Kameras, Apps und Babyfone: Die Kleinsten sicher überwachen
Berlin (dpa/tmn) - Der Markt für die Überwachung von Babys und Kleinkindern ist riesig. Neben dem Klassiker Babyfon versehen etwa auch Schnurlostelefone, Smartphone-Apps oder Kameras diese Aufgabe. Doch nicht alle Lösungen sind uneingeschränkt empfehlenswert.
In puncto Zuverlässigkeit ist das klassische Babyfon unübertroffen, sagt Sandra Schwarz von Stiftung Warentest. Mit ihren Kollegen hat sie 24 Babyüberwachungsprodukte aller Gattungen getestet, darunter 15 Babyfone. „Wenn Eltern ihr Kind ideal hören wollen, greifen sie zum Babyfone“, sagt die Expertin. Der Nachteil der Geräte sei allein ihre eingeschränkte Reichweite: Mehr als ein paar Zimmer Entfernung zwischen Sender und Empfänger sind oft nicht drin.
Aus dem Grund sollten Babyfone unbedingt eine Reichweitenkontrolle an Bord haben, rät Schwarz. „Bei drohendem Kontaktverlust piept das Gerät los.“ Verlass ist zwar auch auf Kamera-Geräte. Die Qualität der Videos sei aber oft nicht gut, und die Displays der Empfänger winzig.
Manche Geräte haben sogar eine Gegensprechfunktion: „Unnötig“, befindet Schwarz. „Wenn im Kinderzimmer Rambazamba ist, wird man kaum versuchen, über das Babyfone mit dem Kind zu sprechen, sondern geht rein“, sagt Schwarz, die selbst Mutter von zwei Kindern ist.
Kinder können auch per Webcam überwacht werden. Die Kamera wird in ein bis zwei Meter Abstand zum Kind platziert. Per WLAN klinkt sie sich ins Web ein und sendet bei Geräuschen eine Nachricht. Eltern müssen die Webcam-App auf ihrem mobilen Gerät installiert und dort ein Konto angelegt haben.
Dann bekommen sie bei Alarm Ton und Video geschickt. Vorteilhaft ist die unbegrenzte Reichweite. Die Nachteile: „Die Webcams sind für Hacker leicht angreifbar, es kann zudem zu Verbindungsschwierigkeiten mit dem Server kommen“, sagt Schwarz.
Eine weitere Internet-Lösung sind Smartphone-Apps. Diese laden sich Eltern auf ein Mobiltelefon, das in die Nähe des Kindes gelegt wird und bei Geräuschen eine vorher festgelegte Nummer anruft - etwa ein anderes Smartphone. Vorteilhaft ist auch hier die Reichweite. Die Nachteile überwiegen aber erneut, findet Schwarz. „Im Test kam es bei den Apps zu Verbindungsabbrüchen - ohne Warnung an die Eltern.“
Besser funktionieren Festnetz-Telefone mit Babyfon-Funktion, sagt Schwarz. Ein schnurloses Telefon steht im Kinderzimmer und wählt eine programmierte Nummer, wenn das Kind schreit. Eltern können so in den Raum hineinhören. Das System sei zuverlässiger als Apps und Webcams. „Sie sind ein guter Kompromiss, wenn große Reichweite gefragt ist.“
Wegen ihrer geringeren elektromagnetischen Strahlung raten einige Experten zu Babyfonen mit batteriebetriebenem Sender - so auch die Hamburger Hebamme Jule Friedrich. Schaltet sich der Sender nur ein, wenn der Nachwuchs tatsächlich Geräusche macht, lasse sich die Strahlenbelastung noch weiter reduzieren.
Gleiches gilt für die einstellbare Ansprechschwelle, mit der festgelegt wird, wie laut es sein muss, damit das Gerät zum Eltern-Empfänger sendet. Außerdem sollte das Gerät mindestens einen Meter vom Kind entfernt stehen, rät Friedrich.
Grundsätzlich sei es sinnvoll, auf sogenannte Eco-Geräte zu achten, die nur dann Felder aussenden, wenn sie andere Geräte anwählen, sagt auch der Umweltmediziner Matthias Otto von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin in Osnabrück.
„Außerdem gilt: Je weiter das Gerät entfernt steht, desto geringer ist die Belastung durch elektromagnetische Felder.“ Auch das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt: Bei Geräten für die Streckdose sollte das Netzteil wegen der niederfrequenten Felder, die es ausstrahlt, vorsorglich möglichst weit vom Bett entfernt eingesteckt werden.
Eine dauerhafte elektromagnetische Strahlung von Babyfonen, Smartphones oder Festnetz-Telefonen stelle wahrscheinlich kein Gesundheitsrisiko für Kinder dar, sagt Matthias Otto. „Dafür gibt es derzeit keine handfesten wissenschaftlichen Belege.“ Allerdings seien einige Studien zu dem Thema noch nicht abgeschlossen.
Im ersten Lebensjahr sollten Eltern immer in der Nähe des Kindes sein und es im Elternschlafzimmer schlafen lassen, rät Hebamme Friedrich. „Auch wenn es schläft, sollte es Geräusche wahrnehmen können.“ Denn wenn es in einem zu ruhigen Raum schlummert, erhöhe sich die Gefahr von Atemaussetzern, da es dort in einen zu tiefen Schlaf fallen kann.
Die beste Überwachung in der ersten Zeit bleibt also die offene Tür zum Zimmer, wo das Baby schläft, wenn die Eltern dort nicht gerade selbst sind. Ab dem zweiten Lebensjahr, sobald das Kind alleine schläft, kann es mit der technischen Überwachung losgehen.