Musik-Dienst Vevo in Deutschland gestartet
Berlin (dpa) - Durch den festgefahrenen Streit zwischen YouTube und der Gema konnte man in Deutschland zahlreiche Musikvideos nicht im Internet sehen. Dagegen gelang es dem amerikanischen Online-Dienst Vevo, einen Deal mit der Verwertungsgesellschaft zu erzielen.
Internet-Nutzer in Deutschland können sich seit Dienstag (1. Oktober) die neuesten Musikvideos online ansehen: Der US-Dienst Vevo ist auch hierzulande gestartet. Anders als in anderen Ländern agiert Vevo in Deutschland auf eigene Faust ohne eine Partnerschaft mit YouTube. Denn die Google-Tochter steckt in einem lähmenden Streit mit der Verwertungsgesellschaft Gema fest.
Vevo gelang es hingegen, in zwei Jahre langen Verhandlungen mit der Gema einen Deal zu erzielen, wie der für das internationale Geschäft zuständige Manager Nic Jones der dpa sagte. „Die Gespräche begannen zwar mit Forderungen, bei denen kein nachhaltiges Geschäft für uns möglich war, aber wir haben schließlich eine annehmbare Lösung gefunden.“ Vevo richtete ein eigenes Büro in Berlin ein - und das werde auch bleiben, wenn sich YouTube irgendwann mit der Gema einigen sollte, betonte Jones.
Vevo gehört Sony und dem weltgrößten Musikkonzern Universal Music. Der Dienst ist kostenlos und finanziert sich über Werbung. Deshalb wird nach jeweils drei Musikvideos ein Werbeclip eingespielt. Vevo hat rund 75 000 Videos im Arsenal, darunter meist auch die neuesten Hits.
Die Nutzer können in Deutschland über die Website, die Apps für Smartphones und Tablets, die Settop-Box Apple TV sowie die Spielekonsole Xbox auf Vevo zugreifen. Partnerschaften mit weiteren Geräteherstellern - wie etwa Anbietern von TV-Geräten mit Internet-Anschluss - seien in Arbeit, sagte Jones.
Zugleich kommt für Vevo der Alleingang in Deutschland auch nicht ganz ungelegen: Der Musikdienst würde sich gern etwas unabhängiger vom großen Partner YouTube machen. Vevo ist noch in zwölf weiteren Ländern aktiv, und dort greifen viele auf die Videos über YouTube statt direkt über die Vevo-Website oder die Apps zu. In den USA zum Beispiel laufen nach Informationen des „Wall Street Journal“ über zwei Drittel der Abrufe von Videos aus der Vevo-Plattform über YouTube. Das bringt zwar Nutzer, aber Vevo muss auch die Werbeeinnahmen entsprechend teilen.
In Deutschland legt sich Vevo jetzt ins Zeug, um vom Start Musikfreunde anzulocken. Ab Dienstag ist bei dem Dienst exklusiv das Video zum neuen Song „Kannste kommen“ der Band Fettes Brot zu sehen, am Mittwoch folgt Britney Spears' „Work Bitch“. Außerdem sollen täglich von Vevo selbst produzierte Live-Mitschnitte von Auftritten verschiedener Bands gezeigt werden. Dabei sind unter anderem die Kings of Leon und Depeche Mode.
Bei der weltgrößten Videoplattform YouTube sind seit Jahren viele Musikvideos in Deutschland nicht verfügbar, weil der Internet-Konzern und die Gema über Abgaben streiten. So konnte man zum Beispiel den meistgesehenen YouTube-Clip - das Video zum Song „Gangnam Style“ des südkoreanischen Rappers Psy - in Deutschland auf der Google-Plattform nicht sehen. Zentraler Streitpunkt ist dem Vernehmen nach, welche Abgaben Google bei Videos, zu denen keine Werbung angezeigt wird, an die Gema leisten muss.