Mobil und wechselwillig - Einen neuen Handytarif finden
Berlin (dpa/tmn) - Smartphones sind praktisch, Handytarife ein notwendiges Übel. So denken viele über die Rahmenbedingungen mobiler Kommunikation. Doch ohne Tarife nützt das teuerste Telefon nichts.
Wer Vergleich und Wechsel scheut, wirft leicht Geld zum Fenster hinaus.
Kaum ist der Vertrag gekündigt, klingelt das Handy: Der alte Anbieter rechnet ein neues Angebot vor, mit Smartphone und günstiger als der bisherige Tarif. Der Kunde ist beeindruckt - zu Unrecht. Denn in zwei Jahren hat sich viel getan, und es gibt viel bessere Offerten, sogar ganz ohne Laufzeit. Ab und zu lohnt es sich also, Tarife zu vergleichen.
Das funktioniert am besten, wenn man seine mobile Kommunikation zwischen Wunsch und Wirklichkeit realistisch einordnet. „Man muss sich erst einmal überlegen, was habe ich für ein Telefonierverhalten und was brauche ich wirklich“, erklärt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dazu kann man anhand einiger Handyrechnungen die im monatlichen Durchschnitt vertelefonierten Minuten und verschickten SMS ermitteln. Man kann auch herausfinden, wie sich die Minuten auf Fest- und Mobilnetz verteilen und ob man einige Nummern überdurchschnittlich oft anwählt. Dann kann der Vergleich beginnen, zum Beispiel mit Hilfe eines Tarifportals.
Mit Prepaid-Angeboten macht man nichts falsch. Sie sind „einfach gestrickt und leicht zu verstehen“, sagt Christian Schlüter von der Stiftung Warentest. Vor allem Wenig-, aber auch Normaltelefonierer fahren gut mit ihnen. Nur wer das Handy äußerst selten nutzt, muss aufpassen. „Einige Anbieter erheben bei Nichtnutzung eine Servicepauschale oder sperren die Karte“, sagt Schlüter. „Man muss immer den Blick ins Kleingedruckte wagen.“
Es gibt schon Prepaid-Tarife für 6 Cent pro Minute. Manchmal ist eine SMS aber teurer als die Gesprächsminute. Ein Megabyte (MB) Daten kostet meist um die 20 Cent. Für 5 bis 10 Euro lässt sich oft eine Internet-Flat dazubuchen. Wer feststellt, dass er überwiegend mit Partner, Kindern oder bestimmten Freunden telefoniert, kann erwägen, gemeinsam zu einem Prepaid-Anbieter mit Community-Tarif zu wechseln. Dann sind die Gespräche untereinander günstiger oder sogar kostenlos.
Doch Prepaid ist nicht unbedingt Prepaid. „Mittlerweile gibt es viele Verträge, bei denen die Kostenkontrolle nicht mehr gewährleistet ist“, erklärt Verbraucherschützer Bradler. Ein Beispiel dafür ist die automatische Aufladefunktion. Bei vielen Anbietern gibt es aber einen sogenannten Kostenstopp: Sie berechnen ab einer bestimmten Summe - oft um die 40 Euro - für den Rest des Monats keine weiteren Gespräche mehr.
Weil zum Smartphone Internet gehört, gibt es immer mehr monatlich kündbare Paketangebote mit Telefonieminuten, Kurznachrichten und einer Internetflatrate, die in der Geschwindigkeit gedrosselt wird, wenn das Inklusivvolumen verbraucht ist. Langsam weitersurfen kann man aber trotzdem. „Bei normaler Nutzung empfehlen wir 300 bis 500 MB pro Monat“, sagt Warentester Schlüter.
50 Minuten, 50 SMS und 200 MB sind ab 5 Euro im Monat zu bekommen, 100 Minuten, 100 SMS und 500 MB ab 10 Euro. Es gibt sogar Mini-Pakete mit 10 Minuten, 10 SMS und 50 MB ab 2 Euro. Minuten und SMS, die bei den Pakettarifen über das Inklusivkontingent hinausgehen, müssen einzeln bezahlt werden - oft mit den auch bei Prepaid-Tarifen verbreiteten 9 Cent, manchmal aber auch mit 19 Cent. Vereinzelt werden Mailbox-Anrufe wieder berechnet - ein eigentlich längst vergessener Tariftrick.
Eine weitere Tarifgattung sind die sogenannten Allnet-Flatrates für alle Gespräche in nationale Netze und meist mit einer Datenflatrate mit 500 MB Highspeed-Inklusivvolumen. „Aber auch eine Allnet-Flatrate deckt nicht alles ab“, warnt Schlüter. In der Regel sind keine SMS eingeschlossen, Telefonate ins Ausland und Anrufe bei Servicenummern sowieso nicht. Eine Allnet-Flat lohnt sich für Vieltelefonierer, die es auf mindestens 120 Gesprächsminuten im Monat bringen, hat das Telekommunikationsportal „Teltarif.de“ berechnet. Die günstigsten Allnet-Flats kosten 20 Euro im Monat bei zweijähriger Laufzeit und 25 Euro mit monatlichem Kündigungsrecht.
Je nach Tarif und Nutzung kann es sich lohnen, Flatrates für Festnetz und Kurznachrichten oder größere Internet-Flats zuzubuchen. Doch nicht immer bieten die als Flatrate angepriesenen Optionen wirklich unbegrenzte Nutzung. Bei einer SMS-Flatrate kann es etwa vorkommen, dass nach 1000 SMS im Monat jede weitere extra berechnet wird. „Meist steht es Hellgrau auf Weiß im Kleingedruckten“, sagt Bradler. Die Verbraucherzentralen mahnen solche Anbieter ab.
Und wie sieht es mit einem Vertrag samt Handy aus? „Wir empfehlen immer, Tarif und Handy getrennt zu kaufen“, rät Warentester Schlüter. Subventionierte Handys gebe es praktisch nicht mehr. „Inzwischen ist das in vielen Fällen eine klassische Finanzierung.“
Was das Mobiltelefon dann unterm Strich kostet, bleibt meist im Dunkeln. „Oft muss man mehr fürs Handy bezahlen, als wenn man es separat gekauft hätte“, sagt Bradler. Wer die beiden Anschaffungen trennt, sei auch bei der Tarifwahl freier.