Kompakt und klangstark - Aktivboxen im Hi-Fi-Einsatz

Berlin/Stuttgart (dpa/tmn) - Zu Lautsprechern gehört ein Verstärker, ein Receiver oder eine Kompaktanlage. So hat man es gelernt. Doch es geht auch anders: Aktivlautsprecher mit integrierten Verstärkern brauchen nur Strom und eine Audioquelle, um groß aufzuspielen.

Nicht immer ist Platz für eine ganze Anlage samt Lautsprechern - schon gar nicht auf dem Schreibtisch. Und vielleicht soll die Musik auch mal spontan in einem anderen Raum spielen. Dann schlägt die Stunde der Aktivboxen, die nicht mehr als Steckdose und Zuspieler brauchen. Weil sie oft zum Abhören von Tonaufnahmen in Studios genutzt werden, sind sie seltener in der Kategorie Hi-Fi, sondern meist in der Schublade Studiomonitor zu finden. Doch nicht jede Box mit Verstärker ist eine echte Aktivbox.

„Eigentlich ist die Aktivbox das Vernünftigste, was man machen kann“, sagt Andreas Klöhn, Berater beim Medientechnik-Unternehmen Amptown. Der Lautsprecherform oder -größe geschuldete Abweichungen des Frequenzgangs können bei Aktivboxen ab Werk korrigiert werden. Das heißt auch, dass man bei kleineren Gehäusen keine Einbußen beim Frequenzgang hinnehmen muss. „Die meisten Subwoofer sind aktiv, weil so das Gehäuse kleiner sein kann“, nennt Klöhn ein Beispiel. Außerdem werden die Frequenzen schon im Vorverstärkerbereich getrennt. „Wenn zum Beispiel der Verstärker im Bassbereich verzerrt, schlägt das nicht gleich auf die anderen Tonbereiche über.“

Aktive Lautsprecher sind Hightech. Die einzelnen Verstärker können optimal an die einzelnen Lautsprecherchassis angepasst werden. Den Konstrukteuren stehen dabei auch sogenannte Korrekturelemente zur Verfügung, erklärt Olaf G. Günther, Referatskoordinator beim Verband Deutscher Tonmeister. Dazu zählen etwa Beschleunigungssensoren, die die Bewegung der Chassis messen, oder aktive Frequenzweichen, die oft durch digitale Signalprozessoren (DSP) unterstützt werden. „Das Ergebnis sollte ein Lautsprecher mit möglichst linearem Frequenzgang und geringen Verzerrungen sein“, erklärt der Tonmeister.

Auch wenn sich Aktivboxen in Deutschland bisher nicht auf breiter Front durchgesetzt haben: „Es gibt fast nichts, was gegen Aktivlautsprecher spricht“, sagt Holger Biermann, Chefredakteur der Zeitschrift „Stereoplay“. Schon die Tatsache, dass es keine langen Lautsprecherkabel gebe, könne dem Klang zugutekommen. „Die meisten dieser Boxen sind klein und kompakt und klingen im Direktschall gut“, sagt Biermann. Selbst Hi-Fi- und High-End-Schmieden hätten Aktivboxen im Programm. „Die Hersteller adressieren damit in erster Linie Profis und Studiomusiker, aber natürlich kann das jeder kaufen.“ Das Wort Studio in der Beschreibung sollte nicht abschrecken: Man kann sie problemlos ins Wohn- oder Arbeitszimmer stellen.

Doch streng genommen ist Aktivbox nicht gleich Aktivbox. Im klassischen Sinne gelten sogenannte Breitbandsysteme, bei denen das Eingangssignal einfach nur verstärkt wird, nicht als Aktivboxen - auch wenn sich die Bezeichnung für alle Lautsprecher mit Verstärker durchgesetzt hat. „Eine Aktivbox ist es nur, wenn es für jeden Töner einen eigenen Verstärker gibt“, erklärt Amptown-Berater Klöhn.

Die Zuspieler werden meist per Cinch (RCA) oder Klinke (TRS oder Audio Jack) an Aktivboxen angeschlossen. Smartphones oder Tablets als Audioquelle können mit klanglichen Einschränkungen verbunden sein, weil sie in der Regel keine genormten Audioausgänge haben, die sogenannte Ausgangsimpedanz des Zuspielers und die Eingangsimpedanz der Boxen aber zusammenpassen sollten. „Wenn Sie transportable Geräte mit Aktivboxen verbinden, müssen Sie damit rechnen, dass es zu wenig oder zu viel Tiefen oder Höhen gibt“, erklärt Klöhn. Besser sei es, die Aktivboxen an Hi-Fi-Bausteine, eine Dockingstation oder streamingfähige Blu-ray-Player, AV-Receiver und Fernseher zu hängen. „Die haben genormte Ausgänge mit einem Vorverstärker.“

Zum Testen eines Lautsprechers empfiehlt Klöhn, erst einmal die in guter Monoqualität aufgenommene Stimme eines Tagesschausprechers zu nutzen. „Wenn sich der Sprecher natürlich anhört, können Sie mit Musik weitermachen.“ Grundsätzlich gelte: Kleine Boxen erfordern einen kleinen und große Boxen einen großen Abhörabstand. Viele Monitore sind mit Bezeichnungen für den optimalen Abstand zum Zuhörer versehen. Nahfeld bedeutet rund 1,5 Meter, Mittelfeld 3 bis 4 Meter und Fernfeld über 4 Meter.

Die vielen einzelnen Verstärker, die Korrekturelemente und der Konstruktionsaufwand einer echten Aktivbox haben ihren Preis. „All das gibt es nicht in vernünftig für kleines Geld“, sagt Tonmeister Günther. „Und diese Ausgaben lohnen sich auch nur dann, wenn der Hörer den Ehrgeiz besitzt, auch dem Raum und der Aufstellung der Lautsprechersysteme Aufmerksamkeit zu schenken.“

400 bis 500 Euro sollte man für ein Paar guter Aktivboxen mindestens anlegen, rät Holger Biermann. „Ab 500 Euro das Paar kriegen Sie vernünftige Lautsprecher“, sagt auch Andreas Klöhn. „Ich würde mich an bekannte Marken halten.“ Beim Kauf semiprofessioneller Aktivboxen könne man nichts falsch machen.