NAS-Laufwerke: Speicher fürs Heimnetzwerk

Berlin (dpa/tmn) - Bilder, Videos, Musik, alles kommt aus dem Netz. Auch daheim lassen sich die Datenmassen am besten auf einem Speichergerät verwalten, das seine Dienste zentral im Heimnetzwerk anbietet.

Der vernetzte Mensch hat es nicht leicht. Auf immer mehr Computern, Handys und Festplatten lagern immer mehr Daten: Fotos vom Urlaub, Videos aus dem Netz, E-Mails und Steuererklärungen mehrerer Jahrgänge. Das Jonglieren mit diesem Wust an Informationen kann kompliziert werden. Abhilfe versprechen sogenannte NAS-Laufwerke: Netzwerk-Festplatten, die die Daten aller eingebundenen Geräte ins Trockene bringen und so der ganzen Familie als Ablage dienen können. Einige eignen sich auch zur redundanten Sicherung der Daten - oder als DJ.

Das Kürzel NAS steht für Network Attached Storage. Es handelt sich also um einen Speicher, der direkt ins Heimnetzwerk eingebunden wird. Dazu schließt man das Gerät per LAN-Kabel an den Router an. Das NAS-Laufwerk hat eine oder mehrere Festplatten, außerdem einen Prozessor. „So benötigt das System keinen laufenden PC, an den es ständig angeschlossen sein muss, es funktioniert autonom“, erklärt Danny Ullrich, Manager beim Hersteller Netgear.

Der größte Vorteil: „USB-Geräte sind an einen einzelnen Computer gebunden. Mit NAS-Laufwerken kann man eine Plattform schaffen und einem beschränkten Kreis von Nutzern Inhalte zur Verfügung stellen“, sagt Richard Rutledge, Manager beim Hersteller Western Digital. Auf die Netzwerk-Festplatte kann die ganze Familie zugreifen. Das US-Unternehmen zählt zu einer Reihe von Anbietern, die NAS-Speicher verkaufen. Buffalo, Netgear, Synology und D-Link heißen andere.

Wer was darf, legt der Administrator über die Nutzerverwaltung fest: „Ich kann zum Beispiel einrichten, dass meine Kinder keinen Zugriff auf meine Steuerunterlagen haben, aber auf die Ordner mit den Kinderfilmen“, erklärt Ullrich.

Sinnvoll ist es, sich ein Gerät mit mehreren Steckplätzen für Festplatten anzuschaffen. So lässt sich der Speicher aufrüsten - etwa wenn ein Multimedia-Enthusiast gigabyteweise Videos sammelt. Zudem erleichtert das die Sicherung der digitalen Schätze: Mithilfe der Raid-Technologie lassen sich Daten spiegeln oder sogar redundant sichern. Das geht aber zu Lasten des Speicherplatzes. „Nutzer müssen abwägen: Wollen sie die maximale Kapazität, hohe Ausfallsicherheit - oder einen Kompromiss aus beidem?“, sagt Ullrich. Wer auf die Spiegelung verzichtet, sollte regelmäßig per USB eine externe Festplatte ans NAS-Gerät anschließen und ein Backup machen.

NAS-Laufwerke kosten mehr als einfache Festplatten, können aber auch viel mehr - je teurer, desto umfangreicher in der Regel die Funktionen. Schon günstige Geräte sind oft in der Lage, einen Drucker einzubinden. Andere lassen sich als Bit-Torrent-Client nutzen, der einen Austausch von Dateien über das beliebte Peer-to-Peer-Netzwerk ermöglicht oder den Zugriff auf die Daten von unterwegs erlaubt.

Manche sind sogar DJ und Videorekorder in einem: Sie liefern im Streaming-Verfahren Musik und Videos an Smartphone, Notebook oder den PC. „Fast alle NAS-Laufwerke unterstützen heute iTunes“, sagt der Technik-Experte Wolfgang Tunze von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik (gfu). Wenn das Gerät die verbreiteten Standards UPnP oder DLNA unterstützt, speise es außerdem moderne Fernseher, Spielkonsolen oder Internet-Radios mit Inhalten. So lassen sich die Urlaubsfotos auf dem Flachbild-Riesen im Wohnzimmer ansehen.

Viele Anbieter von Online-Festplatten bieten ähnliche Funktionen wie NAS-Laufwerke - etwa, dass die abgelegten Daten sicher gespeichert sind und dass Nutzer ständig und von überall aus darauf zugreifen können. Cloud Computing lautet das Stichwort - IT in der „Wolke“.

Die Datenablage in der Wolke habe gegenüber der NAS-Technik jedoch Nachteile, sagt Tunze: Zum einen werde ab einer gewissen Speicherkapazität eine monatliche Gebühr fällig, zum anderen sei die Verbindung übers Internet langsamer als das Heimnetzwerk. Angesichts zahlreicher Datenpannen in jüngster Zeit sieht er bei vielen Nutzern zudem „emotionale Vorbehalte“. Daher rät er: „Man sollte nur das in die Cloud stellen, was man auch unterwegs nutzen möchte.“

Viele NAS-Laufwerke bieten einen Kompromiss aus Wohnung und Wolke: Sie ermöglichen den Fernzugriff aufs heimische Netzwerk. Über den Browser oder ein Programm lassen sich die Daten bequem herunterladen. Die Einrichtung dieser Funktion ist aber nicht immer so einfach, weiß Tunze: „Bei manchen Geräten ist das etwas für ambitioniertere Netzwerk-Tüftler.“ Lange Foren-Diskussionen im Internet bezeugen das. Eine Kombination aus Cloud-Dienst und NAS-Laufwerk bietet zum Beispiel der Webhoster Strato an.

Günstige NAS-Laufwerke gibt es ab rund 100 Euro. Für mehr Geld bekommen Käufer eine größere Speicherkapazität und dank besserer Hardware schnellere Übertragungsraten. Zudem haben bereits viele Modelle der Mittelklasse ein Energiemanagement - sie gehen in den Standby-Modus, wenn sie nicht verwendet werden, und lassen sich über eine interne Zeitschaltuhr automatisch ein- und ausstellen.