Livesport aus dem Web: Fußball in der Grauzone
München (dpa/tmn) - Nervenflattern, Herzklopfen, Jubelschreie: Echte Emotionen gibt es beim Sport nur, wenn man ihn live sieht. Viele Übertragungen verschwinden im Fernsehen aber hinter den Bezahlschranken von Pay-TV-Sendern.
Alternativen finden Fans im Internet.
Der Fernseher hat als Sportmedium Nummer eins langsam ausgedient: An Computer, Smartphone oder Tablet lassen sich Wettkämpfe und Events inzwischen im Internet verfolgen. Das schier unerschöpfliche Angebot reicht von Übertragungen aus der Fußball-Bundesliga bis zu Randsportarten. Unterscheiden müssen Nutzer dabei zwischen Bezahlangeboten und frei verfügbaren Livestreams.
Kostenpflichtige Angebote richten sich in Deutschland vor allem an Fußballfans. Die wichtigsten Anbieter sind Sky und die Telekom, erklärt Mathias Blab von der Zeitschrift „CHIP HD-Welt“: „Beide koppeln die internetbasierten Dienste an einen entsprechenden Pay-TV- oder Mobilfunkvertrag.“ Die Bundesliga und weitere Sportübertragungen gibt es als zubuchbare Optionen. Aufgrund verschiedener Lizenzen mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) unterscheiden sich die Angebote hinsichtlich der verwendeten Geräte und Übertragungswege.
So bietet die Telekom das Paket LIGA total! zum Beispiel für 4,95 Euro monatlich für Smartphones und Laptops an, für die Live-Übertragung aus den ersten beiden Ligen braucht es aber zwingend eine UMTS-Verbindung. Sky-Abonnenten empfangen die Spiele per iPad oder Computer. Voraussetzung ist eine Internetverbindung und die Buchung des Bundesligapakets, hinzu kommen die Kosten für den Onlineservice namens Sky Go. Zudem überträgt der Sender Wettkämpfe aus Formel 1 oder der Eishockey-Bundesliga. US-Sport wie Baseball oder American Football gibt es gegen Aufpreis.
Den NBA-Titelgewinn von Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks verfolgten 2011 viele Basketballfans in Deutschland nicht über den Bezahlsender Sport 1 Plus, sondern gratis vor dem PC. Mit Webstreams ausländischer TV-Anstalten gelangen hochkarätige internationale Spiele auch ohne teures Abo auf den Bildschirm. Die technischen Voraussetzungen dafür sind äußerst gering, wie Blab erläutert: „Die Internetübertragungen werden entweder direkt im Browser empfangen oder man nutzt eine kostenlose Software, die den Stream darstellt.“
Um sich im Dschungel der oft asiatischen oder russischen Streamanbieter zurechtzufinden, empfiehlt Blab spezielle Linksammlungen wie www.wiziwig.tv: „Dort werden Sendetermine zu allen möglichen Sportarten und die entsprechenden Adressen gesammelt.“ Auf jeden Fall sollten Sportfans nur Links von bekannten Seiten verwenden, um ihren Rechner nicht mit Schadsoftware zu infizieren. Bequemer läuft das Sportschauen im Netz mit kostenlosen PC-Programmen wie SopCast oder TVU Player. Diese Tools stellen nicht nur eine Verbindung zu den Streamingservern her, sondern verbreiten die Daten nach dem Peer-to-Peer-Verfahren auch an andere Zuschauer.
Rechtlich sind die sogenannten P2PTV-Streams zwar umstritten, aber nicht verboten. „Ausländische Streams von Sportveranstaltungen, auf die in Deutschland keine Urheberrechtsansprüche gelten, können unproblematisch im Netz verfolgt werden“, erklärt Prof. Thomas Hoeren vom Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht der Universität Münster. Solange es sich um einen offiziellen Stream eines ausländischen Senders handelt, gibt es keine rechtlichen Einwände. Der Anbieter hat in solchen Fällen mit dem jeweiligen Rechteinhaber, zum Beispiel der UEFA, einen Vertrag für die Ausstrahlung im Internet geschlossen.
Sprechen die Kommentatoren beim Fußball aber Deutsch, handelt es sich vermutlich um einen Stream inländischer Herkunft. „Hier ist Vorsicht geboten, da es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um illegal eingestelltes Material handelt“, warnt Blab. Nutzer bewegen sich in einer Grauzone: „Wer lediglich einen Stream betrachtet, macht sich aktuell nicht strafbar“, schildert Hoeren die momentane Rechtslage. Das Speichern und Weiterverbreiten ist dagegen strafbar - letzteres lässt sich beim P2PTV aber kaum vermeiden. So wird ein kostenloses Angebot schnell teuer: „Die Abmahnkosten für das Speichern von Streams und Bereitstellen für andere via Peer-to-Peer bewegen sich in etwa zwischen 1000 und 7000 Euro.“