Medien: „FarmVille“-Macher Zynga vor Börsengang

New York (dpa) - Der „FarmVille“-Anbieter Zynga steht kurz davor, die virtuellen Bauernhöfe seiner Mitglieder in echte Milliarden umzumünzen.

Bereits am Mittwoch könnte der Spezialist für Onlinespiele die Unterlagen für einen Milliarden-Börsengang einreichen, berichteten das „Wall Street Journal“ und der Wirtschaftssender CNBC am späten Dienstag (Ortszeit) übereinstimmend.

Demnach könnte Zynga versuchen, in einem ersten Schritt 1,5 bis 2,0 Milliarden Dollar bei Investoren einzusammeln. Inklusive der Anteile, die bei den Altbesitzern verbleiben, würde Zynga dann auf einen Gesamtwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar kommen. Zum Vergleich: Die beiden etablierten Videospiele-Anbieter Electronic Arts und Activision Blizzard bringen aktuell zusammen knapp 21 Milliarden Dollar auf die Waage.

Die Spiele von Zynga an sich sind kostenlos. Geld macht das Unternehmen vor allem, wenn Nutzer virtuelle Gegenstände wie etwa Landmaschinen für ihre digitalen Acker kaufen. Zynga ist eng mit dem weltgrößten Onlinenetzwerk Facebook verbunden.

Bei den Internet-Firmen herrscht derzeit Goldgräberstimmung. Erst jüngst waren das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn und das Internetradio Pandora an die Börse gegangen und hatten ihren Alteigentümern zu Reichtum verholfen. Nach dem Sprung aufs Parkett stiegen die Titel steil an, fielen dann aber wieder deutlich. Einige Beobachter fürchten bereits eine neue Internet-Blase.

Im Gegensatz zu LinkedIn oder Pandora dürfte Zynga in diesem Jahr laut Marktbeobachtern aber Geld verdienen - rund 500 Millionen Dollar, schätzte Analyst Nitsan Hargil von GreenCrest Capital. Den aktuellen Umsatz sieht er bei 1,5 Milliarden Dollar, sagte Hargil der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Im vergangenen Jahr waren es noch 850 Millionen. Auch Hargil habe von Zynga-Investoren gehört, dass am Mittwoch der Startschuss zum Börsengang fallen solle.

In nächster Zeit steht noch die Schnäppchen-Website Groupon vor dem Börsengang und im kommenden Jahr voraussichtlich das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook. Alleine bei Facebook tummeln sich nach Zahlen des Marktforschers AppData im Monat 271 Millionen Spieler von Zynga-Titeln. Am beliebtesten ist dabei „CityVille“, gefolgt von „Empires & Allies“ sowie „FarmVille“ und „Texas HoldEm Poker“.

Der Riesen-Börsengang von Zynga wäre der vorläufige Höhepunkt einer rasanten Erfolgsgeschichte. Gegründet 2007 vom zuvor wenig erfolgreichen Internet-Unternehmer Mark Pincus, wurde Zynga vor allem mit „FarmVille“ bei Facebook groß, wo Nutzer virtuelle Bauerhöfe führen können. Pincus wird mit dem Börsengang in die Milliardärs-Liga aufsteigen.

Zusätzlich zu den Börsenplänen verhandele Zynga mit Banken über eine Kreditlinie von mindestens einer Milliarde Dollar zum Ausbau des Geschäfts, schrieb das „Wall Street Journal“. Das könnte nötig sein, denn die Konkurrenz bei Online-Spielen wird immer stärker. So kündigte Electronic Arts bereits an, die virtuelle Welt des populären PC-Spiels „Die Sims“ ebenfalls zu Facebook zu bringen.