Mehr als zocken: Spielkonsolen als Medienplayer
Hamburg (dpa/tmn) - Wer Spiele und Filme gleichermaßen mag, muss nur ein Gerät unter dem Fernseher stehen haben. Denn Xbox und Playstation spielen inzwischen auch DVDs, Blu-rays und Filme aus dem Netz ab.
Allerdings läuft nicht jedes Video reibungslos.
Spielkonsolen sind längst nicht mehr nur zum Spielen da. Xbox 360, Playstation 3 und Wii sind zumindest zum Teil auch Entertainmentzentralen für das Wohnzimmer, die sich neben Egoshootern und Rennsimulationen auch für Filme, Musik und Fotos verwenden lassen. Doch zwischen den drei Geräten und ihren Medienfähigkeiten gibt es massive Unterschiede. „Die Playstation 3 und die Xbox 360 lassen sich als DVD-Player verwenden“, erklärt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltung- und Kommunikationselektronik (gfu) aus Frankfurt am Main. Die Playstation 3 kann darüber hinaus als einzige Konsole auch Blu-ray-Discs abspielen.
Es können aber auch Fotos, Musik oder Videos wiedergegeben werden, die auf einem USB-Stick oder einer externen Festplatte gespeichert sind. Dafür verfügen beide Konsolen über passende USB-Anschlüsse. Allerdings macht sich hier bemerkbar, dass die Hardware der Geräte schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat: Einen schnellen USB-3.0-Anschluss gibt es bei beiden Konsolen nicht. Anders als bei der Playstation werden auf einer externen Festplatte bei der Xbox 360 immer nur 16 Gigabyte Speicherplatz erkannt - unabhängig davon, wie groß die Festplatte tatsächlich ist. „Für die Xbox muss man zudem ein virtuelles Laufwerk auf der Festplatte anlegen, wo man dann Filme und Musik hineinkopieren kann“, erklärt Ingolf Leschke von der Zeitschrift „Computer Bild Spiele“.
Die Wii bietet als Medienplayer nur sehr eingeschränkte Funktionen. „Dafür ist sie auch nicht konzipiert. Sie ist eine reine Spaßmaschine“, sagt Leschke. Es lassen sich weder Blu-rays noch DVDs abspielen. Videodateien erkennt die Nintendo-Konsole nur im sogenannten Motion-JPEG-Format, erklärt der Redakteur: „Allerdings ist dann auch die Bildqualität deutlich schlechter.“ Video- und Musikdateien oder Fotos lassen sich auf der Wii nur von einer SD-Karte aus aufrufen, USB-Medien liest die Konsole nicht.
Einen Internetzugang bieten alle drei Konsolen, Playstation 3 und die Xbox 360 lassen sich aber zusätzlich auch in ein Heimnetzwerk einbinden. So können Nutzer direkt auf Dateien auf dem PC oder einer Netzwerkfestplatte zugreifen und zum Beispiel Filme streamen. Dafür sollten sie die Konsole möglichst mit einer Kabelverbindung an den Router anschließen. „Damit gehen keine Datenpakete verloren“, erklärt Leopold Holzapfel vom Computermagazin „Chip“. „WLAN ist dagegen zum Streamen von Filmen nicht so gut geeignet, weil so eine Verbindung zum Ruckeln neigt.“ Für den Fall, dass nur drahtloses Internet zur Verfügung steht, haben die Playstation 3 und mittlerweile auch die Xbox 360 einen WLAN-Adapter an Bord.
Auch mit einer schnellen Kabelverbindung können die Konsolen aber nicht alle Videodateiformate abspielen. „Xbox und Playstation sind da etwas eingeschränkter“, sagt Holzapfel. „Die Standardformate verstehen sie zwar beide, MKV-Dateien für hochauflösende Filme werden aber beispielsweise nicht erkannt.“ Beide Geräte können aktuelle und ältere Kinofilme aber auch aus dem Netz beziehen: Besitzer einer XBox 360 haben dafür Zugriff auf die von Microsoft betriebene Plattform Zune, auf der sich Titel entweder leihen oder kaufen lassen. Playstation-Kunden können für eine monatliche Gebühr Filme der Online-Videothek Lovefilm streamen.
Eine Konsole als Mediencenter empfiehlt sich letztlich vor allem für Nutzer, die damit hauptsächlich spielen wollen, sagt Roland Stehle: „Je nach Konsole kann man die Multimedia-Funktionen als praktische Zusatzfeatures nutzen“. Wer nicht spielt, wird im Vergleich zu spezialisierten Geräten einige Nachteile feststellen: „Sie sind lauter als ein normaler DVD-Player und verbrauchen mehr Strom“, erklärt Leopold Holzapfel. Eine bessere und in der Regel günstigere Wahl sei in solchen Fällen eine Multimedia-Festplatte, die mehr Formate abspielt, weniger Energie verbraucht und sich ebenfalls unkompliziert an den Fernseher anschließen lässt.