Mobiles Bezahlen im Rampenlicht in Barcelona
Barcelona (dpa) - Der Wettbewerb bei mobilen Bezahlsystemen kommt in Schwung. Die neuen Anbieter wie PayPal, Square oder Payeleven, die sich auf innovative Zahlungsideen für Smartphone und Tablet konzentrieren, bekommen dabei zunehmend Wettbewerb durch die alte Garde der Finanzdienstleister.
So kündigte der Kreditkarten-Riese Mastercard auf dem Mobile World Congress in Barcelona das System MasterPass an, das als eine Art digitale Brieftasche für alle Lebenslagen gedacht ist. Konkurrent Visa verbündete sich mit dem Smartphone-Marktführer Samsung, um das mobile Bezahlen unter Einsatz des NFC-Nahfunks voranzubringen. Und die Deutsche Telekom will nach dem Start in Polen ihre mobile Brieftasche myWallet in diesem Jahr auch in Deutschland einführen.
Bei MasterPass wird man zum Beispiel mit dem Smartphone bezahlen können, indem man im Laden einen Strichcode einscannt. Oder man hält ein Smartphone mit NFC-Funktechnik über ein entsprechend ausgestattetes Kassen-Terminal. Auch Bezahl-Buttons im Online-Handel sollen über das System laufen.
Dabei kann ein Kunde bei MasterPass verschiedene Konten und Karten bündeln. Die Daten werden online auf gesicherten Servern von Mastercard gespeichert und müssen nicht jedes Mal neu eingegeben werden. In Deutschland dürfte das System Anfang 2014 eingeführt werden, zunächst sind Australien und Kanada an der Reihe. Mastercard will das System auch anderen Finanzdienstleistern zur Verfügung stellen, die es dann unter ihrem eigenen Namen vermarkten können.
Der Mastercard-Konkurrent Visa platziert unterdessen sein Paywave-Bezahlsystem ab Werk auf allen Samsung-Smartphones mit NFC-Chip. Zudem werden Banken Kontoinformationen direkt auf die Geräte laden können. Die Partner wollen zudem gemeinsam an der nächsten Generation von NFC-fähigen Samsung-Geräten mit Visa-Zahlungstechnologie arbeiten. Bei der NFC-Technik kann man zum Bezahlen sein Smartphone oder eine Karte mit entsprechendem Chip einfach vor ein Kassenterminal halten.
Der Chef der Ebay-Bezahltochter PayPal, David Marcus, hält NFC hingegen im Moment für eher überflüssig - „eine Technologie auf der Suche nach einem Problem“. Sein Unternehmen wolle den gesamten Einkaufsprozess verändern statt nur den Bezahlvorgang. Eine solche Idee in Aktion sei zum Beispiel, wenn Kunden in einem Pizza-Restaurant online bezahlen können und vor Ort nicht mehr auf die Rechnung warten müssen. In anderen Test-Projekten gibt es gesonderte Kassenschlangen für PayPal-Kunden.
Der myWallet-Bezahldienst gewann seit Ende Oktober in Polen mehr als 5000 Kunden, wie die Telekom in Barcelona mitteilte. Der Dienst ist als App auf Smartphones verfügbar und vereint verschiedene kontaktlose Bezahlmethoden. Zudem lassen sich damit zum Beispiel Flugtickets oder Bonuskarten an einem Ort sammeln. Nach Polen soll der Service in diesem Jahr in fünf weiteren Ländern starten, darunter auch in Deutschland.
Mit der Ausbreitung von Smartphones und Tablets wächst auch der Markt für ganz neue Bezahllösungen. Experten rechnen damit, dass sich das Bezahlen im Alltag radikal verändern wird.
So plant der junge deutsche Bezahl-Dienstleister SumUp ein neues System, bei dem stattdessen Geodaten zum Einsatz kommen. Wenn ein Kunde das Geschäft betritt, wird sein Bild auf dem als Kasse eingesetzten Tablet-Computer angezeigt. Der Verkäufer rechnet den Einkauf ab, indem er das Gesicht des Kunden mit dem Foto vergleicht. Die Bezahldaten sind dabei im System hinterlegt. So müssen weder Handy noch Portemonnaie die Tasche verlassen.
Der Handel zeigt sich bei den Innovationen aber noch recht zurückhaltend. Im vergangenen Jahr lief vor allem der Wettbewerb bei Einsteckmodulen an, mit denen Smartphones oder Tablets in mobile Kassengeräte verwandelt werden können. Zielgruppe sind kleinere Unternehmen oder Handwerker-Betriebe, denen die klassische Karten-Infrastruktur zu teuer ist. Die Anbieter solcher neuen Dienste, wie iZettle, Payleven, SumUp oder der Pionier Square in den USA, bieten ihre Einsteckmodule günstiger als die etablierten Zahlungsabwickler oder auch gratis an und nehmen eine Gebühr von etwa 2,75 Prozent. PayPal bringt einen einsteckbaren Kartenleser mit PIN-Eingabe jetzt zunächst auf den britischen Markt. Das wird in der Branche erster Schritt für eine europäische Expansion gesehen.