Microsoft: Interesse an Android-Spezialisten Cyanogen
New York (dpa) - Dieser Deal könnte die Kontrolle von Google über das Betriebssystem Android schwächen: Microsoft prüft laut Medienberichten einen Einstieg beim Software-Entwickler Cyanogen. Das Startup hat sich auf die Fahnen geschrieben, „Android Google wegzunehmen“.
Cyanogen entwickelt Android-Versionen, die ohne Google-Dienste wie GMail, Maps oder die App-Plattform Play Store auskommen.
Microsoft wolle sich an einer rund 70 Millionen Dollar schweren Finanzierungrunde von Cyanogen beteiligen, berichtete das „Wall Street Journal“ am späten Donnerstag. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg geht es dabei auch die Entwicklung einer Android-Version, die „aufgeschlossener für Microsoft-Dienste“ wäre.
Das von Google entwickelte Mobil-Betriebssystem Android ist grundsätzlich quelloffen und kostenlos. Es kann deshalb von allen Geräteherstellern genutzt und weiterentwickelt werden. Wenn sie jedoch den Zugang zu Google-Diensten anbieten wollen, werden Gebühren an den Internet-Konzern fällig. Zudem kann man die Google-Services nicht einzeln einschließen, sondern nur als Gesamtpaket buchen.
Android dominiert den Smartphone-Absatz mit einem Marktanteil bei 80 Prozent. Vor allem in China, wo Google nicht aktiv ist, werden die meisten Android-Telefone aber ohne Dienste des Internet-Konzerns verkauft. Auch der weltgrößte Online-Händler Amazon setzt bei seinen Kindle-Tablets und dem Smartphone Fire Phone auf eine angepasste Android-Version ohne Google-Dienste.
Cyanogen-Chef Kit McMaster schätzte jüngst, dass aktuell mehr als 35 Prozent der Android-Geräte ohne Google auskämen. Er erwarte, dass der Anteil mit der Zeit auf über 50 Prozent steigen werde, sagte McMaster in einer Talk-Runde des Technologieblogs „The Information“. Cyanogen beliefert bisher einige kleinere Hersteller wie OnePlus und hat nach eigenen Schätzungen rund 50 Millionen Nutzer.
Cyanogen könne in der Finanzierungsrunde insgesamt mit 500 Millionen Dollar bewertet werden, schrieb Bloomberg. Die Bewertung entscheidet darüber, welchen Anteil an dem Unternehmen die Investoren für ihr Geld bekommen.
Microsoft ist ein Erzrivale von Google und versucht seit Jahren, mit seinem Windows-System auch auf Smartphones und Tablets Fuß zu fassen. Bisher reichte es nur für Marktanteile im einstelligen Prozentbereich. Der neue Chef Satya Nadella rief allerdings die Strategie aus, verstärkt Microsoft-Dienste auch auf Apples iPhones und iPads sowie Android-Geräten zu etablieren.