kult-Zitat: Wenige Minuten später hatte ein Spaßvogel den Twitter-Account „@fridgetoaster“ eingerichtet.
Zugleich scheute Cook es nicht, eine klare Grenze zu dem im Herbst verstorbenen legendären Vorgänger zu ziehen. „Ich habe Klagen schon immer gehasst und ich hasse sie jetzt noch“, sagte er zu dem weltweiten Patentkrieg, den Jobs einst maßgeblich losgetreten hatte. Aber Cook ließ wenig Zweifel daran, dass er trotzdem bereit sei, diesen Konflikt bis zum Schluss durchzufechten. „Wir wollen, dass die anderen selber ihre Sachen erfinden. Wenn wir eine Vereinbarung erzielen könnten, bei der wir sicher wären, dass es so ist, wäre mir eine Einigung viel lieber als ein Kampf. Es ist aber wichtig, dass Apple nicht zum Entwickler für die ganze Welt wird.“
Den Start von Googles Netz-Festplatte Google Drive wenige Stunden zuvor konterte Cook mit dem lässigen Hinweis, dass Apples Online-Speicherdienst iCloud inzwischen 125 Millionen Nutzer habe. Und als musikalischer Gruß an die Rivalen spielte nach Abschluss der Telefonkonferenz ein fröhlicher Sommersong mit dem Refrain „It's so nice to be happy“ („Es ist schön, glücklich zu sein“).