Nah und doch so fern: Was man über Ferngläser wissen sollte
Berlin (dpa) - Wissen, was kommt - schon Kilometer im Voraus. Oder: sich Dinge aus der Ferne detailgenau betrachten. Dafür eignet sich wohl nichts besser als ein Fernglas. Wer sich für ein solches interessiert, muss zuerst klären: Möchte ich ein Monokular oder ein Binokular?
Berlin (dpa) - Wissen, was kommt - schon Kilometer im Voraus. Oder: sich Dinge aus der Ferne detailgenau betrachten. Dafür eignet sich wohl nichts besser als ein Fernglas. Wer sich für ein solches interessiert, muss zuerst klären: Möchte ich ein Monokular oder ein Binokular?
„Monokulare Gläser, durch die man nur mit einem Auge schaut, sind für diejenigen geeignet, die stark auf Gewicht und Packmaß achten und dabei auf ein räumliches Sehen verzichten können“, erklärt Boris Gnielka vom „Outdoor-Magazin“. Hier greift man meist zum Spektiv, das sich vor allem für Naturbeobachtung aus großer Distanz anbietet.
Alle anderen legen sich in der Regel ein klassisches Fernglas zu. Hier gibt es zwei Grundtypen: Solche mit Porro-Prismen und solche mit Dachkant-Prismen. „Bei Porro-Prismen sind die Rohre versetzt voneinander“, erklärt Gniela. Solche Gläser sind eher breit und kurz und ab 60 Euro recht günstig zu haben, dafür aber auch größer und schwerer als Modelle mit Dach-Kantprismen. Diese seien schmaler und leichter zu verstauen, also besser für Wanderer und Radler geeignet.
Essenziell bei einem Fernglas sind Objektivdurchmesser und Vergrößerung. „Der Vergrößerungsfaktor gibt Aufschluss darüber, wievielmal größer das betrachtete Objekt abgebildet wird beziehungsweise wievielmal näher der Abstand zum Objekt erscheint“, erklärt Peter Frankenstein vom Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris).
„Ein Glas mit den Kenndaten 8x42 besitzt beispielsweise eine 8-fache Vergrößerung und einen Objektivdurchmesser von 42 Millimeter“, sagt Peter Diekmann von der „Deutschen Jagdzeitung“. Je größer der Objektivdurchmesser, desto mehr Licht fällt ein. Und bei 42 mm kann man selbst bei wenig Licht noch wie bei der Dämmerung sehen.
Zu den gängigen Objektivdurchmessern gehören 20, 24, 32, 42, 50 und 56 mm. „20 und 24 mm werden üblicherweise bei Opernferngläsern benutzt - für weitere Zwecke eignen sich diese aber nicht“, sagt Diekmann. Sogenannte Dämmerungsgläser mit 50 oder 56 mm sind vor allem bei Jägern sehr beliebt. „Freizeit-Wanderer brauchen diese aber nicht“, so der Experte. Für Wanderungen oder zum Beobachten von Vögeln seien die 32 und 42 mm gut geeignet.
Eine 8-fache Vergrößerung ist laut Boris Gnielkafür jedermann zu empfehlen: „Das Fernglas lässt sich dabei ruhig in der Hand halten.“ Bei Vergrößerungen über dem Faktor 10 sollte man das Fernglas abstützen können oder ein Stativ verwenden. Vorsicht bei hohen Werten wie 20-fach im Niedrigpreis-Segment: Meist erhält der Kunde hier nur qualitativ minderwertige Produkte. „Ein gutes Fernglas mit 20-facher Vergrößerung kostet einige Tausend Euro“, weiß Peter Diekmann.
Erfahrenere In-die-Ferne-Gucker erkundigen sich auch nach der Lichtstärke. Hierfür stehen die Dämmerungszahl und die geometrische Lichtstärke. „Die Dämmerungszahl gibt Aufschluss über die Leistungsfähigkeit eines Fernglases bei schlechten Lichtverhältnissen - zum Beispiel in der Dämmerung - und darüber, wie gut sich feine Strukturen dann noch erkennen lassen“, sagt Peter Frankenstein. Die geometrische Lichtstärke gibt dagegen die Bildhelligkeit an.
Die Preisspanne ist bei Ferngläsern sehr groß: Von 50 bis knapp 3000 Euro ist laut Peter Diekmann alles drin. Bei den Premiumherstellern aus Deutschland oder Österreich kostet ein Fernglas schnell 2000 bis 3000 Euro. Aber: „Vergleicht man die optische Qualität eines solchen Premiumproduktes mit einem Einsteigermodell aus Fernost, gehen einem im wahrsten Sinne des Wortes die Augen auf“, sagt Diekmann.
Ein Fernglas soll je nach Anwendungsfeld einiges aushalten können. „Von Vorteil ist es, wenn das Fernglas stoß- und spritzwassergeschützt ist“, sagt Boris Gnielka. Wasserdichte Modelle seien bereits ab 200 Euro erhältlich. Manche Hersteller integrieren in die Gläser auch einen Entfernungsmesser zum beobachteten Objekt. Brillenträger haben es mit drehbaren Augenmuscheln leichter. Wer das Fernglas beispielsweise auf Wanderungen länger um den Hals tragen möchte, dem empfiehlt Peter Diekmann einen Neopren-Riemen.
Es gibt sogar elektronische Ferngläser, bei denen zwei eingebaute Camcorder das Bild aufnehmen und digital wiedergeben - bei manchen Modellen sogar in 3D. Doch Gnielka zufolge können die ein echtes Fernglas nicht ersetzen: Man erhalte nur ein digitales Bild, das immer eine sichtbar schlechtere Qualität bietet. Es gibt aber auch Vorteile: „Wer gerne nachts Wildschweine beim Suhlen beobachten will, kann durch den eingebauten Restlichtverstärker auch bei geringem Licht ein Bild erhalten“, so Gnielka. Für den Normalgebrauch seien solche teuren und schweren Geräte aber nicht zu empfehlen.