Manning schweigt in Wikileaks-Verfahren
Fort Meade (dpa) - Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning schweigt. Der 24-Jährige will sich nicht zur Anklage gegen ihn äußern. Am Mittwoch ließ Manning in der Anhörung vor einem US-Militärgericht in Fort Meade (Maryland) seine letzte Chance für eine persönliche Stellungnahme verstreichen.
Die Verteidigung nutzte dagegen die Möglichkeit, zwei eigene Zeugen zu befragen, um den US-Soldaten zu entlasten. Nach sieben Tagen soll das Vorverfahren an diesem Donnerstag mit den Schlussplädoyers der Ankläger und Anwälte enden.
Dem Obergefreiten wird vorgeworfen, während seiner Stationierung als Analyst der US-Armee im Irak massenhaft Geheimdienstdokumente aus Computern gezogen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt zu haben. Detaillierte Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige Diplomatendepeschen kamen an die Öffentlichkeit. Das hatte den USA großen internationalen Ärger eingebracht.
Manning sitzt deswegen seit mehr als eineinhalb Jahren in Haft. Die Anhörung soll klären, ob die Beweise für die Eröffnung eines Militärprozesses ausreichen. In dem Falle droht Manning bei einer Verurteilung wegen „der Unterstützung des Feindes“ eine lebenslange Gefängnisstrafe. Der Ermittlungsrichter habe nun bis zum 16. Januar Zeit, seine Empfehlung über die Fortsetzung des Verfahrens abzugeben, sagte ein Militärsprecher am Mittwoch. Er habe aber auch die Möglichkeit, die Frist auf Antrag zu verlängern.
In den ersten fünf Tagen hatten die Ankläger zahlreiche Zeugen aufgerufen, die nach eigener Aussage eindeutige Anhaltspunkte für Mannings Schuld haben. So wurden gleich mehrere Beweise vorgelegt, die nach ihrer Ansicht klar auf seine Kontakte zu Wikileaks hinweisen. Dazu gehörten Chat-Protokolle zwischen Manning und dem Wikileaks-Gründer Julian Assange, die auf dem Computer des Angeklagten gefunden worden seien.
Die Verteidigung versuchte im Verlauf der Anhörung klar zu machen, dass Manning emotionale Probleme gehabt habe und deshalb eigentlich keinen Zugang zu geheimen Dokumenten hätte haben dürfen. So habe er zu Gewaltausbrüchen auch gegen Vorgesetzte geneigt und sich isoliert. Auch sei Manning in der Truppe wegen seiner Homosexualität ausgegrenzt worden, worunter er psychisch gelitten habe.
Die Anwälte deuteten zudem an, dass in dem Analysezentrum des Außenpostens im Irak schwere Regelverstöße an der Tagesordnung gewesen seien. So hätten Zeugen ausgesagt, dass es keine klare Führung gegeben habe und dass viele Soldaten an ihren Arbeitscomputern Spiele gespielt und Filme geschaut hätten. Die Dateien dafür seien in einem Netzwerk gespeichert worden, das eigentlich nur zum Austausch geheimer Informationen vorgesehen gewesen sei.