Mitfahr-Dienst BlaBlaCar setzt auf Schwellenländer

Paris (dpa) - Der in Europa führende Mitfahr-Dienst BlaBlaCar will verstärkt in Ländern wie Russland und Brasilien expandieren. „Ich denke, dass wir in zwei Jahren 80 Prozent unserer Nutzer außerhalb Europas haben werden“, sagte Mitgründer Nicolas Brusson der dpa am Rande der Internet-Konferenz „LeWeb“ in Paris.

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Auslöser für den neuen Fokus sei der Erfolg in Russland gewesen. „Das Geschäft dort wuchs schneller als in jedem anderen Land.“

Inzwischen stellt Russland rund ein Zehntel der über zehn Millionen Nutzer von BlaBlaCar. Das sei ein „Weckruf“ gewesen, sagte Brusson, der für das operative Geschäft zuständig ist. „Wir stellten fest, dass in Märkten wie Russland, Türkei oder Südamerika der Bedarf an Diensten wie unserem viel höher ist als in Westeuropa.“ Unter anderem sei dort die Verkehrs-Infrastruktur weniger entwickelt.

Das schaffe eine andere Ausgangsposition für das Geschäft, sagte Brusson. „In Deutschland ist man mit einem Mitfahr-Angebot im Auto vielleicht länger unterwegs als mit der Bahn, aber meist günstiger. In der Türkei ist man nicht nur schneller als der Reisebus, sondern fährt auch billiger. Und die Spritpreise sind dort so hoch, dass die Fahrer einen starken Anreiz haben, jemanden mitzunehmen.“ Nach dem Start in Russland und der Türkei in diesem Jahr hat BlaBlaCar jetzt Länder wie Indien und Brasilien ins Visier genommen.

BlaBlaCar funktioniert wie eine Mitfahrzentrale, die Vergütung der Fahrer ist auf die Betriebskosten beschränkt. Der Richtwert liegt bei etwa fünf Euro pro 100 Kilometer, BlaBlaCar streicht eine Gebühr ein. Das französische Unternehmen sieht sich seit kurzem auch als Marktführer in Deutschland, obwohl dort die Konkurrenz durch lokale Anbieter wie Mitfahrgelegenheit oder Mitfahrzentrale viel stärker als in anderen europäischen Ländern sei. Deswegen stecke die Firma hierzulande auch mehr Geld als anderswo in Suchmaschinenwerbung bei Google.

„Wir wollen der führende Anbieter von Mitfahr-Gelegenheiten in der Welt werden“, sagte Brusson. Pläne für einen Markteintritt in den USA gebe es aktuell aber nicht. Das liege zum einen an den immer noch vergleichsweise niedrigen Spritpreisen. Zum anderen sei die Verkehrsinfrastruktur in Amerika sehr stark auf das Auto ausgerichtet. „Also selbst wenn wir jemanden grundsätzlich von einer Stadt zur anderen bringen können, wäre der restliche Weg eine Herausforderung für ihn.“