Facebook: Investoren träumen von 100 Milliarden Dollar

New York (dpa) - Die Facebook-Investoren haben Dollar-Zeichen in den Augen. Als die US-Investmentbank Goldman Sachs zum Jahreswechsel einstieg, wurde der Wert des weltgrößten sozialen Netzwerks auf damals schier unglaubliche 50 Milliarden Dollar taxiert.

Kurz darauf schwirrten schon 60 Milliarden Dollar durch den Raum. Und nun wundert sich niemand mehr, wenn von 100 Milliarden Dollar die Rede ist, die Facebook beim erwarteten Börsengang 2012 auf die Waage bringen könnte.

Die Zahl ist einfach daher gesagt, erst der Vergleich führt die Dimensionen vor Augen: 100 Milliarden Dollar oder umgerechnet knapp 70 Milliarden Euro sind mehr als der Autobauer BMW, der Sportartikel-Hersteller Adidas und der Stahlkonzern ThyssenKrupp zusammen an der Börse kosten. Und dabei handelt es sich um drei der größten und traditionsreichsten Konzerne Deutschlands mit Dutzenden Werken, weltweiten Geschäftsverbindungen und jeder Menge Know-how.

Und bei Facebook? Gründer Mark Zuckerberg hatte eine zugegebenermaßen geniale Idee, als er eine Internetplattform schuf, auf der sich zuerst Studienfreunde seiner Elite-Uni Harvard und später jedermann miteinander vernetzen konnte. Nach letzten Angaben hat Facebook 600 Millionen Nutzer weltweit. Sie sind der Schatz des Internet-Senkrechtstarters. Es sind 600 Millionen mögliche Kunden. Und Firmen nehmen hohe Summen in die Hand, um sie mit ihrer Werbung zu erreichen. Das Geld fließt Facebook zu.

Doch die Frage ist, ob ein Börsenwert von 100 Milliarden Dollar oder 167 Dollar pro Nutzer nicht des Guten zuviel ist. Das „Wall Street Journal“ hatte diese gigantische Zahl vor sechs Wochen zum ersten Mal genannt; der US-Wirtschaftssender CNBC zog am Montag nach. Beide US-Medien beriefen sich auf die Einschätzung von Personen, die Facebook nahestehen.

Einer der Indikatoren für die Facebook-Bewertung ist der Marktplatz, auf dem die Mitarbeiter ihre Anteile im begrenzten Maße verkaufen können. Vom Preis einzelner Aktien wird dabei auf den Gesamtwert geschlossen, der demnach zuletzt bei 85 Milliarden Dollar lag. Die Anzahl der gehandelten Anteile ist jedoch gering und entsprechend auch die Aussagekraft dieser Zahl.

Auch andere bekannte Internetfirmen können sich über Milliarden-Bewertungen freuen. Als das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn Mitte Mai an die Börse ging, verdoppelte sich der Wert am ersten Handelstag auf fast 9 Milliarden Dollar - dabei hat LinkedIn mit 100 Millionen Nutzern nur einen Teil der Reichweite von Facebook. Mittlerweile ist der Börsenwert allerdings gefallen auf noch gut 7 Milliarden Dollar.

Das Internetradio Pandora, das an diesem Mittwoch an die Börse strebt, hofft auf eine Bewertung von annähernd 2 Milliarden Dollar - dabei verdient die Firma kein Geld und stand zwischenzeitlich sogar vor dem Aus.

Das renommierte Wirtschaftsmagazin „The Economist“ stellte schon Ende vergangenen Jahres die Frage, ob sich eine neue Blase im Internet entwickelt, die genauso platzen könnte wie zu Zeiten der New Economy vor zehn Jahren. Damals zockten selbst Kleinanleger und verloren am Ende nicht selten ihr Erspartes.

Zwischenzeitlich haben allerdings einige Internetfirmen bewiesen, dass sich im World Wide Web gutes Geld verdienen lässt. Ein Paradebeispiel ist der Suchmaschinen-Gigant Google, der seine Aktien im Sommer 2004 für 85 Dollar an die Börse gebracht hatte - und sich damals anhören musste, das sei überteuert. Doch Google verdient Unsummen mit Werbung und heute kostet ein Google-Papier 505 Dollar.

Der Netscape-Mitgründer Marc Andreessen, der heute einer der bekanntesten Investoren im Silicon Valley ist, hat seine ganz eigene Theorie: Er sieht das ganze Gerede über eine Blase positiv - denn dann gebe es sicherlich eben keine Blase. „Wenn die Leute zu euphorisch sind, dann kriege ich Angst.“