Millionen Handys liegen ungenutzt in Schubladen
Mobile Telefonie ist mittlerweile fast so gewöhnlich wie Essen und Trinken. Im Durchschnitt besitzt jeder Deutsche bereits mehr als ein Handy oder Smartphone. Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Geräts beträgt jedoch nur anderthalb bis zwei Jahre.
Weil viele Altgeräte danach nicht recycelt, sondern einfach vergessen werden, zeichnen sich bereits erste Rohstoffengpässe bei der Neuherstellung ab.
Bei moderner Mobiltelefonie und Hosentascheninternet jagt eine Neuerung die nächste. Trends entstehen, werden mitgemacht und verebben zugunsten neuerer Trends. Wer auf dem Laufenden sein, die modernste Technik nutzen und sich mit einem schicken Gerät sehen lassen will, muss mitmachen, sonst ist er schnell von gestern. Vertragslaufzeiten sollen daher am liebsten kurz sein, niemand möchte sich zu lange binden, weder an den Anbieter noch ans jeweilige Modell.
Rund einhundert Millionen alter Handys werden pro Jahr in Deutschland entsorgt. Fast noch einmal so viele, ungefähr 83 Millionen Altgeräte, liegen einfach irgendwo herum: Vom Besitzer vergessen, verloren oder der privaten Alttelefonsammlung als Erinnerungsstück hinzugefügt. Die Rohstoffe, aus denen sie bestehen, könnten voneinander getrennt und erneut in den Herstellungsprozess eingebracht werden und somit helfen, drohende Materialnot in der Produktion abzuwenden
Mobiltelefone bestehen zur Hälfte aus Kunststoff, der Rest ist ein spannender Materialmix, zu dem auch die sogenannten Seltenen Erden und weitere nicht unbegrenzt verfügbare Rohstoffe gehören, etwa Europium, Tantal, Coltan oder Lanthan, die etwa in Displays, Kondensatoren oder Akkus enthalten sind. Vielfach sind an den Fundstätten bereits regelrechte Kämpfe um die besonderen Rohstoffe der Schlüsseltechnologien entbrannt: Es wird erheblicher Raubbau an Umwelt und Arbeitskraft betrieben, wobei die Automobilbranche zu den aggressivsten Konkurrenten gehört.
Auch bekanntere Komponenten wie Kupfer, Silber, Gold, Palladium und Platin gehen zur Neige, es wäre also wünschenswert, wenn so viele Nutzer wie möglich ihr altes Handy verkaufen würden, anstatt es aufzubewahren. Durch Recycling können bis zu 80 Prozent der Rohstoffe zur Wiederverwertung gewonnen werden, was sich auch günstig auf die Handypreise der Zukunft auswirken kann.