Konkurrenz vom Handy: Haben MP3-Player ausgedient?
Berlin (dpa/tmn) - Es muss nicht immer ein Smartphone sein: Die Computertelefone sind zwar unaufhaltsam auf dem Vormarsch, einfache MP3-Player haben nach Experten-Einschätzung aber trotzdem eine Zukunft.
Auch wenn alte Verkaufszahlen wohl nie wieder erreicht werden.
MP3-Player haben der digitalen Musik-Revolution den Weg geebnet - doch der Vormarsch der Smartphones hat sie inzwischen in die Nische verbannt. Was aber immer noch für einen einzelnen Multimedia-Player spricht, ist der geringere Preis.
Es ist eine berechtigte Frage, ob einzelne MP3-Player langfristig überhaupt noch eine Zukunft haben: Laut Marktforschern ist in Märkten wie Deutschland bereits mehr als jedes zweite verkaufte Handy ein Smartphone. Für 2015 rechnen die Analysten von Gartner bereits mit einem Anteil von 95 Prozent. Entsprechend dürfte auch der Bedarf an zusätzlichen kleinen Musik-Playern zurückgehen.
Bei der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) sieht man dennoch eine Zukunft für die Player. „Die Alleskönner lassen noch Platz für Spezialisten“, sagt gfu-Sprecher Roland Stehle. „Zum Beispiel geht nicht unbedingt jeder mit seinem Smartphone joggen.“ Viele Eltern würden ihren Kindern auch in Zukunft nicht gleich ein Smartphone kaufen. Und schließlich ist es ärgerlich, wenn der Smartphone-Akku nach langem Videokonsum leer ist und man nicht mehr angerufen werden kann.
Es ist auch eine Kostenfrage: Für ein Smartphone werden mehrere hundert Euro fällig. Einen MP3-Player bekommt man schon ab 20 Euro - damit hätten sie sogar eine dauerhafte Zukunft als Werbegeschenk, betont Stehle. In den ersten neun Monaten 2011 sank der Absatz der Multimedia-Player in Deutschland im Jahresvergleich um 14,5 Prozent, wie das Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte. Es wurden aber immer noch gut 3,6 Millionen solcher Geräte verkauft.
Über die Jahre haben sich mehrere Geräteklassen mit ihren eigenen Preiskategorien herauskristallisiert: Die einfachsten Billiggeräte, etwas größere Player mit komfortablerer Bedienung und Farbbildschirm und Top-Multimediaplayer mit größerem Bildschirm für die Videowiedergabe und mehr Speicherplatz.
Die iPods von Apple halten sich trotz ihrer relativ hohen Preise weltweit als Marktführer, was der durchdachten Bedienung, der nahtlosen Integration des Online-Shops iTunes und schließlich dem Coolness-Faktor gerade bei jungen Leuten geschuldet ist. Der Durchschnittspreis der in Deutschland verkauften Player lag zuletzt laut GfK bei 80 Euro - viele greifen also zu günstigeren Geräten.
Nach dem Start mit einem iPod-Modell etablierte Apple schrittweise verschiedene Kategorien und behielt sie über die Jahre bei, so dass sie auch für den restlichen Markt den Takt angeben. Die Palette fängt an mit dem iPod Shuffle für 50 Euro - klein, quadratisch, ohne Bildschirm, mit zwei Gigabyte (GB) Speicher. Die günstige Alternative dazu: Geräte wie der Intenso Music Walker, die wie ein etwas zu groß geratener USB-Stick mit kleinem Display aussehen. Kaufen kann man sie ab knapp 20 Euro mit einer Speicherkapazität von vier GB, für knapp 30 Euro gibt es den doppelten Speicherplatz.
Die Klasse des iPod nano hat sich bei Apple in den vergangenen Jahren am meisten verändert. Der Urahn iPod Mini war eine nach heutigen Verhältnissen relativ klobige geschrumpfte Version des großen iPod-Bruders. Mit der Zeit wurden die Geräte immer kleiner. Die neue Version besteht fast ausschließlich aus einem quadratischen Bildschirm und hat eine Kantenlänge von rund vier Zentimetern.
Angesichts dieser kompakten Größe versucht Apple, dem nano als Uhren-Ersatz eine Zukunft zu sichern: Die aktuelle Version hat diverse Zifferblatt-Anzeigen integriert. Wichtig: Der neue nano kann im Gegensatz zum Vorgänger keine Videos mehr abspielen. Den Preis hält Apple aber deutlich über vergleichbaren Konkurrenzangeboten bei 129 Euro für die Acht-GB-Version.
Als ähnlich aussehende Alternative gibt es etwa den Player Zen Style M100 von Creative oder den Vision A14VG von Archos mit vier GB Speicherplatz ab rund 40 Euro. In einer ähnlichen Preiskategorie liegen Geräte wie Trekstors i.beat moveS2.0 oder der Zen Style 300, die sich eher am klassischen MP3-Player-Design mit Tasten unter dem Bildschirm orientieren.
Apples Oberklasse ist der iPod touch, eine Art dünneres iPhone ohne Telefon-Funktion. Das Gerät, das Apple auch als Spiele-Plattform in Konkurrenz zu Sonys PSP oder dem Nintendo DS etablieren will, hat einen berührungsempfindlichen Bildschirm mit einer Diagonalen von 3,5 Zoll (8,9 cm). Die Preise fangen bei 189 Euro für das 8-GB-Modell an und gehen bis 389 Euro bei der 64-GB-Version.