Klagewelle nach Hackerangriff auf Seitensprungportal
Toronto (dpa) - Auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison rollt nach dem Hackerangriff mit Veröffentlichung von Millionen Nutzerdaten eine Klagewelle zu. Nach zwei Anwaltskanzleien am Sitz des Unternehmens in Kanada zogen auch Nutzer aus den USA unter anderem in Texas und Kalifornien vor Gericht.
Sie werfen der Betreiberfirma der Website, Avid Life Media, vor, nicht genug für die Sicherheit der Informationen getan zu haben.
Ashley Madison war gezielt als Flirt-Portal für Seitensprünge beworben worden, Gründer und Chef Noel Biderman lockte in Interviews mit dem Versprechen absoluter Diskretion. Das Unternehmen bot auch die Option an, für 19 Dollar alle Daten löschen zu lassen. Die von Hackern vergangene Woche veröffentlichten Profile zeigten jedoch laut Medienberichten, dass auch danach noch Informationen auf den Servern blieben.
Insgesamt waren Angaben zu rund 36 Millionen Nutzerkonten veröffentlicht worden. Avid Life Media bestätigte bisher nicht die Echtheit dieser Daten. IT-Sicherheitsexperten gehen jedoch davon aus, dass sie authentisch sind - und die Klagen sind ein weiterer Beleg dafür. Die kanadische Polizei geht dem Verdacht nach, dass zwei Selbstmorde mit der Veröffentlichung der Daten in Verbindung stehen könnten.
Der Hacker-Angriff könnte sehr teuer für die Ashley-Madison-Betreiber werden. Allein die kanadische Sammelklagen sollen mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar schwer werden. Für Avid Life Media wäre es eine vernichtende Dimension: Der Firmenumsatz lag im vergangenen Jahr bei 115 Millionen US-Dollar. Noch vor einigen Monaten hatte die Firma Pläne für einen Börsengang bekanntgegeben.
Allerdings gehen die klagenden Nutzer zum Teil nur anonym gegen das Portal vor und es ist noch unklar, welches Ausmaß die Verfahren annehmen werden.
Das Management von Ashley Madison gerät unterdessen nach Veröffentlichung mutmaßlicher E-Mails von Biderman durch die Hacker zunehmend ins Zwielicht. So geht daraus laut IT-Sicherheitsexperten und Medienberichten hervor, dass es sich im Herbst 2012 in Datenbanken des Online-Magazins „nerve.com“ reinhackte.