Höhere Bandbreite Kabel-TV-Anbieter nehmen Volldigitalisierung in Angriff
Berlin (dpa) - In insgesamt 13 Bundesländern steht die Abschaltung der analogen Übertragung des TV-Signals über Kabel bevor.
Die Volldigitalisierung werde neben einem verbesserten TV-Programm auch Internet-Verbindungen mit Gigabit-Geschwindigkeit bieten, teilt der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber, ANGA, mit.
In Berlin informierte der Verband über die anstehenden Pläne und die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Umstellung in diesem Jahr. Dafür sei eine konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure erforderlich, hieß es.
2017 hätten noch 11,4 Prozent der Haushalte in Deutschland ein analoges TV-Signal über das HFC-Netz der Kabelbetreiber empfangen, sagte Sebastian Artymiak von der ANGA. Die Nachfrage nach hohen Bandbreiten steige jedoch bei den Kunden deutlich. 35 Prozent der Haushalte hierzulande hätten bereits ein TV-Gerät mit Ultra-HD-Auflösung. Hinzu kämen zahlreiche Angebote, die wie etwa Amazon Prime, Netflix oder Videoload Filme und Videos per Streaming anbieten.
„Analoges Fernsehen beansprucht sehr viel Platz in den Kanälen, den wir gerne anderweitig für zusätzliche interessante Angebote nutzen wollen“, sagte Isabel Aigner-Lorenz von Vodafone. Ab Sommer will Vodafone seine Kabelnetze in allen Regionen Schritt für Schritt umstellen. In den Pilotregionen Landshut und Dingolfing wird der Umstieg derzeit getestet. Umfangreiche Informationen dazu habe das Unternehmen ins Netz gestellt, zusätzlich sollen alle Kunden auch per Post persönlich informiert werden.
Die Kabelnetzbetreiber wollen den Umstieg für alle Kunden so einfach wie möglich realisieren. Der Anbieter Willi.tel will Nutzern älterer TV-Geräte deshalb auch kostenlos einen Receiver für den Empfang des digitalen Signals zur Verfügung stellen. Gemeinsam haben die Anbieter ein Projektbüro gegründet, der die Umstellung in den einzelnen Regionen koordinieren soll und gesammelte Informationen veröffentlichen will.
Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia hat die Umstellung bereits vollzogen. In seinem Geschäftsbereich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg ist das TV-Signal schon auf volldigital umgestellt. Die Ruhrmetropole Bochum werde noch im ersten Quartal 2018 zur „ersten Gigabit-City Deutschlands“, teilte das Unternehmen mit. Über 170 000 Haushalte hätten dann die Möglichkeit, über das glasfaserbasierte Kabelnetz von Unitymedia mit Gigabit-Geschwindigkeit im Netz zu surfen.
Nach der Umstellung vom analogen zum digitalen Signal verbleibt mehr Bandbreite für zusätzliche Daten. So können etwa TV-Sender ihre Inhalte auch in hoher Auflösung durch die Kabel schicken. Aber auch deutlich höhere Internetgeschwindigkeiten werden möglich.
Claus Wedemeier vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW forderte am Mittwoch in Berlin, dass die werbefinanzierten Privatsender auch nach der Umstellung weiter kostenlos und unverschlüsselt empfangbar bleiben. Ende März 2017 wurde bereits das terrestrische Antennensignal auf digital umgestellt. Seither lassen sich über den neuen Standard DVB-T2 auch erstmals zahlreiche Sender in HD-Auflösung empfangen. Die privaten Sender strahlen ihr Programm allerdings verschlüsselt aus und verlangen für die Freischaltung eine Gebühr.