Mobil und mächtig: Was Gaming-Notebooks können

München (dpa/tmn) - Der Zug hat Verspätung? Die Verabredung kommt nicht? Im Hotelfernseher läuft nur Unsinn? Wäre es nicht schön, jetzt einfach das Notebook aufzuklappen und in die Fantasywelt von „The Witcher 3“ abzutauchen oder endlose Städte in „Anno 2205“ zu bauen?

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München (dpa/tmn) - Der Zug hat Verspätung? Die Verabredung kommt nicht? Im Hotelfernseher läuft nur Unsinn? Wäre es nicht schön, jetzt einfach das Notebook aufzuklappen und in die Fantasywelt von „The Witcher 3“ abzutauchen oder endlose Städte in „Anno 2205“ zu bauen?

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Das ist die Idee teurer, leistungsstarker Gaming-Notebooks. Selbst anspruchsvolle Titel sollen darauf problemlos laufen. Doch was ist ein Gaming-Notebook überhaupt?

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„Erstmal ist das nur ein Marketing-Begriff“, sagt Mark Mantel, Redakteur bei „PC Games Hardware“. Von klassischen Notebooks unterscheiden sich Geräte mit diesem Etikett höchstens durch ihr auffälliges Design. „Zurzeit sind zum Beispiel Schwarz und Rot schwer in Mode“, sagt Mantel. Im Grunde ist aber jedes Notebook für Spiele geeignet, das die entsprechenden Komponenten an Bord hat. Eine schicke Hülle allein reicht nicht.

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Der Bedarf nach solchen Notebooks ist offenbar groß: Nach Angaben des IT-Verbands Bitkom spielen gut zwei Drittel der Computerspieler in Deutschland (67 Prozent) an mobilen Computern. Der Anteil der Spieler am Desktop-PC ist kaum größer (69 Prozent). Allerdings besitzen nicht alle Notebook-Spieler Hochleistungsgeräte: „Viele Spiele laufen heute auf regulärer Hardware ohne große Extras“, sagt Maciek Gornicki vom Marktbeobachter IDC. Beliebte Spiele wie „Minecraft“, Adventures oder das beliebte „League of Legends“ brauchen keine High-End-Geräte.

„Richtige“ Gaming-Notebooks für 2000 oder 3000 Euro lohnen sich vor allem für die anspruchsvollen 3D-Welten von Rollenspielen wie „Fallout 4“, für Action-Adventures wie „Assassin’s Creed“ oder für den Star-Wars-Shooter „Battlefront“. „Selbst ein Spiel wie „The Witcher 3“ kann man damit gut spielen“, sagt Mark Mantel. „Wenn auch nicht mit allen Details.“ Selbst auf den stärksten Gaming-Notebooks müssen Spieler also noch auf ein paar Extras verzichten. Vor allem Kleinigkeiten wie realistisch animierte Haare, Kleidungsstücke oder Nebelschwaden bringen auch die Spitzengeräte ins Schwitzen.

Andere Einschränkungen entstehen durch das eingebaute Display von Gaming-Notebooks. Höhere Auflösungen als Full HD (1920 mal 1080 Pixel) sind damit kaum möglich. „Es gibt inzwischen auch Notebooks mit 4K-Display, zum Spielen wird man die aber nicht nutzen können“, so Mantel. Wer also in Spitzenauflösungen wie Quad HD oder Ultra HD zocken will, muss sein Notebook an einen entsprechenden Monitor anschließen - oder gleich am Desktop-PC spielen.

Trotz der Einschränkungen ist das Spielen an einem Notebook deutlich teurer als an einem stationären Rechner. „Ein 1000-Euro-Notebook entspricht in Sachen Leistung etwa einem 700-Euro-Desktop-PC“, sagt Mantel „Das ist für mich noch ein gerechtfertigter Aufpreis.“ Je leistungsfähiger die Geräte, desto größer ist allerdings auch der Preisunterschied: Für die Leistung eines 1500 Euro teuren Desktop-Rechners zahlen Notebook-Käufer schnell mehr als 2000 Euro.

Hinzu kommt, dass sich Gaming-Notebooks im Vergleich zum Desktop schwerer aufrüsten lassen. Unmöglich ist es aber nicht, sagt Mantel. Arbeitsspeicher und Festplatte lassen sich meistens ersetzen und auch die Grafikkarte ist bei den meisten Geräten theoretisch austauschbar. Die neue Karte müssen Spieler dann aber für viel Geld aus Übersee importieren. In Deutschland gibt es die Module nur selten.

Bei genauerem Hinsehen ist der Preisunterschied zum Desktop aber kleiner als gedacht, sagt IDC-Experte Maciek Gornicki: „Wenn Sie bedenken, dass Sie beim Desktop-Computer noch in Zubehör wie die Tastatur und vor allem den Monitor investieren müssen, ist der Preis für ein Gaming-Notebook gar nicht mehr so viel höher.“ Anspruchsvolle Spieler werden sich allerdings zumindest eine separate Maus zulegen - Shooter und Actionspiele machen am Trackpad keinen Spaß.

Wirklich mobil sind solche Gaming-Notebooks damit natürlich nicht mehr. Dafür sorgt nicht nur Zubehör wie die Maus, sondern auch das Gewicht. Zwei bis drei Kilo sind bei solchen Geräten keine Seltenheit, Spitzenmodelle bringen sogar vier Kilo auf die Waage. Hinzu kommt, dass die meisten Gaming-Notebooks nur an der Steckdose ihr ganzes Potenzial entfalten. „Im Akkubetrieb regeln die zum Energiesparen die eigene Leistung herunter“, sagt Mark Mantel.

So richtig mobil sind Gaming-Notebooks damit also nicht. Wer braucht sie dann überhaupt? „Das ist eine Alternative für Leute, die gerne an verschiedenen Orten spielen“, sagt Maciek Gornicki. Es geht also gar nicht um das Spielen unterwegs - sondern eher um das Spielen im Hotelzimmer, in der Ferienwohnung oder am Zweitwohnsitz.