Jugendschützer registrieren mehr Verstöße im Web

Mainz (dpa) - Kinderpornografie, Anleitungen zu Würgespielen oder rechtsextreme Propaganda: Jugendschützer haben 2010 deutlich mehr unzulässige Internetangebote entdeckt, vor allem aus dem Ausland.

Die Zahl der neu registrierten Jugendschutz-Verstöße im Internet stieg im Vergleich zu 2009 um sieben Prozent auf 2582, wie die Organisation jugendschutz.net am Dienstag (31. Mai) in Mainz mitteilte. Die länderübergreifende Stelle kontrollierte 2010 unter anderem rund 11 800 Websites, 8000 Videoclips und 16 500 Profile in Web-2.0- Diensten wie Sozialen Netzwerken.

Zahlenmäßig bleibe Pornografie das größte Jugendschutzproblem, aber mit rückläufiger Tendenz. Dagegen steige unter anderem die Anzahl deutschsprachiger Angebote, auf denen Magersucht verherrlicht werde. Ein vergleichsweise neues Phänomen seien Saufforen und Online-Videos, die Würgespiele zeigten. In den zum Nachahmen animierenden Filmchen strangulierten sich die Akteure bis zur Ohnmacht, teilte jugendschutz.net mit. Bilder und Videos von Saufgelagen, Anleitungen zu Trinkspielen oder zum Bau von Saufmaschinen betonten den angeblichen Spaßfaktor exzessiven Alkoholkonsums und verharmlosten die Suchtgefahr.

Kinderpornografie im Netz ist nach den Erfahrungen der Experten ein Dauerproblem. Die Täter seien oft schwer zu ermitteln. Die meisten kinderpornografischen Fotos würden anonym und kostenlos über Downloadplattformen verbreitet. Oft seien die Bildchen als Model-Fotos getarnt. Angebliche Modelagenturen präsentieren Kinder in lasziven Posen - um sie sexuell zu vermarkten.

Soziale Netzwerke und Videoplattformen spielen für Rechtsextreme eine immer wichtigere Rolle. jugendschutz.net sichtete 6000 Profile, Videos und Kommentare - dreimal so viele wie 2009. Um für neue Kampagnen, Materialien und Aufmärsche zu werben, nutzten die Rechtsextremen unter anderem Facebook, YouTube, eigene Blogs und Twitter.

Jugendschutzfilter arbeiten den Experten zufolge oft nur mangelhaft und bewerten jede fünfte Webseite falsch. Nur Sexangebote und Pornografie würden einigermaßen zuverlässig erkannt, in anderen Bereichen könne jede zweite problematische Seite die Filter passieren. Kein System könne bislang Beiträge in Videoplattformen und Communitys differenziert bewerten: Web-2.0-Angebote würden entweder vollständig blockiert oder komplett angezeigt.

Wenn jugendschutz.net auf jugendgefährdende Inhalte hinweise, zeigten sich viele Anbieter kooperativ, teilte die Organisation mit. In vier von fünf Fällen würden problematische Seiten aus Deutschland schnell geändert oder gelöscht. Komme ein unzulässiges Angebot aus dem Ausland, habe sich der Kontakt zu Providern bewährt, um die Inhalte löschen zu lassen.